Dortmund. . Der dienstälteste BVB-Spieler verlässt nach 13 Jahren Vereinszugehörigkeit Borussia Dortmund. Zu welchem Klub der Deutsch-Brasilianer wechselt, ist allerdings noch unklar. Bewegender Abschied.
Es war ein Moment, der selten ist im Profigeschäft: Leonardo de Deus Santos kauert auf seinem Stuhl. Der Blick geht ins Leere. Die Zunge streicht immer wieder über die Lippen. Beinahe andächtig lauscht der dienstälteste BVB-Spieler dem dienstältesten Manager der Liga. Michael Zorc berichtet, ebenfalls sichtlich ergriffen, von mehreren Gesprächen und von Vorstellungen. Von Übereinstimmungen und einer Übereinkunft. Zorc holt weit, angemessen weit, aus. Seine Worte fallen ihm nicht leicht. Jetzt holt Dede tief Luft, pustet lange aus. Dann sagt er: „Das ist der schwerste Tag in meiner Karriere. Aber es ist leider Zeit zu gehen.“
In einer bewegenden Ansprache bedankt er sich: „Man hat mich hier in den Arm genommen. Als ich ankam, dachte ich, ich bleibe vielleicht drei Jahre und gehe dann zurück nach Brasilien. Ich dachte, Deutschland ist nichts für mich. Doch dann habe ich gelernt, diesen Verein zu lieben. Ich hätte nicht gedacht, dass Menschen einen Verein so lieben können. Ich möchte mich bei allen bedanken. Bei den Fans. Bei den Leuten im Verein. Bei den Presseleuten.“
Beim BVB enttäuschte nicht nur Großkreutz
Dede – er war 1998 der erste Transfer des neuen Sportdirektors Michael Zorc. Er war an jenem 4. Mai 2002, in Minute 74 des letzten Saisonspiels gegen Werder Bremen, mit seiner Flanke auf Ewerthon der Wegbereiter zur bis heute letzten deutschen Meisterschaft. Er war so etwas wie ein Integrationsminister (für alle Südamerikaner, die ihm nachfolgten), er war Publikumsliebling (für alle Schwarzgelben). Er war bis vergangenen Sommer der Brasilianer mit den meisten Einsätzen in der Bundesliga-Geschichte. Und er war Vorbild – nicht zuletzt für seinen eigenen Nachfolger: Marcel Schmelzer.
Weil der „als Spieler und als Persönlichkeit eine der außergewöhnlichsten Entwicklungen hinter sich hat“, die Jürgen Klopp in seiner Trainerkarriere erlebt hat, konnte es für Dede keine Zukunft beim BVB geben. Die Entscheidung des Trainers pro Schmelzer habe er akzeptieren können, nicht aber, dass mit dieser für ihn eine zweite Karriere als Bankangestellter verbunden war. „Ich bin noch schnell, ich hab meine Qualitäten“, sagt Dede. Zorc pflichtet bei: „Dede ist noch zu jung und zu gut, um nicht häufiger zu spielen. Aber es ist kein Geheimnis, dass wir weiter mit Schmelle planen.“ Mit Schmelzer und mit einem jungen, zweiten Mann, der nicht viel kostet; idealerweise also mit einem Lukasz Piszczek für links. Zukunftsmusik.
Wo Dede in Zukunft seine Qualitäten einbringen wird, habe er noch nicht endgültig entschieden. Eigentlich hatte er geplant, seine Karriere auch in Dortmund zu beenden. „Aber man kann im Leben halt nicht alles planen.“
In Dortmund, mit dem BVB hat Dede mehr erlebt, als mancher zu planen wagt. „Ich hab die Tiefzeit in der hundertjährigen Vereinsgeschichte mitgemacht“, sagt Dede und meint die Beinahe-Insolvenz 2005. „Als meine Freunde gingen und ich blieb, haben sie gefragt: Dede, bist du doof?“ Nein, war er nicht. Er war treu. Am Ende auch, als 2007 der AS Rom nach ihm rief. Für diese Treue wird er gewürdigt, am 14. Mai vor dem letzten Heimspiel gegen Frankfurt.
„Jetzt“, sagt Dede, „kann ich den Verein verlassen. Jetzt geht es ihm wieder gut.“ Dabei sitzt er aufrecht. Und er geht erhobenen Hauptes.