Dortmund. Dortmund müht sich zu einem 1:0 gegen den VfL Wolfsburg und sucht weiter nach Kreativität. Die Verantwortlichen reagieren gereizt.
Edin Terzic gefiel die Frage nicht, und das bedeutet meist, dass sie berechtigt gewesen ist. Borussia Dortmunds Trainer senkte leicht den Kopf, zog die Augenbrauen zusammen. Terzic überlegte sich seine Antwort genau. „Pragmatismus klingt jetzt immer so negativ“, begann er am Samstagnachmittag dann seine Ausführung. „Ob das ein neuer BVB-Pragmatismus ist, müsst ihr entscheiden“, sagte er zu den Journalisten im Pressekonferenzraum des Dortmunder Stadions. „Ich finde, es war heute sehr klar, sehr kontrolliert.“
Das eine schließt das andere nicht aus. Es war mal wieder ein äußerst mühsamer, gequälter Auftritt des BVB mit dem zweitteuersten Kader der Bundesliga, der noch nicht das gebündelten Talent, insbesondere in der Offensive, auf den Rasen bringt. „Man sieht, dass wir nicht komplett im Flow sind, dass wir uns schwertun“, sagte Marco Reus nach dem 1:0 (1:0) über den VfL Wolfsburg. „Da geht es nur gemeinsam raus.“ Erst müsse harte Arbeit erfolgen, dann komme das Spielerische hinzu, meinte der 34-Jährige.
Nur: Wann das endlich der Fall sein wird, bleibt auch nach dem fünften Spieltag offen.
BVB zeigt eine Steigerung
Reus, gegen Wolfsburg erstmals seit dem Liga-Auftakt gegen den 1. FC Köln, ebenso ein biederes 1:0, wieder in die Startelf berufen, erlöste die Dortmunder in der 68. Minute. Der BVB trug da einen der wenigen ordentlichen Angriff über die linke Seite vor. Julian Brandt gab nach innen, Reus schob ein. An einem äußerst unspektakulären Nachmittag konnte das Bollwerk der Niedersachsen doch noch irgendwie gebrochen werden. „Es war deutlich sauberer und klarer ausgespielt“, lobte Terzic. „Wir haben versucht, uns den Gegner zurechtzulegen.“ Sportdirektor Sebastian Kehl sah die Mannschaft „viel griffiger, viel präsenter“ in den Zweikämpfen sowie „präsenter und mutiger“ als zuletzt. Und Startelf-Debütant Niclas Füllkrug hatte das „Gefühl gehabt, dass jedem klar war: Wir gewinnen das Spiel. Es ist nur die Frage, wann das 1:0 fällt“.
Es war ja auch ein klarer Fortschritt zu erkennen im Vergleich zum mutlosen 0:2 bei Paris Saint-Germain unter der Woche und einigen anderen Auftritten in dieser Saison. Man besetzte die Räume gut, es war eine bessere Struktur im Spielaufbau zu erkennen. Der BVB dominierte trotz insgesamt sechs Veränderungen in der Startelf. „Es war kein wildes Basketballspiel wie gegen Heidenheim oder Bochum“, sagte Mittelfeldspieler Julian Brandt. „Das zeigt, dass wir etwas gelernt haben.“
BVB: Torwart Gregor Kobel rettet mal wieder
Dortmund wackelte nicht. Aber man stelle sich besser auch nicht vor, wie der BVB reagiert hätte, hätte Torwart Gregor Kobel nicht mal wieder herausragend gegen Tiago Tomas (37.) pariert. Rückschläge führten ja schon häufiger dazu, dass die Mannschaft plötzlich alles über den Haufen warf. Aber: „Ich hatte zu keinem Zeitpunkt das Gefühl, dass wir das Spiel noch aus der Hand geben“, sagte Füllkrug.
So bleibt Dortmunds Punktebilanz nach fünf Spieltagen ordentlich, wobei die großen Gegner ja noch gar nicht dabei waren. Man hält Kontakt zur Tabellenspitze, wo derzeit allerdings ein deutlich ansehnlicherer Fußball geboten wird. Der BVB schleppt derweil seine Probleme im letzten Spieldrittel, fehlende Kreativität und zündende Ideen mit in den Herbst. Dortmunds Auftritte laden daher nicht zum Träumen ein. Spektakel muss es freilich nicht immer sein. Inzwischen jedoch wirkt es so, als würde es ausschließlich über Arbeitssiege funktionieren.
BVB: Noch fehlt der Esprit
Die Verantwortlichen reagieren auf solche Feststellungen pikiert. „Warum muss ich jetzt wieder etwas Negatives aufnehmen? Wieso muss ich jetzt wieder darüber reden, warum es nicht spektakulär war?“, haderte Sportdirektor Kehl nach dem Spiel und beantwortete eine Frage mit gleich zwei Gegenfragen. „Ich habe gesagt, es war nicht spektakulär, aber wir sind trotzdem zufrieden. Wir können mit den Dingen heute sehr positiv umgehen nach einer schwierigen Woche. Und deswegen lasse ich mir das heute auch nicht kaputtmachen.“ Für Kehl sei der dominante Auftritt ein „Schritt in die richtige Richtung“ gewesen.
Es müssten noch einige weitere folgen. Am besten zügig, schon am Freitagabend gastiert der BVB bei der TSG Hoffenheim (20.30 Uhr/DAZN). Da benötigt es genauso viel Stabilität wie gegen Wolfsburg aber auch mehr Esprit. Und endlich wieder Leichtigkeit? „Ich weiß gar nicht, ob man Leichtigkeit baucht“, meinte Füllkrug. „Spieler wie Jamie, Donny oder Karim brauchen Leichtigkeit. Ich brauche Standfestigkeit.“ Das klingt ziemlich pragmatisch.
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