Dortmund. Nach strittigen Entscheidungen von Schiedsrichter Felix Zwayer ist die Aufregung beim BVB groß. Jude Bellingham erinnert an den Wettskandal.
Marco Reus war ohnehin schon schlecht gelaunt. Der Kapitän von Borussia Dortmund musste eine 2:3 (1:2)-Niederlage gegen den FC Bayern verdauen, und obendrauf waren noch zwei strittige Elfmeter-Entscheidungen von Schiedsrichter Felix Zwayer gekommen, die beide gegen den BVB ausfielen: Erst ging Reus selbst nach einem robusten Körpereinsatz von Bayern-Verteidiger Lucas Hernandez zu Boden, bekam aber keinen Strafstoß (53.). Und später flog ein Eckball an Mats Hummels' Arm - und es gab Strafstoß für den FC Bayern, den Robert Lewandowski zum 3:2-Siegtreffer nutzte (78.).
BVB-Profi Emre Can schimpft nach dem Abpfiff
Und noch größer war der Ärger bei Reus, nachdem er die Szenen noch einmal angesehen hatte. "Das finde ich hart", sagte er am Sky-Mikrofon über die Handspielentscheidung. "Mats versucht mit dem Kopf zum Ball zu kommen, braucht natürlich seinen Körper." Was Reus aber noch mehr ärgerte: "Meine Szene war auch eine 50:50-Entscheidung, also habe ich gefragt, warum er das nicht angeschaut hat. Er hat gesagt, dass sei nur etwas Oberkörper gewesen. Aber ohne den Oberkörper laufe ich frei durch, das muss er sich nochmal anschauen.!"
Auch Emre Can schimpfte nach Abpfiff: "Wo ist der Kontakt zum Ball, er läuft Marco nur in die Hacken", meinte der Nationalspieler. "Schade, dass so ein Scheiß-Elfmeter das Spiel entscheidet. Jetzt stehen wir wieder hier und reden über den Schiedsrichter, das hatten wir in der Vergangenheit zu oft gegen die Bayern." Am deutlichsten wurde Jude Bellingham: "Für mich ist das kein Elfmeter. Mats guckt gar nicht zum Ball, der trifft ihn", erklärte der Engländer. "Man kann auch viele andere Entscheidungen angucken. Man gibt einem Schiedsrichter, der schon in Spielmanipulationen verwickelt war, das größte Spiel in Deutschland. Was erwartet man da?"
Zwayer war in den Hoyzer-Skandal verwickelt
Zwayer war im Zuge des Wettskandals um Robert Hoyzer für sechs Monate gesperrt, weil er die ihm bekannten Spielmanipulationen von Hoyzer zunächst nicht gemeldet und zudem vor einem Spiel des Wuppertaler SV gegen die zweite Mannschaft von Werder Bremen 300 Euro von Hoyzer angenommen hatte, um als Linienrichter dabei zu helfen, kritische Situationen für den Wuppertaler SV zu vermeiden.
Der BVB hat am Samstagabend überraschend auf die Aussagen Bellinghams reagiert. Bei Twitter posteten die Dortmund über ihren offiziellen Kanal ein Bild des jungen Mittelfeldspielers und fügten als Kommentar ein Herz hinzu. Ein klares Zeichen dafür, dass der BVB in der Sache hinter Bellingham steht.
— Borussia Dortmund (@BVB) December 4, 2021
BVB: Marco Rose von Zwayer auf die Tribüne geschickt
BVB-Trainer Marco Rose hatte sich schon während des Spiels schon derart echauffiert, dass ihn Zwayer auf die Tribüne schickte. "Ich glaube, dass die Szene bei Reus Elfmeter ist", sagte Rose. "Und ich glaube, dass das Handspiel von Mats, wo er den Ball nichtmal sieht und sogar noch stolpert und dann den Ball vollkommen unglücklich an die Hand bekommt, zumindest ein streitbarer Elfmeter ist." Und er habe "relativ emotional darauf hingewiesen, dass der Schiedsrichter in mehreren Szenen nicht richtig lag."
Nachdem die Dortmunder ihren Frust abgelassen hatten, äußerte sich auch Felix Zwayer selbst, und zwar zunächst zum Elfmeter gegen Hummels. Er habe das Handspiel auf dem Platz zwar wahrgenommen, sagte der Schiedsrichter - aber nicht, wie sehr der Körper vom Arm weggestreckt gewesen sei. "Der Video-Assistent hat die Armhaltung überprüft und für sich eine Beurteilung vorgenommen und sagte, Mats Hummels hat den Arm in einer unnatürlichen Position weggestreckt und wehrt deutlich mit dem Ellenbogen den Ball ab", erklärte Zwayer. "Daraufhin habe ich den Vorgang im Onfield-Review angeschaut und kam zu dem Ergebnis, dass es am Ende ein Strafstoß war." Hummels' Arm, so Zwayer, war "deutlich weggestreckt und der Ball wurde deutlich mit dem Ellenbogen geklärt. Von daher ist es mehr oder weniger eine faktische Situation, die dann mit Strafstoß zu bewerten ist."
BVB gegen Bayern: Felix Zwayer verteidigt Entscheidungen
Auch seine Entscheidung, für die Reus-Szene keinen Strafstoß zu verhängen, verteidigte Zwayer: "Wir alle fordern eine robuste Zweikampfführung und sollen die Spiele laufen lassen", sagte er. "Für mich im laufenden Spiel ein Kontakt im Oberkörperbereich, ein herkömmlicher Zweikampf. Zwar in hohem Tempo, aber auch da darf ein Kontakt im Oberkörperbereich stattfinden." Dies sei eine Situation, die nicht schwarz oder weiß sei, deswegen habe er sich aufgrund seiner großzügigen Linie in der Zweikampfbewertung über das gesamte Spiel hinweg gegen einen Elfmeter entschieden. "Auch das habe ich dem VAR aufgrund meiner klaren Wahrnehmung in der Situation kommuniziert", erläuterte Zwayer. "Eine Fragestellung über einen anderweitigen Kontakt außer im Oberkörperbereich wurde verneint." Und deswegen sei es auch nicht nötig gewesen, noch einmal selbst zum Monitor zu gehen.