Dortmund. . Borussia Dortmund möchte Felix Nmecha vom VfL Wolfsburg verpflichten. Der BVB-Transfer steht kurz bevor, aber es gibt Widerstand.

Das weiße Banner hängt nicht weit entfernt vom Dortmunder Stadion an einem Zaun, dies lässt sich auf einem Bild in den Sozialen Medien erkennen. „Null Toleranz für Intoleranz! Werte sind nicht verhandelbar“, hat jemand darauf geschrieben und der Grund hängt mit dem Klub zusammen, der hier in unmittelbarer Nähe bei seinen Heimspielen über 80.000 Menschen anzieht: Mit dem Plakat soll gegen Borussia Dortmunds bevorstehenden Transfer von Felix Nmecha protestiert werden. Warum?

Schon früher haben Wechsel Widerstand erzeugt, meist, weil Spieler von einem Verein kamen, den die Fans des anderen nicht ausstehen konnten. Diesmal aber dreht sich die Auflehnung um etwas anderes, es geht um gesellschaftliche Werte, um die Einstellung von Felix Nmecha, um die Auslegung seines Glaubens. Verhandelt wird die Frage, ob jemand, der vor einiger Zeit homophobe und transhomophobe Inhalte geteilt hat, das schwarz-gelbe Trikot tragen sollte.

BVB: Ablöse für Nmecha liegt bei 25 Millionen Euro

Denn nach den Informationen dieser Redaktion steht ein Wechsel kurz bevor. Die Dortmunder sehen in dem 22-Jährigen vom VfL Wolfsburg einen Ersatz für den zu Real Madrid abgewanderten Jude Bellingham. Nmecha kann als Achter das Mittelfeld mit raumgreifenden Schritten überbrücken, sein Tempo beeindruckt, seine Ballbehandlung überzeugt. Noch reicht er nicht an Bellingham heran, doch das Potenzial ist enorm. Bundestrainer Hansi Flick hat den gebürtigen Hamburger bereits eingeladen.

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Gemeinsam mit seinem Bruder Lukas, 24, wechselte Felix Nmecha im Jahr 2021 vom englischen Topklub Manchester City, hier wurden beide ausgebildet, zum VfL Wolfsburg. Felix sei der talentiertere, hat Lukas Nmecha einmal eingeräumt. Jetzt muss der BVB um die 25 Millionen Euro für den Kleineren der beiden Brüder an Wolfsburg zahlen, er soll etwa sechs Millionen Euro verdienen. Da auch Interessenten aus England locken, drängt die Borussia auf eine schnelle Entscheidung und wird, sollte nicht noch etwas Unvorhergesehenes passieren, den Wechsel bald verkünden. Klingt vielversprechend, wäre da nicht die Sache mit seinem Glauben.

Der Widerstand in der BVB-Fanszene wächst

Felix Nmecha praktiziert sein Christsein offen, vor allem bei Instagram. Nur scheint er aufgrund seiner Überzeugung nicht jede Lebensweise zu akzeptieren. Er teilte etwa ein Video des US-Bloggers Matt Walsh. Dieser nennt sich selbst einen „theokratischen Faschisten“ und veralbert in dem Film einen Vater, der die Geschichte seines Transgender-Kindes erzählt. „Wenn wir nicht sehen, was daran falsch ist“, schrieb Nmecha dazu. Im Juni dieses Jahres, in dem die LGBTQ-Gemeinde mit dem Pride Month für ihre Rechte eintritt, verbreitete der Fußballer zudem eine Botschaft, in dem das Wort „Pride“ dem Teufel zugeordnet wird.

Dies lässt sich kaum vereinbaren mit dem Grundwertekodex des BVB. Auf der Mitgliederversammlung am 20. November 2022 wurden die neun Punkte fast einstimmig verabschiedet, sie sollen ein Leitbild für das Handeln jeder und jedes Einzelnen im Verein sein. „Wir werden uns stets für das gesellschaftliche Gelingen einsetzen. Darunter verstehen wir ein Vereinsleben und eine Gesellschaft ohne Rassismus, Antisemitismus, LSBTI+-Feindlichkeit, Sexismus, Gewalt und Diskriminierung“, heißt es in einem Punkt.

Und der Widerstand gegen den Nmecha-Transfer wächst. Das wirkmächtige Dortmunder Fanmedium schwatzgelb.de positioniert sich gegen den Kauf. Der queere Fanclub „Rainbow Borussen“ hat in einer E-Mail seine Bedenken der Vereinsspitze mitgeteilt.

BVB-Entscheidungsträger haben lange mit Nmecha gesprochen

Die Aufregung vernehmen natürlich auch die Dortmunder Entscheidungsträger. Sie haben sich, Vereinspräsident Reinhold Lunow hat an einem der Gespräche teilgenommen, deswegen lange mit Felix Nmecha zusammengesetzt, die Vorwürfe besprochen. Dabei sind die Verantwortlichen zu der Überzeugung gelangt, dass der Mittelfeldspieler den Grundwertekodex des Klubs unterstützt. Genauso plant der Deutsche Fußball-Bund ein Treffen mit dem Profi.

Felix Nmecha selbst hat bei Instagram geschrieben: „Mir ist es wichtig zu sagen, dass ich alle Menschen liebe und niemanden diskriminiere.“ Bald wird er an seinen Taten gemessen werden – auf und neben dem Platz.

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