Dortmund. Obwohl dem BVB beim Spiel gegen Wolfsburg zahlreiche Stars fehlen, spielt sich das Team in einen Torrausch und gewinnt deutlich.

Tom Rothe sprang in die Luft, einmal, zweimal, dann rannte er zur Eckfahne und sprang noch einmal – in die Arme von Julian Brandt. Rothe hatte gerade erlebt, was sich jeder Nachwuchsspieler von Borussia Dortmund erträumt. Er hatte nicht nur sein Startelfdebüt gegeben, nein: er hatte auch gleich ein Tor erzielt, und das vor der vollbesetzten Südtribüne. Sein Treffer zum 1:0 sollte den Auftakt für einen denkwürdigen Nachmittag geben, an dessen Ende der BVB den VfL Wolfsburg vor 79.200 begeisterten Zuschauern mit 6:1 (5:0) abgefertigt hatte.

BVB geht ersatzgeschwächt ins Spiel

BVB-Talent Tom Rothe (m.) trifft und erhält eine Runde liebevollle Klapse von den begeisterten Mitspielern.
BVB-Talent Tom Rothe (m.) trifft und erhält eine Runde liebevollle Klapse von den begeisterten Mitspielern. © AFP

Danach allerdings hatte es 24 Minuten lang überhaupt nicht ausgesehen. Der BVB war mächtig ersatzgeschwächt in die Partie gegangen, kurz vor Anpfiff hatte sich auch noch Thorgan Hazard wegen Rückenproblemen abgemeldet. Nur deswegen spielte Rothe ja überhaupt. Und er zeigte sich zunächst beeindruckt, wie sich alle Dortmunder beeindruckt zeigten vom Wolfsburger Pressing und dem schnellen, geradlinigen Spiel nach vorne. Und wer weiß, was passiert wäre, wenn Lukas Nmecha den Ball etwas besser getroffen hätte in der dritten Minute – als Max Kruse einen feinen Steilpass auf Jonas Wind spielte, der präzise querlegte und Nmecha eben nicht richtig traf, sodass Gregor Kobel mit einer starken Parade retten konnte.

Tom Rothe bringt den BVB in Führung

Die Wolfsburger waren zunächst eine mindestens ebenbürtige Mannschaft, es dauerte, bis die Dortmunder mit längeren Ballbesitzphasen etwas Ruhe in die Partie bringen konnten. Marius Wolf näherte sich nach einem Konter schon einmal an (21.), und dann kam die denkwürdige 24. Minute: Julian Brandt schlug eine Ecke scharf nach innen, Rothe schraubte seine 1,88 Meter am ersten Pfosten in die Höhe und köpfte den Ball ein.

Nur zwei Minuten später eroberte Axe Witsel am eigenen Strafraum den Ball, Erling Haaland nahm ihn auf und sprintete los. Der Norweger lief und lief, wurde kaum gestört und steckte am Ende durch auf den mitgelaufenen Witsel – dessen schwachen Abschluss VfL-Torhüter Koen Casteels durch die Beine rutschen ließ (26.). Und im Zwei-Minuten-Takt ging es weiter: Marco Reus schlug einen Freistoß von der linken Seite nach innen, Manuel Akanji lenkte den Ball mit der Fußspitze ins Tor (28.).

Haaland beseitigt die letzten Zweifel

Spätestens jetzt zerfiel die Wolfsburger Mannschaft komplett in ihre Einzelteile: Emre Can zog von rechts nach innen, wurde nicht angegriffen und zog mit dem linken Fuß einfach mal ab. 78 km/h zeigte die digitale Anzeige, wahrlich kein Gewaltschuss – doch Casteels ließ ihn passieren (35.). Und damit nicht genug: Der BVB konterte und wieder sahen die Wolfsburger lediglich interessiert zu, wie Brandt Reus schickte und wie der vor dem Tor noch einmal querlegte, sodass Haaland nur noch ins leere Gehäuse einzuschieben brauchte (38.). Schon zur Halbzeit stand der Kantersieg fest.

Letzte Zweifel beseitigte erst Kobel, der Winds Fernschuss mit feiner Parade zur Ecke lenkte (46.) – und dann Haaland mit dem 6:0. Reus spielte Brandt an, der mit nur einem Kontakt in Haalands Lauf klatschen ließ – und der vollendete sicher (54.). Das Spiel war längst gelaufen, der Großteil des Geschehens spielte sich danach im Mittelfeld ab und die Dortmunder ließen sogar noch gute bis sehr gute Chancen aus, das Ergebnis höher zu schrauben.

Baku gelingt der Ehrentreffer für Wolfsburg

Stattdessen durften die Wolfsburger noch einen Ehrentreffer erzielen: Marin Pongracic leistete sich einen kapitalen Stockfehler, Felix Nmecha lief frei auf Kobel zu. Der hielt zwar – doch Ridle Baku versenkte den Nachschuss aus 20 Metern (81.).

Die Zuschauer aber war es egal, sie hatten mehr als genug Treffer gesehen und sangen längst vom kommenden Gegner, dem FC Bayern, dem gefälligst die Lederhosen auszuziehen seien. Und auch wenn die Meisterschaft entschieden sein mag: Mit diesem Nachmittag versöhnten die Dortmunder ihre Fans zumindest vorübergehend – und sie machten Hoffnung darauf, dass es am kommenden Wochenende ein spannendes Spitzenspiel geben könnte.

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