Glasgow. Borussia Dortmund hat die nächste Titelchance verspielt. Nach dem 2:4 im Hinspiel reichte es in Glasgow nur zu einem 2:2 in der Europa League.

Das Ibrox Stadium wackelte. Und das war kein Sprachbild, sondern Tatsache: Die 50.817 Zuschauer ließen die altehrwürdige Arena in Glasgow durch ihren Jubel, ihr Brüllen, ihr Hüpfen erbeben – bei jedem Treffer für die heimischen Rangers und erst recht beim Abpfiff. Die Spieler von Borussia Dortmund dagegen sanken zu Boden oder blickten enttäuscht ins Leere. Denn durch das 2:2 (2:1)-Unentschieden ist der BVB nach der 2:4-Niederlage im Hinspiel aus der Europa League ausgeschieden – und es war ein verdientes Ausscheiden gegen die international zweitklassigen Rangers.

Aus in der Europa League, Aus im DFB-Pokal, in der Liga sechs Punkte hinter dem Spitzenreiter – die Dortmunder blicken schon im Februar einem frustrierenden Saisonausklang entgegen. Dabei hatte es die Chance zur Wende in Glasgow durchaus gegeben.

Fans beider Mannschaften geraten aneinander

Von Beginn herrschte eine flirrende Atmosphäre, die Zuschauer präsentierten sich laut und leidenschaftlich – lieferten vor dem Anpfiff allerdings äußerst unschöne Bilder, als die beiden Fanlager aneinandergerieten und nur mit Mühe getrennt werden konnten. Mindestens ein Ordner wurde dabei verletzt.

Und auch als das Spiel einmal lief, ging es wild zu: Ein Eckball von Julian Brandt rutschte durch den Strafraum zu Jude Bellingham, der ihn an den Pfosten stocherte (4.) – da war sie, die Riesenchance, das Spiel früh in die richtige Richtung zu lenken.

Brandt leistet sich den ersten schweren Aussetzer

Es sollte aber für eine ganze Weile die letzte Gelegenheit bleiben, denn die Dortmunder taten sich schwer, die Spielkontrolle zu erlangen. Die Rangers pressten aggressiv und gingen noch aggressiver in die Zweikämpfe. Gab es ein Duell um den Ball, landete der in den meisten Fällen bei einem der Spieler im blauen Trikot. Offensiv aber brachten auch die Gastgeber wenig zustande, die langen Bälle landeten meist im Nichts – und so wurde es eine wilde, zerfahrene, von Fehlern geprägte Partie.

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Den ersten schweren Aussetzer leistete sich der BVB: Julian Brandt fuhr im eigenen Strafraum das Bein aus und brachte Ryan Kent zu Fall. Den fälligen Elfmeter jagte James Tavernier mit Wucht unter die Latte (22.). Das Stadion wackelte erstmals, jeder Zweikampf, jede Grätsche, jeder Befreiungsschlag wurde nun noch enthusiastischer gefeiert.

Vor der Pause dreht Dortmund plötzlich das Spiel

Und die BVB-Profis wirkten beeindruckt, bis der Gegner half. Bis der Gegner zeigte, dass er in der Abwehr weit weg ist von europäischer Spitzenklasse: Donyell Malen spielte einen Pass genau auf Rangers-Innenverteidiger Connor Goldson, der den Ball so ungeschickt traf, dass er zur perfekten Vorlage für Jude Bellingham geriet. Der 18-Jährige blieb allein vorm Tor cool und schob sicher ein (31.).

Schlagartig war es wieder leiser im Stadion, was sich schnell hätte ändern können: Scott Arfielt scheiterte freistehend an Gregor Kobels Fußabwehr und den Nachschuss von Alfredo Morelos blockte Mats Hummels vor der Linie (35.). Aber die Dortmunder Raumaufteilung war nun deutlich besser, die Kugel lief flüssiger – und der Gegner patzte weiter: Diesmal trat Goldson ein Luftloch im Strafraum, Brandt brachte den Ball wieder herein, Bellingham leitete per Hacke weiter und mit etwas Glück sprang die Kugel zu Malen, der sie mit dem rechten Außenrist ins Tor stupste (42.).

Verletzung von Marco Reus rundet den gebrauchten Tag ab

Schlagartig sah es gut aus für den BVB – aber nicht lange: Thomas Meunier verletzte sich mit der letzten Aktion vor der Pause, es kam Marius Wolf. Und der fiel schnell unrühmlich auf, weil er außen Calvin Bassey nicht an der Flanke hindern konnte. Im Zentrum trat Hummels am Ball vorbei und am langen Pfosten rauschte Tavernier heran und machte mit seinem zweiten Treffer des Tages das 2:2 (57.). Vollkommen unnötig hatten die Dortmunder das Spiel aus der Hand gegeben, hatten den angeschlagenen Gegner ungestört spielen lassen und dafür die Quittung kassiert. Und dann mussten sie einmal ganz tief durchatmen, als der vermeintliche entscheidende Treffer durch Kent nicht zählte, weil Can in der Entstehung gefoult worden war (67.).

Der BVB warf noch einmal alles nach vorne, Trainer Marco Rose brachte Stürmer um Stürmer – doch es nutzte nichts. Und als gegen Ende auch noch Kapitän Marco Reus verletzt vom Platz humpelte, war es endgültig ein gebrauchter Tag für alle Dortmunder.

Hier gibt es den Live-Ticker der Partie zwischen Glasgow und Dortmund zum Nachlesen

Glasgow Rangers - BVB