Dortmund. Nach dem knappen Champions-League-Aus gegen Manchester City ist man beim BVB zu Recht stolz. Das Spiel zeigt aber auch die Probleme des Klubs auf. Ein Kommentar.

Es war nicht einfach für Spieler und Verantwortliche von Borussia Dortmund, die Gefühlswelt in Worte zu fassen nach der 1:2 (1:0)-Niederlage gegen Manchester City. Einerseits war man beim BVB stolz auf die eigene Leistung. Man war im Viertelfinale der Champions League denkbar knapp ausgeschieden gegen eine der besten Mannschaften im Klubfußball. Zwei 1:2-Niederlagen hatte es gegen den englischen Tabellenführer gegeben, bis zur 145. der insgesamt 180 Minuten Hin- und Rückspiel war der BVB weiter.

Dann kam Wut auf die Schiedsrichter dazu. Im Rückspiel nämlich war es ein Elfmeter, der zum zwischenzeitlichen 1:1 führte und dem BVB den entscheidenden Knacks versetzte. Ein Elfmeter, den es aus Sicht der Dortmunder nicht hätte geben dürfen, weil Emre Can den Ball im eigenen Strafraum erst mit dem Kopf und dann mit dem Arm spielte. Und im Hinspiel war Jude Bellingham ein Tor wegen eines vermeintlichen Foulspiels weggepfiffen worden.

So kam am Ende eben die bittere Erkenntnis dazu, trotz eines großen Kampfes mit leeren Händen dazustehen. Der europäische Traum ist ausgeträumt, nun wartet die triste Liga-Realität mit Platz fünf, sieben Punkte hinter einem Champions-League-Platz.

BVB hat vielversprechende Spieler in seinen Reihen

All diese Gefühle waren berechtigt, die beiden spektakulären Spiele gegen Manchester City lassen tatsächlich mehrere Erkenntnisse zu. Erstens haben sie mal wieder gezeigt, was für aufregende, vielversprechende Spieler der BVB in seinen Reihen hat. Erling Haaland gilt längst als kommender Weltstar, nach dem City-Spiel aber schwärmten Engländer und Deutsche gleichermaßen von Jude Bellingham, der angesichts von gerade einmal 17 Jahren mit beeindruckender Reife und Selbstverständlichkeit agierte.

Aus Dortmunder Sicht muss man das mit einem lachenden und einem weinenden Auge sehen. Ja, man hat grandiose Talente in den eigenen Reihen, aber man kann ja nie sicher sein, ob sie ihr volles Potenzial in Schwarz-Gelb entfalten – oder ob sie dann schon längst weitergezogen sind zu einem finanzstärkeren Klub.

Außerdem haben die mitreißenden Spiele gegen City ja nur noch einmal verdeutlicht, wie sehr sich der BVB in der Liga unter Wert verkauft. Brächte er in jedem Spiel diese Leidenschaft, dieses Engagement, diesen Willen in die Waagschale – so mancher peinliche Auftritt wäre ihm erspart geblieben. Aber das bleibt ja die große Frage an diese Mannschaft: Warum ist sie zu solchen Auftritten in der Lage, wenn das Flutlicht an ist und die Champions-League-Hymne ertönt? Und warum vergisst sie das dann manchmal, wenn es am Samstagnachmittag gegen die Kölns und Ausgburgs dieser Welt geht?

Große Herausforderung für BVB-Führungsriege

Ein Teil der Antwort: Wenn es gegen die großen Mannschaften geht, kann der BVB kontern – das liegt der Mannschaft besser, als selbst gegen tiefstehende Gegner das Spiel zu machen. Der andere Teil ist in den Köpfen der Spieler zu suchen, ist teils mit der Jugend prägender Akteure wie Bellingham, Giovanni Reyna (18), Erling Haaland (20) und Jadon Sancho (21) zu erklären.

Aber eben nur teilweise. Es bleibt die große Herausforderung der Dortmunder Führungsriege, ihrer Mannschaft die Wankelmütigkeit auszutreiben. Leicht wird dies nicht: Für einen großen Umbruch dürfte das Geld fehlen, weil die Champions-League-Qualifikation mit hoher Wahrscheinlichkeit verpasst wird. Der BVB muss also darauf hoffen, dass es dem neuen Trainer Marco Rose in der kommenden Saison gelingt, der Mannschaft endlich Konstanz und eine seriöse Herangehensweise an vermeintlich einfache Aufgaben zu vermitteln. Es wird eine Herkulesaufgabe, an der schon einige Vorgänger gescheitert sind.