Essen. Trotz der schwachen Saison mit Liverpool gibt es nur wenig Kritik an Jürgen Klopp. Das weckt Erinnerungen an die Zeit beim BVB. Ein Kommentar.

Es ist schon auffällig, wie schonend Jürgen Klopp noch immer behandelt wird, trotz der äußerst schwachen Saison mit dem FC Liverpool, trotz der herben 2:5-Niederlage in der Champions League gegen Real Madrid. Die sonst so scharfzüngigen englischen TV-Experten sind geradezu mild, selbst die beißwütigen Boulevardzeitungen auf der Insel schonen den Trainer. Und die Fans lieben ihn ohnehin, obwohl aktuell wenig zusammenläuft.

Wer aus dem Ruhrgebiet nach Liverpool blickt, dem kommt das alles seltsam vertraut vor. Wie einst bei Borussia Dortmund hat Klopp einen Traditionsklub aus dem Mittelmaß zu alter Größe geführt. Wie in Dortmund prägt er bislang eine erstaunlich lange Zeit – und wie in Dortmund durchlebt er nun nach Jahren des Erfolgs einen beispiellos rasanten Absturz.

Klopp hat beim BVB verpasst, den Umbruch einzuleiten

In Dortmund hatte Klopp den Moment verpasst, den Umbruch einzuleiten, sich von den verdienten Helden loszusagen, mit denen er so erfolgreich war, und rechtzeitig eine neue Mannschaft aufzubauen. Damals war klar: Es würde sich einiges ändern müssen. Statt die Mannschaft komplett umzubauen, entschieden sich die Verantwortlichen für den Trainerwechsel – nicht ohne das in den folgenden Jahren hier und da zu bereuen. In Liverpool scheint Klopp die Chance zu erhalten, den Neuaufbau selbst zu vollziehen. Nun muss er beweisen, dass er auch das kann, es wird die nächste große Herausforderung seiner Trainerkarriere – sonst ist es auch in Liverpool irgendwann vorbei mit dem schonenden Umgang.