Dortmund. Der FC Kopenhagen kann mit den Dortmundern nicht mithalten. Marco Reus bringt die Borussia gegen den dänischen Meister früh auf Kurs.
Den wärmsten Applaus des Abends gab es schon vor dem Spiel: Da wurde auf der Videoleinwand Sebastien Haller eingeblendet, der Stürmer, der Borussia Dortmund wegen eines bösartigen Hodentumors noch monatelang fehlen wird. Erstmals seit der erschreckenden Diagnose war der 28-Jährige im Stadion, saß mit BVB-Schal auf der Tribüne und erlebte einen gelungenen Dortmunder Start in die Champions League: 3:0 (2:0) hieß es am Ende vor 70.700 Zuschauern – bei weitem nicht ausverkauft, aber dennoch ein Rekord: So viele Zuschauer hatten noch nie ein BVB-Spiel in der Champions League verfolgt, denn erstmals seit 1998 waren wieder Stehplätze zugelassen und die berühmte Dortmunder Südtribüne mit 25.000 Menschen gefüllt. Entsprechend laut, entsprechend aufgeladen war die Stimmung im Stadion.
Es gab viele Geschichten rund um dieses Spiel – auch eine, die man in Dortmund schon viel zu oft gehört hat: die von den Verletzungen. Gregor Kobel fiel kurzfristig wegen eines Muskelfaserrisses aus, womit er wochenlang fehlen dürfte. Und nach 22 gespielten Minuten griff sich Thorgan Hazard an den Oberschenkel und musste ebenfalls ausgewechselt werden.
BVB braucht Zeit, um ins Spiel zu kommen
Der Laune der BVB-Fans aber tat das nur kurzfristig Abbruch, die Geschehnisse auf dem Platz entwickelten sich nämlich ansonsten recht positiv aus ihrer Sicht: Dortmund war zwar weit entfernt von spielerischem Glanz oder gar einem Offensivfeuerwerk, aber er war doch die klar bessere Mannschaft gegen deutlich überforderte Dänen. Ob der aus der zweiten Liga geholte Torhüter Alexander Meyer als Kobel-Vertreter taugt, wurde zunächst nicht ernsthaft geprüft. Nach 27 Sekunden rauschte mal ein Ball aus der Distanz ganz knapp an seinem Tor vorbei – viel mehr war erst einmal nicht.
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Auch der BVB wurde zunächst nur selten gefährlich, Anthony Modeste (9.) und Marco Reus (32.) trafen den Ball nach gefährlichen Hereingaben nicht richtig. Dann nahm sich Niklas Süle der Sache an, erstmals nach seiner Muskelverletzung in der Startelf: Am eigenen Strafraum eroberte der Innenverteidiger den Ball, marschierte quer über den Platz und legte raus auf den sehr engagierten Julian Brandt. Der spielte steil auf Reus, der umkurvte mit einem simplen Haken Denis Vavro und schob ein (35.). Der Bann war gebrochen und der BVB sollte schnell erhöhen: Raphael Guerreiro erlief im Mittelfeld den Ball, steckte durch auf Reyna, der mit viel Übersicht zurücklegte in die Mitte – wo Guerreiro nur noch einschieben musste (42.).
BVB: Nun schwere Aufgaben gegen Manchester City und FC Sevilla
Nach der Pause dann aber musste sich Meyer doch einmal beweisen: Nach einem Kopenhagener Eckball kam Lukas Lerager am langen Pfosten aus kurzer Distanz frei zum Schuss – doch der Dortmunder Torhüter machte sich ganz breit und parierte (46.). Der BVB aber blieb gefährlicher, Modeste (55.) und Brandt (58., 59.) ließen gute Gelegenheiten aus, die Führung auszubauen. Der BVB verwaltete den Sieg ins Ziel – bis Jude Bellingham kurz vor Schluss nach feiner Kombination doch noch auf 3:0 erhöhte (83.).
Und so stand am Ende ein hochverdienter Sieg gegen eine Mannschaft, die zeigte, dass sie mit zu Recht als mit Abstand schwächste in der Champions-League-Gruppe G gehandelt wird. Die Dänen waren hinten naiv und fanden vorne kaum statt, wagten sich auch selten über die Mittellinie – und wenn stand der Defensivblock aus Süle, Nico Schlotterbeck und Salih Özcan davor sicher. Dem BVB genügte eine durchschnittliche Leistung, um den Auftaktsieg einzufahren, den man auch dringend brauchte: Schon in einer Woche geht es zu Manchester City, danach zum FC Sevilla. Ohne einen Erfolg zum Start wäre das erhoffte Weiterkommen da zu einer reichlich anspruchsvollen Aufgabe geworden