Dortmund. Der Platzverweis gegen Abwehrchef Hummels ist mitentscheidend für das 1:3 gegen Ajax. Der BVB-Zorn trifft aber nicht nur den Schiedsrichter.

Mats Hummels suchte erkennbar nach Worten, der Abwehrspieler wollte sich wohl nicht den Mund verbrennen, indem er alles herausließ, was ihm durch den Kopf ging. Aber das, was er schließlich sagte, war dennoch deutlich genug: „Ich habe keine Ahnung, wie man als Schiedsrichter auf angeblichem Champions-League-Niveau da rot geben kann“, schimpfte Hummels.

Der Abwehrchef von Borussia Dortmund war im Champions-League-Spiel gegen Ajax Amsterdam nach einer halben Stunde vom Platz geflogen, was natürlich eine entscheidende Szene war. In Gleichzahl waren die Dortmunder die bessre Mannschaft, in Unterzahl gingen sie zwar noch in Führung, konnten sich dem Ajax-Ansturm am Ende aber nicht mehr erwehren. 1:3 (1:0) hieß es am Ende.

BVB: Trainer Marco Rose schimpft auf der Pressekonferenz

Und die Rote Karte war nicht nur entscheidend, sie war auch unberechtigt. Hummels hatte zwar eine Grätsche mit hohem Risiko angesetzt, er kam mit viel Tempo und dazu einem gestreckten sowie recht hohen Bein angerauscht. Aber er traf Antony gar nicht, der Ajax-Angreifer war in die Luft gesprungen und landete dann auf Hummels‘ Bein.

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Dass der BVB-Abwehrchef dennoch vom Platz musste, ärgerte auch dessen Trainer Marco Rose: „Gibt es irgendjemanden hier, der sagt, dass diese Rote Karte vertretbar war“, grollte er im Presseraum – aber es fand sich niemand. „Diese Karte wäre nur vertretbar, wenn man nicht die Möglichkeit hätte, die Bilder noch einmal anzuschauen“, meinte Rose. „Dann ist es ein Tackling mit hohem Tempo auf Rasen – und der Spieler macht danach Kino, als wäre ihm Mats komplett in die Beine gefahren.“

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© dpa

Es steckten gleich zwei Vorwürfe in diesem Satz. Der erste ging an Video-Assistent Stuart Attwell, der sich entschieden hatte, Schiedsrichter Michael Oliver kein Review zu empfehlen, ihn also nicht an den Monitor zu schicken. Denn die Uefa als Herrin über die Champions League setzt die Eingriffsschwelle für den Video-Assistenten sehr hoch an – gerade bei Fällen, in denen der Schiedsrichter einen Ermessensspielraum hat, wie es bei einer Roten Karte eben der Fall ist.

BVB: Mats Hummels wettert über Ajax-Profi Anthony: "Grob unsportlich"

Rose fehlte dafür aber jegliches Verständnis: „Wenn man die Möglichkeit hat, die Bilder anzuschauen, aber das auf unerklärliche Weise vertan wird und weder durch Intervention des VAR noch durch eigenen Antrieb zustande kommt, ist das für mich schwer nachzuvollziehen“, schimpfte er.

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Der Zorn der Dortmunder richtete sich allerdings auch gegen Ajax-Spieler Antony, der sich für ihre Begriffe allzu dramatisch am Boden gewälzt hatte. „Die Schauspielerei meines Gegenspielers sollte man nicht außer Acht lassen, das war grob unsportlich“, wetterte Hummels. „Er ist ein super Fußballer, jetzt muss er noch lernen, Sportler zu werden

BVB: Mats Hummels mindestens für Spiel bei Sporting Lissabon gesperrt

Antony selbst habe ihm gegenüber eingeräumt, dass die Rote Karte falsch sei“, berichtete Hummels. Hätte er das nicht auch dem Schiedsrichter sagen sollen? „Das muss ein Videoschiedsrichter, wenn er das beruflich macht, selber sehen“, antwortete Hummels. Der Zorn war nach dem Spiel noch lange nicht verraucht, zumal der Platzverweis Folgen über die Partie gegen Ajax hinaus haben dürfte: Hummels dürfte mit ziemlicher Sicherheit gesperrt werden, mindestens für das vorentscheidende Spiel um Platz zwei bei Sporting Lissabon in drei Wochen. „Nach menschlichem Ermessen würde man sagen: Da hat der Schiri ins Klo gegriffen, wir lassen ihn spielen“, meinte der Innenverteidiger. „Aber wir alle wissen, dass so etwas nie aufgehoben wird – ich werde also nicht in Lissabon dabei sein.“