BVB-Boss Watzke wehrt sich gegen eine Umverteilung der TV-Gelder. Er liegt damit richtig – seine Gegner allerdings nicht falsch. Ein Kommentar
Wirklich neu ist das wirklich nicht, was Hans-Joachim Watzke dem Spiegel gesagt hat: Der Geschäftsführer von Borussia Dortmund hat sich schon oft gegen eine zu große Umverteilung der Fernsehgelder gewandt, hat den Status quo verteidigt, nach dem die erfolgreichen Klubs an der Tabellenspitze mehr Geld erhalten als jene, die weiter unten stehen. Neu ist allerdings die Rolle, in der Watzke das sagt: Der BVB-Boss ist inzwischen auch Aufsichtsratsvorsitzender der Deutschen Fußball-Liga und im Präsidium des Deutschen Fußball-Bundes. Das verleiht seinen Worten noch ein wenig mehr Gewicht, Watzke ist nun eine von zugegebenermaßen vielen Stimmen, die für den deutschen Fußball sprechen.
Dabei gibt es den deutschen Fußball in der Frage der TV-Gelder und ihrer Verteilung natürlich nicht, es gibt nur eine Menge Partikularinteressen. Watzke etwa verteidigt aktuell zwar, dass der FC Bayern mehr Geld bekommt als andere – aber der BVB als zweiterfolgreichster Klub ist natürlich mitgemeint. Die Vertreter kleiner Klubs werden das natürlich anders sehen, werden darauf hinweisen, dass die Kluft nicht gerade für größtmögliche Solidarität spricht.
Der große Unterschied kommt durch die Champions League
Und alle Seiten haben recht, das macht es so kompliziert. Natürlich ist es für den Wettbewerb langfristig nicht besonders förderlich, wenn der Tabellenerste dreimal so viel TV-Geld bekommt wie der Letzte. Andererseits bekommt der FC Bayern pro Jahr rund 100 Millionen Euro aus dem Fernsehtopf. Nimmt man ihm die weg, macht er statt 650 Millionen Euro noch 550 Millionen Umsatz und die übrigen 17 Bundesligisten haben sechs Millionen Euro mehr.
Würde das etwas ändern? Nein. Für die großen Unterschiede sorgt nicht das TV-Geld, sondern die Millionen, die in der Champions League ausgeschüttet werden und dafür sorgen, dass die Reichen immer reicher werden. Wer wirklich etwas ändern will, muss hier ansetzen.