Dortmund. .

Es war einer jener Momente, die in Erinnerung bleiben. Ein Moment des Innehaltens. Ein beeindruckender Moment. Als alle anderen schon in der Kabine waren, forderten die Fans noch einmal Shinji Kagawa (21). Der kleine Japaner, seit gerade einmal zweieinhalb Monaten in Dortmund und schon mit einem eigenen Lied bedacht, stand plötzlich ganz allein vor der riesigen Südtribüne – und dirigierte sie.
„Unbeschreiblich“, sagte Kagawa später, noch völlig ergriffen. So etwas habe er noch nie zuvor erlebt. Es war der nochmalige Dank des Volkes an den Derby-Helden.

Gegen Kaiserslautern allerdings hatten sich schon wieder andere in den Vordergrund gespielt. Und genau das zeichnet diese Dortmunder Mannschaft derzeit aus. „Wir haben so viele gute Spieler, auf dem Platz, aber auch auf der Bank“, sagt beispielsweise Kuba Blaszczykowski, selbst gerade erst wieder in die Startelf rotiert worden, „da ist es fast egal, wer spielt. Wir sind immer stark.“

Es ist dieser Fundus an guten Fußballern, gepaart mit einem einwandfreien Charakter derselben, der den BVB derzeit für den Gegner unberechenbar macht. „Man muss lange zurückdenken, um auf eine Dortmunder Mannschaft zu stoßen, die so gut gespielt hat“, sagt der nicht gerade für seinen Überschwang bekannte Sportdirektor Michael Zorc. Borussia hat nicht schlicht, aber einfach eine richtig gute Mannschaft, aus der immer wieder andere noch ein Stückchen weiter herausragen.

Dem Derby auf Schalke hatte eben Kagawa seinen Stempel aufgedrückt. Die Story zum Krimi in Lviv hatten Topscorer Lucas Barrios (drei Vorlagen, ein Treffer) und Doppeltorschütze Mario Götze geliefert. Und davor, beim bereits überzeugenden 2:0 gegen Wolfsburg, hatte schon einmal Nuri Sahin mit einer außergewöhnlichen Leistung aufgewartet – der er am Mittwoch gleich die nächste folgen ließ.

Drei Torvorbereitungen in einem Spiel waren in dieser Saison zuvor keinem anderen Bundesligaspieler gelungen. „Wir freuen uns, dass er bei der türkischen Nationalmannschaft nur trainiert und gut regenerieren kann“, kommentiert Trainer Jürgen Klopp in seiner ihm eigenen Art – um dann aber anzufügen: „Wir werden Guus Hiddink gern die DVD vom Lautern-Spiel schicken.“

Seitdem der türkische Nationaltrainer Sahin auf die Tribüne versetzt hat, spielt dieser beim BVB ganz groß auf. Dass er nichts mehr zu diesem Thema sagt, spricht für ihn – und stellvertretend für die Bodenhaftung der ganzen Mannschaft. Sorgen, dass sich jemand auf den Erfolgen ausruhe, müsse sich jedenfalls niemand machen. „Fragen Sie mal den Trainer. Der muss eher dafür sorgen, dass wir nicht zu viel trainieren. Denn wir haben alle richtig Bock drauf.“

Minuten bevor Shinji Kagawa gefeiert wurde, hatte noch die ganze Mannschaft vor der Südtribüne gesessen. Trainer Jürgen Klopp indes überließ seinen Spielern die Bühne. Nach seiner Gratulationstour wandte er sich galant ab, und der Haupttribüne zu. Voller Freude, mit angemessenem Stolz. Er winkte, er klatschte, er jubelte. Und dann schlug er sich wieder mit der rechten Faust entschieden auf die linke Brust; dort, wo Herz und BVB-Emblem ihren Platz haben. Eine Szene, die immer häufiger zu beobachten ist. Auch ein Moment, der bleibt.