Leverkusen. Der nicht gegebene Elfmeter in Leverkusen erhitzt die BVB-Gemüter. Sportdirektor Sebastian Kehl sorgt sich auch um Karim Adeyemis Ruf.
Edin Terzic schüttelte erst ordnungsgemäß die Hand mit seinem Kollegen Xabi Alonso, dann führte ihn sein Weg schnurstracks zu Schiedsrichter Daniel Siebert. Der Trainer von Borussia Dortmund hatte Gesprächsbedarf und war erkennbar geladen, engagiert redete er auf Siebert ein, gestikulierte dabei angeregt. „Ich habe ihm klipp und klar meine Meinung gesagt“, sagte der noch immer wütende Terzic einige Minuten später am DAZN-Mikrofon.
Worum es ging? Um ein vermeintliches Foul an Karim Adeyemi, das Terzic als elfmeterwürdig einstufte - das der Schiedsrichter aber anders beurteilt hatte. Adeyemi hatte sich in den Strafraum gedribbelt, war von Exequiel Palacios und und Edmond Tapsoba in die Zange genommen worden (73.). Einen Kontakt gab es zwar, ob der allerdings ursächlich für Adeyemis doch reichlich spektakulären Fall war, zweifelte Siebert wohl zu Recht an. Doch es gab noch eine zweite Szene, die Terzic in Rage versetzte: Seiner Meinung nach hätte Bayer-Profi Palacios Gelb-Rot sehen müssen, weil er während eines Dortmunder Konters ein taktisches Foul beging. Siebert aber hatte den Vorteil laufen lassen - und durfte daher dann nicht mehr nachträglich Gelb zeigen, weil es sich nicht um ein hartes Foul gehandelt hatte.
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl äußerte sich eine Stunde später deutlich ruhiger, aber in der Sache ähnlich: „Ich glaube, dass in der Bundesliga schon für deutlich weniger Elfmeter gegeben wurde, und das habe ich dem Schiedsrichter auch gesagt“, erklärte er. „Aber wir haben uns dann ganz vernünftig dazu ausgetauscht und er hat versucht, seine Linie zu erklären.“
Scheidsrichter Siebert verweigerte auch Leverkusen einen möglichen Elfmeter
Zu Sieberts Erklärung passte, dass er in einer ähnlichen Szene in der 61. Minute auch Leverkusen einen Elfmeter verweigert hatte: Da hatte Emre Can im eigenen Strafraum Palacios am Fuß getroffen und erst danach den Ball gespielt, auch da aber war Siebert bei seiner recht großzügigen Auslegung in der Zweikampfführung geblieben.
Darüber sprachen die Dortmunder nicht, auch nicht Julian Brandt - der trotzdem einen etwas anderen Blick auf die Szene hatte als seine Vorgesetzten: „Auf dem Feld habe ich mich natürlich auch beschwert“, sagte er und holte dann etwas aus: „Wenn wir uns jetzt darauf einigen, dass es ein Elfmeter war, ärgere ich mich natürlich darüber. Ich fände es aber fatal, sich nur auf diese Szene zu stürzen. Denn das Spiel hat 90 Minuten gedauert, es gab vielleicht 16 Ecken für die Leverkusener, dazu viele Chancen und Abschlüsse. Ja, es gab die Elfmeter-Szene, aber im großen und ganzen hat es Leverkusen deutlich mehr verdient, das Spiel zu gewinnen als wir.“
BVB-Sportdirektor Sebastian Kehl schützt Karim Adeyemi
Das war auch Sportdirektor Kehl klar, aber das änderte nicht am Blick auf die Elfmeter-Szene. Ein Anliegen aber hatte der Sportdirektor noch: „Mir ist wichtig, dass bei den Bundesliga-Schiedsrichtern nicht der Eindruck entsteht: Wenn Karim Adeyemi in den Strafraum geht, gibt es am Ende keinen Elfmeter“, sagte er. „Da muss und will ich unseren Spieler schützen und da bitte ich einfach nur um eine objektive Bewertung einer solchen Szene und das müssen wir zukünftig wieder hinbekommen. Ich glaube, wenn der Schiedsrichter sich anschaut, gibt er am Ende Elfmeter.“
Hintergrund zu Kehls Sorge: In der vergangenen Rückrunde hatte Adeyemi bei den Siegen gegen Union Berlin (2:1) und Eintracht Frankfurt (4:0) jeweils versucht, einen Elfmeter zu schinden und hatte jeweils die Gelbe Karte gesehen. Nun fürchtet man in Dortmund, dass sich beim schnellen Flügelflitzer der Ruf als Schwalbenkönig festsetzt.