Leverkusen. Der BVB gewinnt trotz dreimaligem Rückstand 4:3 bei Bayer Leverkusen. Trainer Marco Rose ist froh über das Ergebnis – hat aber auch Kritik.
Marco Rose hatte es eilig, die BayArena zu verlassen. Natürlich, man hätte dieses spektakuläre Spiel und den 4:3 (1:2)-Sieg von Borussia Dortmund bei Bayer Leverkusen noch ein bisschen feiern können, aber die entscheidende Feier stand Rose ja noch bevor: Der BVB-Trainer erlebte am Samstag auch seinen 45. Geburtstag, seine Freundin und die gemeinsame Tochter waren aus diesem Anlass eigens aus Leipzig angereist. „Wir werden etwas essen gehen und ich hoffe, dass ich noch reich beschenkt werde“, sagte Rose lächelnd. „Das würde die Laune noch weiter heben.“
BVB-Trainer Rose lobt die Mentalität
Der Sieg gegen Leverkusen lieferte schon reichlich Anlass zu guter Laune, insbesondere den 17.605 Zuschauern – zumindest jenen, die es mit dem BVB hielten. Rose allerdings konnte sich nicht uneingeschränkt freuen über die 90 Minuten, die er in Leverkusen erlebt hatte. Denn Spektakel ist für Zuschauer zwar nett, als Verantwortlicher aber hätte man doch lieber einen kontrollierten Auftritt. „Aus Trainersicht wünscht man sich viele Dinge anders“, sagte Rose. „Wir haben wieder zu viele Gegentore bekommen. Wir haben zwar nicht viele Schüsse zugelassen, aber die Qualität der Chancen war zu hoch.“ Dass der BVB trotzdem am Ende 4:3 gewann, „spricht für die Mannschaft, für offensive Qualität und Mentalität“, lobte Rose.
Die Defensive dagegen hatte ihn mal wieder um einige Tage zusätzlich altern lassen. Schon nach neun Minuten war es ein Fehlpass von Raphael Guerreiro, der das 0:1 durch Florian Wirtz einleitete (9.). Die Chance auf den schnellen Ausgleich vergab Julian Brandt, als er allein vorm Tor zu weit nach links zielte (11.). Dortmund hatte mehr vom Ball, die Leverkusener aber konterten immer wieder brandgefährlich über ihre schnellen Flügelspieler – da taten sich die Mittelfeldspieler Axel Witsel, Jude Bellingham und Mahmoud Dahoud schwer, die Lücken zu schließen.
Doch der BVB blieb ohne Gegentor und schlug dann seinerseits zu: Thomas Meunier flankte scharf, Erling Haaland setzte sich im Strafraum scheinbar spielend gegen Odilon Kossounou durch und köpfte ein (37.). Wenig später lag der Ball wieder im Leverkusener Tor, doch nach Intervention von Video-Assistent Guido Winkmann nahm Schiedsrichter Daniel Siebert den Treffer zurück (39.), weil es im Aufbau ein Foul gegeben hatte.
Statt der Führung gab es den erneuten Rückschlag: Der schwache Brandt verlor den Ball, Kerim Demirbay schaltete blitzschnell um, spielte einen präzisen langen Ball auf Wirtz, der in Richtung Strafraum marschierte und im richtigen Moment ablegte auf Schick. Und der Tscheche schoss präzise ins lange Eck (45.+1).
Leverkusen - BVB: Noch wildere zweite Hälfte
Dann war eine intensive Halbzeit zu Ende, aber sie sollte nur ein Vorlauf für einen noch wilderen zweiten Durchgang sein. Der BVB kam druckvoll aus der Kabine und belohnte sich früh: Haaland spielte den Ball eigentlich in den Rücken von Brandt, der aber nahm ihn technisch hochwertig mit der Hacke mit, überlief noch Jonathan Tah und traf dann mit Wucht zum Ausgleich (49.).
Der BVB schien am Drücker. Schien. Denn den Treffer machte erneut Leverkusen: Einen Eckball köpfte Haaland aus dem Strafraum, doch dort lauerte Diaby und schoss ins Eck (55.). Die nächste Volte in einer ebenso verrückten wie hochklassigen Partie.
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Dortmund drückte und drängte auf den Ausgleich. Und es war eine Standardsituation, die dem Spiel die nächste Wendung gab: Guerreiro zirkelte einen Freistoß aus 25 Metern genau in den Winkel (71.). Und dann die nächste Video-Intervention: Kossounou hatte Reus im Strafraum mit der Hand im Gesicht getroffen, Schiedsrichter Siebert ließ erst weiterlaufen – und entschied nach Ansicht der Bilder doch auf Strafstoß. Haaland verwandelte sicher (77.).
4:3 - und dabei sollte es bleiben. „Das waren wilde 90 Minuten, die wir uns so nicht vorgestellt haben“, sagte Kapitän Marco Reus, an dessen Nase noch ein Pflaster vom Zweikampf mit Kossounou zeugte. Aber am Ende stand eben doch der Sieg. „Und deswegen fahren wir glücklich nach Hause“, verfügte Trainer Rose, kurz bevor er verschwand. „Wir wissen aber dass wir über einige Dinge zu reden haben.“ Und in diesen Gesprächen dürfte noch ziemlich oft das Wort „Defensive“ fallen.