Dortmund. Der neue BVB-Trainer leitet sein erstes Training nur mit einer kleinen Gruppe. Im Hintergrund versuchen die Chefs, den Kader zu verfeinern.
Die übrigen Profis waren schon lange in der Kabine verschwunden, die Hütchen und Stangen wieder verstaut. Borussia Dortmunds neuer Trainer Marco Rose aber hockte immer noch auf dem Trainingsplatz. Die Sonne brannte, während der 44-Jährige ein langes Gespräch mit Nico Schulz führte. Mit dem Linksverteidiger, der durch seine bisherigen zwei schwarz-gelben Jahre eher stolperte und dem die BVB-Verantwortlichen die Umzugskartons vermutlich selbst packen würden, wenn der 28-Jährige einen neuen Verein finden würde.
BVB-Stürmer Erling Haaland beginnt erst Mitte Juli
Dies verdeutlicht bereits den ungewöhnlichen Start von Marco Rose. Eine stattliche Zahl seiner Profis ruht sich noch von den Strapazen der Europameisterschaft aus. Auch Giovanni Reyna und Erling Haaland stoßen erst später dazu, weil beide nach der aufreibenden Saison noch Länderspiele absolvierten. Reyna beginnt mit dem Training bei der Borussia in dieser Woche. Haaland bekommt sogar bis zum 12. Juli Zeit, seine extravagante Garderobe in den sozialen Medien zu präsentieren, was im Urlaub zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt.
Rose vermittelte seine Ideen bei der ersten Trainingseinheit daher nur einem kleinen Trupp – bestehend aus BVB-Kapitän Marco Reus, Julian Brandt, dessen Zukunft ungeklärt ist, Hinterbänklern wie Felix Passlack oder Ansgar Knauff, Abschiedskandidaten wie Schulz. Knapp sieben Minuten redete Rose zum Team, dann wetzten die zehn Feldspieler bei Passübungen und kleinen Spielformen über den Rasen. Im Hintergrund hechteten die beiden Torhüter Marwin Hitz und Roman Bürki den Bällen hinterher.
Letzterer zählt zu den Abschiedskandidaten bei der Borussia. Die Dortmunder haben mit Gregor Kobel vom VfB Stuttgart eine neue Nummer eins verpflichtet. Der 30 Jahre alte Bürki soll sich einen neuen Klub suchen, doch auf sein Gehalt von etwa 5 Millionen Euro (Vertrag bis 2023) möchte er nicht verzichten. Zuletzt baggerte der französische Erstligist Olympique Marseille an Bürki, ein konkretes Angebot ist noch nicht eingetrudelt. Eine ähnliche Summe wie Bürki bekommt auch Marius Wolf (Vertrag ebenso bis 2023) im Jahr überwiesen. Zuletzt war der 26-Jährige an den 1. FC Köln ausgeliehen, nun arbeitet er erst mal in Dortmund.
Nico Schulz (Vertrag bis 2024) verdient sogar noch mehr als Bürki und Wolf. 2019 lockte die Borussia den damaligen Nationalspieler nach Dortmund, bezahlte 25 Millionen Euro an Hoffenheim. Die Erwartungen erfüllte der 28 Jahre alte Linksverteidiger bislang nicht.
Marcel Halstenberg ist beim BVB ein Thema
Nur wenn Schulz gehen würde, würde der BVB versuchen, Nationalspieler Marcel Halstenberg (29) von RB Leipzig zu kaufen. Zuhören ist, dass Marco Rose durchaus an die Qualitäten von Schulz glaubt – in jedem Fall wusste der Trainer, dass sein Gespräch nach dem Training mit dem gebürtigen Berliner von Kameras eingefangen wird.
Julian Brandt war zu diesem Zeitpunkt schon lange vom Platz geschlendert. Der 25-Jährige zählt zu den Spielern mit einer ungewissen Zukunft beim BVB. Sein Talent fällt jedem auf. Die Probleme, diese Fähigkeiten immer auszuschöpfen, entgehen ebenso niemandem. Nun möchte er Rose überzeugen – bisherige Wechselgerüchte um Brandt blieben unbestätigt. Mahmoud Dahouds weiteres Wirken umgeben ebenfalls Fragezeichen. In der vergangenen Rückrunde überzeugte er erstmals konstant, die Leistungssteigerung muss er nun bestätigen. Gut möglich, dass sein bis 2022 gültiger Vertrag verlängert wird.
BVB will die Ablöse für Donyell Malen drücken
Generell trauen die Verantwortlichen ihrem Kader einiges hinzu. Ein Ersatz für den Engländer Jadon Sancho wird trotzdem gesucht. Sein Wechsel für 85 Millionen (wovon rund 15 Prozent an Sanchos ersten Klub Manchester City fließen) zu Manchester United steht vor dem Abschluss. Die Dortmunder haben Donyell Malen (22) vom PSV Eindhoven aus den Niederlanden ins Auge gefasst. Sie wollen die Ablösesumme von 30 Millionen Euro allerdings noch drücken.