Dortmund. Im Supercup spielt der BVB gut mit, zeigt aber auch Schwächen. Die Rückkehr einiger Verletzter macht Mut. Und ein Transfer zeichnet sich ab.
Michael Zorc neigt grundsätzlich nicht zu Aufgeregtheit und deswegen ist der Sportdirektor von Borussia Dortmund auch am Mittwoch tiefenentspannt. „Ich bin überhaupt nicht beunruhigt“, sagt er im Gespräch mit dieser Redaktion. Warum sollte er auch, der BVB hat ja bloß ein Fußballspiel verloren. Ungünstigerweise war es ein Spiel um einen Titel, den Supercup, der mit dem 1:3 (0:1) gegen den FC Bayern verpasst wurde. Andererseits ist die Bedeutung dieses Titels ziemlich überschaubar.
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Wichtiger als das Ergebnis sind die Erkenntnisse, und die sind bei Zorc überwiegend gut: „Wir haben in vielen Bereichen ein ordentliches Spiel gemacht“, sagt er. Seine Mannschaft hatte mutig nach vorne gespielt, hatte schnell umgeschaltet, auch nach dem 0:2 durch Robert Lewandowski (41.) und Thomas Müller (49.) nicht aufgesteckt und durch Marco Reus noch einmal verkürzt (63.). „Wir hatten gute Momente und waren nach dem 1:2 auch nochmal richtig dran“, findet Zorc. Der BVB hat gezeigt, dass der Branchenführer nicht außer Reichweite ist. Er hat aber auch erkennen müssen, dass noch einiges zu tun ist, um sich dauerhaft auf dessen Niveau zu bewegen.
BVB-Sportdirektor Michael Zorc hadert mit den Fehlern
„Um Bayern München zu schlagen, brauchst du eben ein Topspiel und musst vor allem weniger Fehler machen.“ Einen solchen Fehler machte Manuel Akanji in der Schlussphase, als er den Ball in letzter Reihe an Corentin Tolisso verlor und Lewandowski zum 3:1 traf (74.). Insgesamt leisteten sich die Dortmunder zu viele Ungenauigkeiten im Aufbauspiel, luden die Bayern zu oft zu Treffern ein – und die nahmen hinreichend oft an. „Wir haben insgesamt zu viele Fehler gemacht, in Ballbesitz und gegen den Ball“, hadert Zorc am Tag danach. „Da haben wir es den Bayern zu einfach gemacht, zu ihren Toren zu kommen.“
Namen nennt der Sportdirektor nicht – aber es war ja auch für jeden ersichtlich, dass die Dortmunder Schwachstelle gegen die Bayern hinten rechts lag, dass Aushilfs-Rechtsverteidiger Felix Passlack heillos überfordert war gegen die schnellen Münchener. Vor dem 0:1 ließ er sich von Serge Gnabry eindrehen, vor dem 0:2 von einem einfachen Steilpass übertölpeln. Und schon in der Anfangsviertelstunde ermöglichte er den Gästen drei Großchancen.
Passlack spielte ebenso wie sein Nebenmann Axel Witsel nur deswegen in der Defensive, weil der Dortmunder Krankenstand noch immer bedenkliche Ausmaße hat – auch das fließt ein in Zorcs milde Bewertung: „Ich habe immer gesagt, dass der August wegen unserer Personalsituation und der komplizierten Vorbereitung holprig wird“, sagt er. Gemessen daran war der Start mit Auftaktsiegen im DFB-Pokal und in der Bundesliga gut, gegen die Bayern holperte es nun erstmals.
Die Aussicht auf Besserung allerdings ist sehr konkret: Mats Hummels, Emre Can, Raphael Guerreiro – die verletzten Spieler sollen in den kommenden Tagen ebenso in den Trainingsbetrieb zurückkehren wie die Coronafälle Julian Brandt und Thomas Meunier. „Die Jungs kommen jetzt alle zurück, da sieht es gut aus“, sagt Zorc. Ob schon am Samstag beim SC Freiburg (15.30 Uhr/Sky) oder erst in der Woche danach gegen die TSG Hoffenheim bleibt abzuwarten – aber gerade in der Defensive geht die Zeit der Improvisation dem Ende entgegen.
Allerdings: Auch Meunier hat in einem Jahr in Dortmund noch nicht bewiesen, dass er als Rechtsverteidiger zum Stabilisator taugt. Auf den defensiven Flügeln würde der BVB schon gerne nachlegen, aktuell aber gilt das von Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke verkündete Dogma: Es kann nur dann ein Spieler geholt werden, wenn vorher einer abgegeben wird.
FC Sevilla interessiert sich für BVB-Profi Thomas Delaney
Schon bald aber könnte sich etwas tun: Der FC Sevilla interessiert sich nach Informationen dieser Redaktion für Thomas Delaney, der BVB wäre bereit ihn abzugeben – aber nicht um jeden Preis, weshalb es noch keine Einigung gibt.
Einstweilen muss sich der BVB also auf dem Trainingsplatz verbessern. „Wir haben zu viele Fehler im eigenen Drittel gemacht und die Bayern eingeladen, daran wollen wir arbeiten“, kündigt Trainer Marco Rose an. Das mutige Spiel, das Herauskombinieren bei gegnerischem Pressing will er beibehalten. „Ich nehme aus diesem Spiel viel Positives mit für die nächsten Aufgaben“, sagt er. „Ich muss aber auch sagen: Das ist der Maßstab für jedes Spiel, was jetzt folgt.“