Dortmund. Erst 0:2, am Ende 4:2: Der BVB gewinnt am Tag vor der Mitgliederversammlung nach einer wilden ersten Halbzeit gegen Mönchengladbach.
Es war eine wilde Achterbahnfahrt, das Borussen-Duell an diesem verregneten Samstag im November. Dortmund lag gegen Mönchengladbach nach einem desaströsen Auftritt in der ersten halben Stunde schon 0:2 zurück, drehte das Spiel aber noch vor der Pause mit einer bemerkenswerten Aufholjagd. Der BVB gewann letztlich mit 4:2 (3:2) und befreite sich vor der Mitgliederversammlung am Sonntag in der Fußball-Bundesliga zumindest vorerst wieder etwas aus der Drucksituation, die durch die Niederlagen gegen Bayern München (0:4) und beim VfB Stuttgart (1:2) entstanden war. Als Tabellenvierter hat der Vizemeister allerdings bereits zehn Punkte Rückstand auf Spitzenreiter Bayer Leverkusen.
BVB-Trainer Edin Terzic hatte gegen Gladbach wieder auf seinen Kapitän zurückgreifen können: Emre Can hatte seine Knieprobleme überwunden und spielte anstelle von Salih Özcan im zentralen Mittelfeld. Ramy Bensebaini rückte zudem als Linksverteidiger in die Startelf, dafür muss Niklas Süle auf der Bank Platz nehmen. Verzichten musste Terzic gegen Gladbach auf Sebastien Haller und Karim Adeyemi. Die beiden Offensivspieler fehlten erkrankt, Marco Reus und Jamie Bynoe-Gittens spielten von Beginn an. Beim BVB gab es damit im Vergleich zur Partie in Stuttgart (1:2) vier Änderungen, bei den Gladbachern nur eine. Jordan Siebatcheu, der beim 4:0 gegen Wolfsburg wegen einer Adduktorenverletzung gefehlt hatte, gehörte zur Anfangsformation, Tomas Cvancara saß zunächst auf der Bank.
Die Gladbacher begannen vor 81.365 Zuschauerinnen und Zuschauern im ausverkauften Dortmunder Stadion schwungvoll. Manu Koné bediente in der 3. Minute Luca Netz auf der linken Seite mit einem Steilpass, der U21-Nationalspieler schloss aus rund zehn Metern und spitzem Winkel, BVB-Torwart Gregor Kobel parierte. Die Dortmunder wirkten verunsichert, agierten fehlerhaft, ließen den Gästen viel Raum. Nachdem Ramy Bensebaini ein Fehlpass beim Spielaufbau unterlaufen war, brachten die Gladbacher den Ball zunächst in die eigene Hälfte, um dann anzugreifen. Gegen die aufgerückte Dortmunder Abwehrreihe spielte Alassane Pléa einen Pass in die Tiefe auf Rocco Reitz. Gladbachs Senkrechtstarter nahm Tempo auf, ließ BVB-Torwart Gregor Kobel mit einem Schuss aus zwölf Metern keine Chance (13.). 1:0 für die niederrheinische Borussia.
BVB-Fans pfeifen nach zweitem Gegentor
Auch nach dem ersten Treffer präsentierte sich die Dortmunder Defensive fehleranfällig und erschreckend passiv. Nach einer Ecke von Franck Honorat kam Koné an der Strafraumgrenze an den Ball. Der Franzose ließ drei Gegenspieler stehen, traf dann aus 15 Metern mit einem platzierten halbhohen Ball. Koné ließ das Stadion zunächst verstummen, danach gab es laute Pfiffe von den Rängen. Die Reaktion der Fans schien eine Wirkung zu entfalten. Plötzlich wachte die BVB-Mannschaft auf.
Nach einer Balleroberung von Reus setzte sich Julian Brandt auf dem rechten Flügel durch. Der Nationalspieler flankte gefühlvoll auf die andere Seite, wo Marcel Sabitzer lauerte. Der Österreicher traf mit einer Direktabnahme zum 1:2, sein Schuss wurde von Joe Scally noch abgefälscht (30.). Und der BVB legte nach: Bynoe-Gittens spielte einen Pass in den Lauf von Niclas Füllkrug, der ausglich (32.). Damit nicht genug vor der Pause: Bynoe-Gittens erzielte nach Vorlage von Füllkrug noch das 3:2 (45.). Von dem Gladbacher Schwung der ersten halben Stunde war nichts mehr zu sehen. Jetzt dominierte Dortmund. Reus hatte noch die Großchance zum 4:2, scheiterte mit dem Lupfer aber an Torwart Moritz Nicolas. Es war ein turbulentes, torreiches Borussen-Duell in der ersten Halbzeit.
Gladbachs Pléa prallt mit BVB-Kapitän Can zusammen
Auch nach der Pause gab der BVB den Ton an. Füllkrug scheiterte mit einem Kopfball an Gladbach-Torwart Moritz Nicholas (54., kurz darauf war der Schlussmann erneut zur Stelle, als Bynoe-Gittens aus abseitsverdächtiger Position abschloss. Einen Schockmoment hatte es zuvor gegeben, als Pléa nach einem Zusammenprall mit Can auf dem Rasen lag. Der Franzose stand nach einer etwas längeren Unterbrechung auf, musste vom Feld, spielte aber weiter.
Terzic hatte zur zweiten Halbzeit Giovanni Reyna für Sabitzer eingewechselt, Gladbach-Trainer Gerardo Seoane hatte Cvancara für Jordan aufs Feld geschickt, der Schulterprobleme hatte. Offensiv konnten die Gäste zunächst kaum noch Akzente setzen. Erst nach gut einer Stunde wagten sich die Gladbacher wieder etwas mehr nach vorne. Der für Reitz eingewechselten Nathan Ngoumou verpasste eine Chance in der 70. Minute bei der Ballannahme vor dem Tor, er konnte die Kugel in aussichtsreicher Position nicht unter Kontrolle bringen. Der BVB hatte das Geschehen trotz der knappen Führung zunächst im Griff. Gladbachs Christoph Kramer vergab in der Nachspielzeit allerdings eine Riesenchance, als er den Ball aus zwölf Metern nur knapp am Tor vorbeisetzte. Donyell Malen setzte mit dem 4:2 letztlich den Schlusspunkt (90.+7).
Dortmund hat seit neun Jahren alle Borussen-Duelle im eigenen Stadion gewonnen. Weiter geht es für den BVB in der Champions League am Dienstag (21 Uhr) bei der AC Mailand. Mit einem Sieg hätte Dortmund das Achtelfinal-Ticket sicher.