Dortmund. Der BVB hat noch Schwachstellen in seinem Kader, das haben die ersten beiden Ligaspiele gezeigt. Auf dem Transfermarkt könnte etwas passieren.

Tage als Sportdirektor eines Bundesligisten können sich ziehen, der kommende Freitag dürfte für Sebastian Kehl aber einer der längsten werden. Am Abend steht für Borussia Dortmund das dritte Bundesliga-Spiel dieser Saison gegen Aufsteiger 1. FC Heidenheim (20.30 Uhr/DAZN) im Kalender. Nach zwei ziemlich holprigen Auftritten ist das Duell mit dem Neuling fast schon richtungsweisend.

BVB: Transferfenster schließt am Freitag

Zweieinhalb Stunden zuvor fallen bereits andere Entscheidungen. Um 18 Uhr schließt das Sommer-Transferfenster hierzulande. Anschließend können die Klubs keine weiteren Profis in ihre Kader aufnehmen. In ausländische Ligen allerdings können sie ihre Angestellten noch im Laufe des Abends abgeben, nach Belgien (6. September) oder in die Türkei (8. September) sogar noch später. Wer hofft, dass ein in Ölgeld getränkter saudischer Klub noch ein paar Millionen locker machen möchte, kann dies noch bis zum 20. September tun.

Verteidiger Armel Bella-Kotchap (r.) steht auf der Wunschliste des BVB.
Verteidiger Armel Bella-Kotchap (r.) steht auf der Wunschliste des BVB. © Getty

Auch der BVB sieht noch an der einen oder anderen Stelle Optimierungspotenzial. In der Innenverteidigung ist durch den Abgang von Soumaila Coulibaly (19) zum belgischen Meister Royal Antwerpen ein Platz freigeworden. Auf der Liste steht Nationalspieler Armel Bella-Kotchap. Der 21-Jährige vom FC Southampton könnte jedoch nur ausgeliehen werden, eine sofortige Verpflichtung gibt das Dortmunder Budget nicht her. Offen ist, ob sich Bella-Kotchap ein Jahr vor der Heim-EM dem Konkurrenzkampf mit Mats Hummels (34), Niklas Süle (27) und Nico Schlotterbeck (23) stellen würde.

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Auch im Angriff könnte sich noch etwas tun. Der BVB sucht nach einem robusten Stürmer – auch für die bis zu acht Wochen im Winter, in denen Sebastien Haller (29) mit der Elfenbeinküste um den Afrika-Cup spielen wird. Gleichzeitig jedoch soll Jung-Nationalspieler Youssoufa Moukoko (18) in seiner Entwicklung nicht beeinträchtigt werden. Yussuf Poulsen (29) soll ein Kandidat gewesen sein, doch sein Arbeitgeber RB Leipzig erteilte dem Dänen keine Freigabe.

Und auch bei Außenverteidigern hat man in Person des algerischen Linksfußes Ramy Bensebaini (28), der übrigens auch beim Afrika-Cup weilen wird, Julian Ryerson (25) und Marius Wolf (28) bloß drei fitte Spieler, die der Mannschaft in allen drei Wettbewerben weiterhelfen können.

Schwierig.

„Alles auf einmal wird ohnehin nicht funktionieren. Und verrückte Sachen gehen auch nicht“, hatte Sportdirektor Kehl bereits betont.

BVB hat noch rund zehn Millionen Euro Budget

103 Millionen Euro hat der BVB für Jude Bellingham eingenommen, Teile der Summe bereits in Felix Nmecha (22), Marcel Sabitzer (29) und das Handgeld für Bensebaini reinvestiert. Bedeutet: Etwa zehn Millionen kann Kehl noch für die Kaderoptimierung nutzen, denn der Klub hatte ja kommuniziert, 60 bis 65 Prozent der Bellingham-Ablöse in Beine investieren zu wollen. Und „was das alles über ein Transfer-Gerücht aussagt, können Sie mit dem Taschenrechner ziemlich leicht ergründen“, sagte Kehl.

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Der Handlungsspielraum des 43-Jährigen wäre größer, hätte sich auf der Abgangsseite noch etwas getan – doch das wird immer unwahrscheinlicher, heißt es aus dem Klub. Die durchwachsen spielenden, aber sehr gut verdienenden Thorgan Hazard (30) und Thomas Meunier (31), der sich während der USA-Reise am Oberschenkel verletzte, wären Abgangskandidaten. Beide werden nun als Alternativen für die defensiven Außenpositionen benötigt. Ob sogar der verletzungsgeplagte Mateu Morey (23), der jüngst nach 847 Tagen mal wieder im Spieltagskader stand, noch mal zum Startelf-Kandidaten wird? „Für Zukunftsprognosen ist es zu früh“, meinte Kehl im Gespräch mit dieser Redaktion. „Wir freuen uns, dass er nun wieder regelmäßig mit der Mannschaft trainiert. Das Wichtigste ist, dass er gesund bleibt.“

BVB vom Kader nach wie vor überzeugt

Mit der Qualität des Kaders sei man ja auch grundsätzlich zufrieden, hört man immer wieder. An dieser Einschätzung habe auch der durchwachsene Liga-Start gegen Köln (1:0) und in Bochum (1:1) nichts geändert, weshalb man sicher keine überhasteten Transfers tätigen werde. Spieler, die das Team in der Spitze verbessern würden, werden daher nicht gesucht und wären auch nicht finanzierbar. Man würde, wenn überhaupt, noch jemanden für die Breite dazu holen. Kreativität sei gefragt.

Das heißt: Am letzten Tag des Sommer-Transferfensters kann noch etwas passieren, muss es aber nicht. Nur das Heidenheim-Spiel ist sicher.