Lissabon. Der BVB präsentiert sich bei Sporting in Lissabon schwach und verliert klar. Das Aus in der Königsklasse ist damit besiegelt.

Gregor Kobel sprang aufgebracht durch seinen Strafraum, er schimpfte, zeterte und wedelte wild mit den Armen. Eben hatte der Torhüter von Borussia Dortmund zwar einen Elfmeter durch Pedro Goncalves gehalten, doch Pedro Porro durfte den Abpraller ungestört einköpfen – was in der 81. Minute das 3:1 für Sporting Lissabon bedeutete und das vorzeitige Aus von Borussia Dortmund in der Champions League besiegelte. Weil der direkte Vergleich mit Sporting nun verloren ist, kann das Achtelfinale auch bei einem Sieg am letzten Spieltag nicht mehr erreicht werden.

Es ist der erste richtig heftige Rückschlag der Ära Marco Rose, der kräftig auf die Stimmung drücken wird – zumal die Folgen gewaltig sind: Weil der BVB nun statt in der Champions League statt in der Europa League weiterspielen muss, entgeht ihm ein zweistelliger Millionenbetrag, der in Zeiten der Corona-Pandemie dringend gebraucht würde. Und es fehlen Argumente, umworbene Spieler nach Dortmund zu locken oder dort zu halten – etwa Topstürmer Erling Haaland.

Beim BVB fällt Raphael Guerreiro kurz vor dem Anpfiff aus

Der fehlte in Lissabon verletzt, Thorgan Hazard fiel wegen einer Corona-Infektion aus, Mats Hummels war rotgesperrt. Und die personellen Nöte vergrößerten sich kurz vor Anpfiff noch: Raphael Guerreiro, kürzlich erst nach langer Verletzungspause in die Mannschaft zurückgekehrt, hatte nach dem Warmmachen Muskelprobleme. Nico Schulz rückte in die Mannschaft – und das sollte noch Folgen haben.

Zunächst schien der BVB die Partie früh in den Griff zu bekommen. Er hatte durch Fernschüsse von Marco Reus (3.) und Donyell Malen (15.) auch Abschlüsse, die allerdings nicht allzu gefährlich gerieten. Das Bemühen, schnell und direkt hinter die gegnerischen Linien zu kommen, mit flachen Pässen in die Tiefe zu kommen, war klar erkennbar.

Pedro Goncalves jubelt über seinen Treffer gegen den BVB.
Pedro Goncalves jubelt über seinen Treffer gegen den BVB. © AFP

Daran hatte es zuletzt oft gemangelt, diesmal aber mangelte es an Präzision und Abstimmung. Mal folgte einem guten Laufweg ein schlampiger Pass, mal wurde der Ball in einen Raum gespielt, in den gar kein Dortmunder hineingelaufen war.

BVB: Nico Schulz mit Fehler vor dem 0:1

Das rächte sich in der Defensive: Bei einem langen Ball von Sebastian Coates hob Pongracic das Abseits auf, traf Schulz den Ball nicht richtig – und so konnte Pedro Goncalves ungestört durchlaufen und Gregor Kobel zur Sporting-Führung tunneln (30.). Es war ein Wirkungstreffer, man merkte den BVB-Profis nun die Angst vorm Scheitern an. Und die Gastgeber setzten nach, kombinierten schnell nach vorne. Manuel Akanji grätschte noch vor Pablo Sarabia doch Pedro Goncalves jagte den Abpraller aus 20 Metern komplett ungestört in den Winkel (39.).

0:2, das Ausscheiden nahm Formen an. Diesmal aber stimmte die Dortmunder Reaktion zunächst: Malen tankte sich in den Strafraum, umkurvte Torhüter Antonio Adan, schoss aus spitzem Winkel – doch Goncalo Inacio klärte auf der Linie (40.).

Emre Can kommt beim BVB zur zweiten Halbzeit - und fliegt vom Platz

Trainer Marco Rose brachte zur Pause Defensiv-Allrounder Emre Can für den völlig indisponierten Schulz – doch die Defensivprobleme blieben: Sporting konterte, Sarabia tauchte frei vor Kobel auf – doch der hielt glänzend (48.). Der BVB erhöhte den Druck nach vorne, das musste er ja auch. Die Dortmunder setzten sich am gegnerischen Strafraum fest, fanden aber nur selten Wege hinein – und boten hinten gewaltige Konterräume.

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Rose versuchte es mit einem Dreifachwechsel, brachte Mahmoud Dahoud, Steffen Tigges und Dan-Axel Zagadou für Axel Witsel, Reinier und Marin Pongracic (67.). Doch die entscheidenden Szenen liefen weiter gegen Dortmund: Can geriet mit Pedro Goncalves aneinander und sah Rot (74.). Und wenig später gab es auf Intervention des Video-Assistenten den schon erwähnten Elfmeter, weil Zagadou Paulinho zu Fall gebracht hatte. Der gebrauchte Tag für den BVB war endgültig abgerundet. Daran änderte auch das 1:3 durch Donyell Malen in der vierten Minute der Nachspielzeit nichts.