Wolfsburg. Der Verteidiger plaudert Vertragsdetails aus, teilt gegen Mark van Bommel aus und disqualifiziert sich eigentlich für eine VfL-Rückkehr.

In den sozialen Netzwerken nennt sich Marin Pongracic selbst „El Loco“, der Durchgeknallte. Auf all seinen Karrierestationen bei 1860 München, RB Salzburg und dem VfL Wolfsburg gab es Begleiter, die den Deutsch-Kroaten einerseits als hochtalentierten Fußballer bezeichneten, dem andererseits aber die Einstellung fehle, um es nach ganz, ganz oben zu schaffen. Kürzlich unterfütterte Pongracic das Vorurteil seiner nicht immer professionellen Einstellung. Im Youtube-Format „Flügelzange“ plauderte der 24 Jahre alte Verteidiger, der vom VfL an Borussia Dortmund verliehen ist, Vertragsdetails aus, schoss gegen Mark van Bommel sowie den VW-Klub und disqualifizierte sich eigentlich für eine Rückkehr nach Ablauf der Leihe.

Der Reihe nach: Pongracic berichtet, wie unzufrieden er im Sommer beim VfL gewesen sei. „Ich war in Wolfsburg abgeschrieben, die hatten keinen Bock mehr auf mich.“ So sei von Vereinsseite aus angefangen worden „Faxen“ zu machen. Beispiel: „Beim Elf gegen Elf durfte ich nicht mehr mittrainieren. Das war eklig. Ich wollte ausrasten, zu van Bommel gehen und ihn am liebsten packen.“ Das habe er aber nicht. Stattdessen „muss man sich hinsetzen und wie ein Politiker“ über die Situation sprechen. Sein Gefühl im Sommer war: „Die wollten, dass ich von mir aus gehe. Die wollten mich loswerden.“ Aber das sei ihm nicht klar kommuniziert worden. Pongracic vermutet, dass „sie das nicht gemacht haben, denn dann hätten sie einen Teil meines Gehalts übernehmen müssen“.

Wegen BVB-Profi Pongracic: VfL Wolfsburg will "gegebenenfalls notwendige Schritte" einleiten

Sein Gehalt bezahle nun aber der BVB „voll“. Wenn die Leihe endet, besitzen die Borussen eine Kaufoption. „Neun Millionen Euro“, verrät Pongracic. Genau so viel wie Wolfsburg im Januar 2020 an Salzburg überwiesen hatte. Auch das plaudert er aus. „Das ist auch ein bisschen scheiße für Wolfsburg. Wenn ich hier durch die Decke gehe, sagen die beim VfL auch: Wieso habt ihr den ziehen lassen?“

BVB-Profi Marin Pongracic.
BVB-Profi Marin Pongracic. © firo

Marcel Schäfer hat die Aussagen „selbstverständlich mitbekommen und gelesen“. Der VfL-Sportdirektor stellt interne Gespräche in Aussicht, nach deren Abschluss „gegebenenfalls die notwendigen Schritte“ eingeleitet werden. Wie die aussehen könnten, ließ er unbeantwortet. Anders als Pongracic behandelt Schäfer solche Details in Ruhe und abseits der Öffentlichkeit.

Schäfer rät BVB-Verteidiger Pongracic zu mehr Fokus

Schäfers Reaktion auf die Aussagen des 24-Jährigen: „Wir definieren uns hier über Arbeit und Entwicklung. Da brauchen wir Trainer, Mitarbeiter und allen voran Spieler, die eine sehr professionelle Einstellung haben, die ihrem Job mit einer hohen Einsatzbereitschaft nachgehen und mit einer großen Disziplin. Das ist eine Basis für uns und eine klare Erwartungshaltung an die Spieler. Deshalb haben wir im Sommer das bewertet, was uns in den Testspielen und Trainingseinheiten angeboten wurde und sind zu dem Entschluss gekommen, Marin zu verleihen.“

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Neben einer Erklärung für die Entscheidung des Sommers hat Schäfer auch einen Rat für Pongracic im Gepäck: „Das Thema Fokus ist eines, mit dem sich Marin sehr beschäftigen sollte. Im Moment sollte er sich darüber Gedanken machen, wie er seine bestmögliche Leistung für Borussia Dortmund auf den Platz bekommt. Über alles andere sollte er sich derzeit keine Gedanken machen. Ich bin mir sicher, dass die Kollegen aus Dortmund das genau so sehen wie ich.“