Dortmund. .
Borussia Dortmund will über die Aserbaidschaner von Qarabag FK wieder zur Größe im internationalen Fußball werden. Der Trainer der Gäste hat allerdings etwas dagegen.
Sollte es doch noch eines Beweises bedurft haben, dass Borussia Dortmund Qarabag Agdam im Play-off-Hinspiel zur Europa League an diesem Donnerstag (21.05 Uhr, live im ZDF und im DerWesten-Ticker) am besten nicht auf die leichte Schulter nimmt, so wurde dieser am Mittwoch erbracht.
Um fünf vor eins betrat Gurban Gurbanov (38) die Bühne. Qarabags Trainer sprach in kurzen Sätzen. Der erste: „Wir sind sehr gut vorbereitet.“ Der zweite: „Wir wissen, was es heißt, ein Play-off zu spielen.“ Der dritte: „Wir werden bis zum Ende kämpfen und natürlich auch gewinnen.“ Mutige Ansage, Ende der Durchsage. Markige Worte aus einem markanten Gesicht. Wann boxt der gegen Klitschko, fragte der Kollege zur Rechten. Eine berechtigte Frage, durchaus. Der Ex-Profi kann kaum kaschieren, dass er selbst noch regelmäßig trainiert. Nur gut, dass heute Abend nicht geboxt, sondern Fußball gespielt wird.
Wie gut die Unbekannte aus Aserbaidschan in dieser Disziplin ist, weiß jedoch keiner so genau. Zwar sagt BVB-Trainer Jürgen Klopp, er habe derzeit mehr Bildmaterial von Qarabag als von Leverkusen, dem ersten Gegner in der Liga, die tatsächliche Höhe dieser ersten Hürde kann aber auch er nicht bestimmen. Einzig die Gewissheit, dass sie tunlichst übersprungen werden sollte, eint alle Borussen.
Immerhin bietet die Gruppenphase der Europa League die Chance zu neuer Reputation und trägt zur weiteren finanziellen Rehabilitierung des Vereins bei. Auf oberhalb von fünf Millionen Euro beziffert Sportdirektor Michael Zorc die Mehreinnahmen, die zu generieren wären.
Diese Wichtigkeit, sagt Jürgen Klopp, sei allen Beteiligten bewusst. Dem Trainer aber ist die sportliche Komponente durchaus wichtiger. „Wir“,sagt Klopp, „wollen die sportliche Chance nutzen. Wir wollen die Entwicklung der vergangenen zwei Jahre weiter vorantreiben.“ Und dazu braucht es die Spiele auf internationaler Bühne. „Jedes Spiel im Europapokal, egal ob es gewonnen oder verloren wird, bringt dich sehr weiter“, sagt Nuri Sahin.
Europapokalspiel Nr. 166
Die Mannschaft sei nun bereit für diese Herausforderung. „Schließlich“, so der 21-Jährige, „wollen wir alle eine vernünftige Karriere hinterlegen.“ Damit die internationale Laufbahn in diesem Jahr Fahrt aufnimmt, sollte der BVB sein Europapokalspiel Nr. 166 tunlichst gewinnen. Wie das geht, ist heute nur noch in den Annalen der Vereinsgeschichte nachzulesen. Der letzte Heimsieg im Europapokal datiert vom 15. Oktober 2003. Ein gewisser Lars Ricken traf damals zum 1:0 gegen Austria Wien.
Schnee von gestern. Wie auch das 0:2 gegen Udinese Calcio beim letzten internationalen Auftritt an der Strobelallee im September 2008. Eine Niederlage, aus der Klopp und seine Elf gelernt haben wollen: „Wir sind damals zweimal brutal in Konter gelaufen, weil wir uns in der Absicherung falsch verhalten haben.“ Fehler, die heute nicht mehr passieren würden. Fehler, die heute nicht mehr passieren sollten.
Denn auch bei Qarabag Ag-dam hat Klopp das Umschalten auf Offensive als größte Stärke ausgemacht. Sprich: Die flinken Aserbaidschaner können schnell laufen; schnell und unermüdlich. Denn Gurban Gurbanov setzt auf einheimische Spieler. Man darf also ein hohes Maß an Identifikation mit dem Verein erwarten, und mit ihr an Bereitschaft bis zur Leidenschaft.
Die jedoch wird auch den Borussen bescheinigt. Heute Abend wäre beste Gelegenheit zur Beweisführung. „Vorfreude“, sagt jedenfalls Klopp, „haben wir lange genug gehabt. Jetzt ist Anspannung dazu gekommen.“