Essen. .

Elf Spiele in Folge hat Bayern München gewonnen. Die letzte Niederlage für den Rekordmeister datiert vom 3. November 2009. Nun sollen die schwächelnden Borussen aus Dortmund die unschlagbaren Bayern bremsen. Wie das gehen soll? Wir haben den Bayern-Besieger schlechthin befragt: Jürgen Röber.

Herr Röber, ganz schön laut bei Ihnen. Wo erreichen wir Sie gerade?

Jürgen Röber: Ich bin beim Skifahren mit meinem Sohn.

Können Sie sich denken, warum wir uns melden?

Röber: Helfen Sie mir auf die Sprünge.

Sie waren im Januar 2007 BVB-Trainer, als die Dortmunder das letzte Mal die Bayern geschlagen haben. Sie wissen, wie’s geht.

Röber: Moment. Ich habe nicht nur mit dem BVB die Bayern geschlagen. Das ist mir auch schon 1994 im ersten Spiel mit dem VfB Stuttgart gelungen. Das war übrigens auch der 13. Februar und in München. Wie passend. Danach habe ich die Bayern noch mit Hertha BSC Berlin und mit dem VfL Wolfsburg geschlagen. Ich weiß nicht, ob noch jemand so oft gegen die Bayern gewonnen hat.

„Oh Gott, da kommt der Röber wieder“

Sie sind also der richtige Ansprechpartner.

Röber: Wenn Bayern-Legende Franz Beckenbauer mich früher gesehen hat, hat er immer gesagt: „Oh Gott, da kommt der Röber wieder. Das wird heute eng.“

Kommen wir zurück zu Ihrem letzten Sieg gegen die Bayern, mit dem BVB.

Röber: Ein Wahnsinnsspiel. Unser frühes 1:0, dann liegen die Bayern 2:1 vorne, und mit zwei Toren in drei Minuten gewinnen wir doch noch 3:2.

So spannend muss es Samstag nicht werden. Ein 1:0 würde dem BVB reichen. Wie könnte das klappen?

Röber: Das wird nicht einfach. Ich habe die Bayern letzten Samstag in Wolfsburg gesehen. Da geht die Post ab. Vor allem die Offensive ist der Wahnsinn. Mit welchem Tempo die spielen und wie die arbeiten. Da ist Robben. Wenn der fit und gesund ist, kannst du ihn nicht ausschalten. Dazu Ribery, Müller, der unglaublich weite Wege geht, Gomez, der viel arbeitet, und Olic, der marschiert, marschiert und marschiert. Das ist wie eine Dampflok. Damit sind sie auch in Europa ganz weit vorne. Und dahinter harmonieren van Bommel und Schweinsteiger richtig gut.

„Du musst die Räume nutzen“

Münchens Roy Makaay (links) in der Saison 2006/07 neben BVB-Trainer Jürgen Röber.
Münchens Roy Makaay (links) in der Saison 2006/07 neben BVB-Trainer Jürgen Röber.

Klingt unschlagbar.

Röber: Nein, das sind sie nicht. Vorab: Ich darf mich nicht hinten reinstellen und reagieren, das wird Jürgen Klopp wissen. Du musst die Räume nutzen, die sich beim Spiel der Bayern einfach ergeben. Ich muss nach der Balleroberung schnell umschalten und die Bayern in der Rückwärtsbewegung richtig fordern.

Das haben die Wolfsburger gut gemacht. Sie haben nur ihre Torchancen nicht genutzt.

Röber: Deshalb war es richtig, dass Bayern-Trainer Louis van Gaal, den ich sehr schätze, gleich nach dem Spiel vor Arroganz und Selbstzufriedenheit gewarnt hat.

Sie haben das Mittelfeld und den Sturm der Bayern gelobt. Was ist mit der Abwehr?

Röber: Die ist meiner Meinung nach anfällig. Badstuber und Lahm sind gut. Aber die Innenverteidiger…

...van Buyten und Demichelis...

Röber: Genau. Bei Standards sind die gut. Aber im Spiel agieren sie immer mal wieder grob fahrlässig, sind zu unbeweglich, so wie zuletzt Demichelis im DFB-Pokal beim ersten Tor der Fürther. Die musst du unter Druck setzen. Dann ergeben sich Chancen. Und die musst du nutzen. Borussia Dortmund hat ja torgefährliche Leute, wie Lucas Barrios. Also, es wird sehr schwierig, aber unschlagbar sind die Bayern nicht. Und jede Serie hat ein Ende.

Ihrem BVB-Sieg gegen den Rekordmeister folgten Anfang 2007 sechs Niederlagen in den nächsten sieben Spielen. Dann war Ihr Kurz-Engagement beendet.

Röber: Es hat einfach nicht gepasst.

„Der Meistertitel war ‘was Tolles“

Dürfen wir noch ein dunkles Geheimnis von Ihnen preisgeben?

Röber: Was kommt denn jetzt?

Sie haben in der Saison 1980/81 für die Bayern gespielt und sind Meister geworden, der einzige Titel in Ihrer Profi-Karriere.

Röber: Das war trotz des Titels kein einfaches Jahr. Vorher war ich Stammspieler, bei den Bayern saß ich auf der Bank. Nach einer Saison habe ich den Schritt ins Ausland gewagt. Aber ich habe auch viel gelernt. Und der Meistertitel war ‘was Tolles.