Dortmund. .

Die Arbeitskleidung war die übliche beim 4:1-Sieg über Hannover 96, BVB-Trainer Jürgen Klopp hat aber trotzdem beobachtet, wie nach dem 1:1 vor mit 80170 Zuschauern ausverkauftem Haus „der Knopf aufgegangen ist“. Erst nach diesem 1:1. Bis dahin hatte die Dortmunder Borussia die Partie gegen den Champions-League-Aspiranten im Signal-Iduna-Park beherrscht, hatte vor allem in der ersten Halbzeit Chance um Chance herausgearbeitet – und es doch nicht geschafft, die Überlegenheit in Treffer auszudrücken. Dann aber kam Mario Götze.

Das Szenario: Mohammed Abdellaoue hatte in der 57. Minute aus heiterem Himmel das 1:0 für das Team von Trainer Mirko Slomka erzielt. Und Götze beantwortete diese Provokation nur 134 Sekunden später. Mit einem herausgezauberten Treffer, mit einem Treffer nach einem mitreißenden Solo, mit ein bisschen Glück beim Abschluss. 1:1. Der Knopf war aufgegangen. Klopp schwärmte von „einem phantastischen Tor“. Er lobte den 18-jährigen Götze für „ein überragendes Spiel“.

„Ihr habt dann einfach weitergespielt“, diagnostizierte Slomka, „ihr habt euch dann in einen Rausch gespielt.“ Die Folge dieses Rausches waren Kopfschmerzen auf Hannoveraner Seite. „So zurückzukommen, das ist wichtig“, verkündete Klopp. Lucas Barrios, der in der ersten Halbzeit zwei Großchancen mit südamerikanischer Lässigkeit ausgelassen hatte, traf per Kopf zum 2:1 (64.). Und Barrios erzielte auch das 3:1 (73.) und legte Kevin Großkreutz das 4:1 mit der Hacke auf. All das, was so lange in der Saison abgerufen werden konnte, was zuletzt beim 0:1 gegen Hoffenheim und beim 1:1 gegen Mainz aber selten aufblitzte, war wieder vorhanden. Die Geschwindigkeit der Gedanken. Die Selbstverständlichkeit und die Leichtigkeit in den Aktionen. Nicht nur das pure Können. Nicht nur die pure Struktur. Nicht nur der pure Wille.

Zwischen „Das Spiel im Griff haben“ und „Das Spiel gewinnen“ klafft eben doch noch eine Lücke. Im Griff hatte der BVB die nur in den ersten zehn Minuten nach Dominanz strebenden Hannoveraner, weil von Torhüter Roman Weidenfeller bis zur Spitze Barrios alle funktionierten. Die Defensivarbeiter und Überfallkünstler aus Niedersachsen standen gut – aber Möglichkeiten gab es dennoch. Götze (6.), Freistoß von Nuri Sahin (10.), Barrios schon durch und doch vorbei (18.), Gewaltschuss von Robert Lewandowski (19.). Undsoweiter. Dass der Meister des Chancenauslassens der kochendheiße Meisterschaftskandidat bleibt, es lässt sich auf den befreienden Geniestreich eines Einzelnen zurückführen. Oder auf die Beharrlichkeit und die Klasse des Kollektivs. Doch, wie auch immer. „Die direkte Champions-League-Quali sollten wir geschafft haben“, konnte Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke am Ende behaupten. Und das ist unter dem Strich eines Ökonomen wichtiger als der Gewinn des Titels.

Und weil Götze nach seinem Treffer das Trikot lüftete und darunter auf einem Zweittrikot die Nummer 17 und den Namen Dede vorzeigte, kam auch das Gefühl nicht zu kurz. „Das war die schönste Überraschung meines Lebens“, erklärte der nach 13 BVB-Jahren scheidende Brasilianer. Und dass Mario Götze einfach „ein feiner Kerl“ sei, sagte er auch. Möglicherweise hat das die Sorge von Klopp, dass sein Jungstar abheben könnte, zusammenschrumpfen lassen. Auf mittleres Maß.