Dortmund/München. . Ottmar Hitzfeld hat sowohl mit den Bayern als auch mit dem BVB die Meisterschaft und die Champions League gewonnen. Er glaubt, dass der BVB verliert, trotzdem den Titel holt und es danach schwer haben wird.
Wenn am Samstag (18.30 Uhr) der FC Bayern München den Tabellenführer Borussia Dortmund empfängt, fiebert auch Ottmar Hitzfeld mit. Der 62-jährige Trainer wurde sowohl mit dem FCB (5-mal) als auch dem BVB (1995, 1996) Deutscher Meister und gewann mit beiden Klubs zudem die Champions League (1997, 2001). „Ich freue mich wie jeder Fußball-Fan auf das Spitzenspiel“, sagt er. „Da trifft der amtierende Meister auf den kommenden Meister.“
Herr Hitzfeld, wissen Sie, wann der BVB das letzte Mal in München gewonnen hat?
Ottmar Hitzfeld: Hmmh, nein.
Im Oktober 1991, ein 3:0.
Hitzfeld: Ach, in meinem ersten Jahr beim BVB. Wir haben frech gespielt, gutes Forechecking gezeigt, verdient gewonnen.
Kommt es im Herbst zum 20-jährigen Jubiläum oder wird die Negativ-Serie am Samstag reißen?
Hitzfeld: Ich glaube nicht, dass die Serie reißt. Da treffen die beiden besten Mannschaften Deutschlands aufeinander. Wenn die Bayern, wie gegen Inter Mailand, alle Mann an Bord haben, sind sie stärker. Sie haben die reifere Mannschaft und etwas mehr Klasse als die Dortmunder.
Wird der BVB Meister?
Hitzfeld: Ja. Wunder können geschehen, aber auch die zehn Punkte Vorsprung, die es nach einer Niederlage in München wären, sind nicht mehr einzuholen. Der BVB spielt eine außergewöhnliche Saison, ist beeindruckend stabil und hat die Schwächen der Bayern ausgenutzt. Die Dortmunder haben gezeigt, dass sie mit kleinen Rückschlägen umgehen können. Sie spielen attraktiven Fußball. Sie haben den Titel verdient.
Die Frage an den Meistertrainer: Was ändert sich nach einem Titelgewinn?
Hitzfeld: Viel. Danach ist von allen Beteiligten Schwerstarbeit gefordert, aber mit Hans-Joachim Watzke, Michael Zorc und Jürgen Klopp hat der BVB die richtigen Leute. Bei den Spielern werden Begehrlichkeiten geweckt. Da geht es um besser dotierte Verträge, um den Egoismus Einzelner. Außerdem werden die Bayern und Vereine aus dem Ausland versuchen, Leistungsträger wegzulotsen. Da gibt es einige Spieler, die interessant sind. Aber die meisten BVB-Spieler sind ja langfristig gebunden.
Wie wirkt sich ein Titel auf das Umfeld eines Klubs aus?
Hitzfeld: Im Umfeld ändert sich die Erwartungshaltung. Wenn es dann in Dortmund mal nicht so läuft, wird Kritik laut. Und es wird Rückschläge geben. Schauen Sie sich die Meister Stuttgart von 2007 und Wolfsburg von 2009 an. Die sind danach abgestürzt. Diese ex-treme Gefahr sehe ich aber beim BVB nicht. Der Kader hat mehr Potenzial und ist ausgeglichener besetzt.
Kaufen die Bayern im Sommer ein und schlagen zurück oder trauen Sie dem BVB, wie mit Ihnen 1995/1996, einen Doppeltitel zu?
Hitzfeld: Ich halte es für möglich, die Mannschaft kann sich weiter entwickeln. Die jungen Spieler sind hungrig. Aber der BVB wird nicht noch einmal so eine Sensationssaison spielen. Die Bayern haben nicht zwingend Riesentransfers nötig. Da ist genug Substanz im Kader.
Wenn nicht um Spieler, dann könnten sich die Bayern um einen neuen Trainer bemühen. Jürgen Klopp war schon einmal ein heißer Kandidat in München.
Hitzfeld: Ich schätze Jürgen Klopp sehr. Seine Leidenschaft, wie er sich vor seine Spieler stellt, sie schützt. Dazu steht er für offensiven wie attraktiven Fußball. Ich denke, er ist als Bayern-Trainer im Moment kein Thema, aber das kann schnell gehen. Das würde aber ganz anders als in Dortmund.
Inwiefern?
Hitzfeld: Du arbeitest nur mit Stars, mit 20 Nationalspielern, die immer alle spielen wollen. Jede Saison ist ein Titel Pflicht. Zudem schaut ganz Fußball-Deutschland auf dich. Und das Umfeld wird schnell unruhig. Das kannst du nicht mit Dortmund vergleichen.
Das gilt in der anderen Richtung für Feierlichkeiten nach der Meisterschaft.
Hitzfeld: Ja. Als ich mit dem BVB Meister geworden bin, war das ein Traum. Hunderttausende haben uns gefeiert. Das gibt es nur in Dortmund.