Dortmund. . Am Samstag könnte Borussia Dortmund deutscher Meister werden und eine bislang herausragende Saison vorab mit dem ersten Titelgewinn seit 2002 krönen. Die WAZ hat die BVB-Erfolgsbausteine, auf und abseits des Rasens, zusammengestellt.
Am Samstag könnte Borussia Dortmund deutscher Meister werden und eine bislang herausragende Saison vorab mit dem ersten Titelgewinn seit 2002 krönen. Unsere Zeitung hat BVB-Erfolgsbausteine, auf und abseits des Rasens, zusammengestellt.
Gebote als Gesetze: September 2009, BVB-Trainer Jürgen Klopp hat nach dem verpatzten Saisonstart ein Krisen-Trainingslager in Ostwestfalen organisiert. Eine Teamsitzung im Hotel Klosterpforte wird zur Keimzelle des neuen BVB: Hier werden Gebote formuliert, die die Spieler bis heute wie Gesetze befolgen. Eine Auswahl: „Bedingungsloser Einsatz“, „Leidenschaftliche Besessenheit“, „Jeder stellt seine Qualität zu 100 Prozent in den Dienst der Mannschaft“. Diese Gebote stehen heute an der gelben Wand gleich hinter der Eingangstür des neuen Trainingsgebäudes und begrüßen die Spieler jeden Tag.
Klopps wilde Dreizehn: Trainer Klopp setzt auf Kontinuität. Elf seiner Profis sind in 28 oder mehr Liga-Spielen aufgelaufen. Einmalig in der Bundesliga. Jakub Blaszczykowski und Shinji Kagawa, die durch Verletzungen weniger Einsätze haben, machen aus den elf Auserwählten „Klopps wilde Dreizehn“.
Rundum zufrieden: Umfangreiche Trainer- und Betreuerstäbe sind längst selbstverständlich. Beim BVB sorgen zudem Sport-Psychologe Heiner Langenkamp sowie die Dolmetscher Junpei Yamamori und Hartmut Meuleneers für reibungslose Abläufe. Selbst eine Fußpflegerin ist für die Profis abgestellt. Und die fühlen sich wohl: Brasilianer, die zu spät aus dem Heimaturlaub kommen? Undenkbar. Ersatzspieler, die öffentlich über ihr Bankdrücker-Dasein moppern? Keine Chance.
Fair geht vor: Jürgen Klopp zwingt seine Profis im Training, knifflige Situationen spielerisch und damit ohne Fouls zu lösen. Mit Erfolg: Der BVB ist auch in Sachen Fairness Tabellenführer. Bislang gab es nur einen Platzverweis. Und diese Gelb-Rote-Karte gegen Neven Subotic in Kaiserslautern, war, wie TV-Bilder belegen, unberechtigt. Zur Fairness kommt Disziplin: Roman Weidenfeller sah in der Hinrunde vier Gelbe Karten. Die fünfte Verwarnung, der eine Sperre folgen würde, blieb bislang aus.
Effektive Nachwuchsförderung: Die produktive wie ergebnisorientierte Atmosphäre beim BVB sorgt auch abseits des Rasens für Beeindruckendes. Bei Patrick Owomoyla, Lukasz Piszczek, Mohamed Zidan, Jakub Blaszczykowski und Markus Feulner gibt es Meisterbabys. Dazu freuen sich Teamarzt Markus Braun und Athletiktrainer Oliver Bartlett über Nachwuchs. „Das habe ich noch nicht erlebt“, staunt BVB-Sportdirektor Michael Zorc, selbst dreifacher Vater.
Dede-Flashmob
Aus gutem Hause: Vor allem die jungen Borussen sind bodenständig und familiär verwurzelt: Der 18-jährige Mario Götze wohnt bei den Eltern und fährt keine Luxuskarosse, sondern einen kleinen VW. Marcel Schmelzer hat sich, als besondere Geste, die Vornamen seiner Eltern, seines Bruders und seiner Freundin auf die Fußballschuhe sticken lassen. Mats Hummels besucht häufig seine Familie in München und trägt den Namen von Freundin Cathy die ausgerechnet mal „Miss FC Bayern“ war, auf seinen Schuhen.
Weiße Wand: Bei Manuel Neuer wird über die neue Trikotfarbe diskutiert. Roman Weidenfeller dürfte eigentlich nur als weiße Wand auflaufen. In 13 Spielen ist er ohne Gegentor geblieben. Dazu hat er einen Rekord von Oliver Kahn vor Augen: Der Bayern-Torwart kassierte 2007/2008 nur 21 Tore. Bei Weidenfeller (und Ersatz Mitch Langerak) sind es bislang ganze 18.
Musik liegt in der Luft: Fußball und Musik, das passt, wie nicht nur die geplante Fußballoper im Dortmunder Opernhaus zeigt. Auch in der BVB-Kabine trägt die Musik zur (Ein-)Stimmung bei. Neven Subotic, Mohamed Zidan und Marcel Schmelzer legen als DJs auf. Dazu gibt es Süßes statt Saures: Zeugwart Frank Gräfen bringt immer einen Kuchen mit zum Spiel. Von dem naschen die Borussen auch mal vor dem Anpfiff.
Anregender Pausentee: Beim BVB sind die 15 Halbzeit-Minuten präzise verplant. Co-Trainer Peter Krawietz und Chefscout Sven Mislintat haben pünktlich zum Pausenbeginn Szenen aus der ersten Spielhälfte parat, die per Video gezeigt werden. „Wir können so den Jungs sofort zeigen, was falsch gelaufen ist“, erklärt Jürgen Klopp. Beim Pausengetränk gilt „Sportler hilft Sportlern“: Mark Warnecke, ehemaliger Weltklasseschwimmer, mixt den Borussen ein spezielles Aminosäuren-Getränk, das schnelle Regeneration garantiert. Auch deshalb können die BVB-Laufwunder, die als Team auf über 120 Kilometer pro Spiel kommen, in der zweiten Hälfte das Tempo hochhalten.
