Dortmund. Trotz Hinspielniederlage hofft der BVB gegen Manchester City aufs Weiterkommen. Es geht ums Halbfinale - und viel Geld für die Dortmunder.

Die Kameras ratterten im Dauerfeuer, denn auf diesen Moment hatten die Fotografen gewartet: Marco Reus und Mats Hummels betraten den Trainingsplatz von Borussia Dortmund zum Abschlusstraining – und damit war auch klar: Die beiden Führungsspieler können mitwirken, wenn der BVB am Mittwoch im Viertelfinalrückspiel der Champions League (21 Uhr/Sky) den englischen Spitzenklub Manchester City empfängt. Und das sorgt in Dortmund für kollektive Erleichterung.

Denn das 1:2 aus dem Hinspiel ohne den Kapitän und ohne den Abwehrchef aufholen zu müssen – das will man sich in Dortmund lieber nicht vorstellen. „Beide sind für uns sehr wichtig“, sagt Innenverteidiger Manuel Akanji. „Sie haben schon sehr viel Erfahrung in der Champions League.“ Beide standen 2013 schon im Finale, Reus war im Hinspiel gegen City Torschütze, Hummels Turm in der weitgehend gut funktionierenden Abwehr.

Jadon Sancho fehlt dem BVB gegen Manchester City

Denn wer sollte die beiden ersetzen? Für Hummels könnte Emre Can in der Abwehr auflaufen, dessen Engagement stets vorbildlich ist, der zuletzt aber auch immer wieder Teil von Fehlerketten vor Gegentoren war. Und für Reus? Thorgan Hazard vielleicht, der nach seiner Verletzung noch seine Form sucht. Oder Julian Brandt, der zwar keine Verletzung, aber ebenfalls einen veritablen Formknick hatte. Oder der blutjunge Ansgar Knauff, zuletzt mit erfrischenden Auftritten aufgefallen, aber für höchstes Niveau auch noch reichlich grün.

Sein spätes Tor half nicht zum Happy-end: BVB-Profi Marco Reus.
Sein spätes Tor half nicht zum Happy-end: BVB-Profi Marco Reus. © DPA | Unbekannt

Mit Reus und Hummels sind die Aussichten da schon deutlich besser, denn Jadon Sancho fehlt ja auch: „Leider wird es für Jadon nicht reichen, auch wenn er komplett im Soll ist und richtig Gas gibt“, sagt Terzic. Aber nach sechs Wochen Pause wegen einer Muskelverletzung will man kein Risiko eingehen: „Wichtig ist, dass er lange bei uns bleibt und nicht sofort wieder ausfällt“, erklärt der Trainer.

Und so geht der BVB angeschlagen in ein Spiel, in dem es wieder einmal um sehr viel geht. Zunächst um sportliches Prestige. „Es ist unglaublich, dass wir als Borussia Dortmund ins Halbfinale einziehen können“, sagt Terzic. „Für mich wäre es wichtig, gerade wie die Saison verlaufen ist. Wir können die vielleicht beste Mannschaft eliminieren.“

Halbfinaleinzug würde dem BVB zwölf Millionen Euro bescheren

Außerdem geht es um viel Geld, der Halbfinaleinzug brächte zwölf Millionen Euro an garantierten Prämien – Geld, das die Transferplanungen in Corona-Zeiten zumindest ein wenig erleichtern könnte. Und nicht zuletzt bietet die Champions League inzwischen den kürzesten Weg ins internationale Geschäft: Der Turniersieger hat für die kommende Saison einen Platz garantiert. Besonders realistisch ist das aus Dortmunder Perspektive zwar nicht, aber auch nicht unwahrscheinlicher, als in der Liga in sechs Spielen sieben Punkte auf Rang vier aufzuholen.

Kevin De Bruyne von Manchester City im Zweikampf  mit Dortmunds Mateu Morey.
Kevin De Bruyne von Manchester City im Zweikampf mit Dortmunds Mateu Morey. © Getty | Unbekannt

Dazu allerdings muss erst einmal Manchester City aus dem Weg geräumt werden – die Mannschaft; die nicht nur in Dortmund viele als derzeit beste der Welt betrachten. Klar, City hat gerade 1:2 gegen Leeds United verloren. Aber erstens war dies eines jener seltsamen Spiele, die trotz einem Torschussverhältnis von 29:2 verlorengingen und zweitens konnte Trainer Pep Guardiola dank des deutlichen Vorsprungs and er Spitze der Premier League viele seiner Stars schonen.

BVB-Trainer Edin Terzic: "Gutes Spiel wird nicht reichen"

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Der BVB kann das nicht, in der Liga ist derzeit jedes Spiel ein Endspiel um die Minimalchance, doch noch irgendwie in die Champions League hineinzurutschen. Dieser Druck, gepaart mit Verletzungen und unerklärlichen Formschwächen führt dazu, dass Terzic derzeit im Dreitagesrhythmus immer die gleichen Spieler auf den Rasen schicken muss. Schonung kann sich der BVB nicht erlauben, dabei wäre sie dringend geboten. „Aber so ist die Situation, und ich rede lieber über Lösungen als über Probleme“, sagt Terzic. Wie lautet denn dann die Lösung gegen Manchester? „Wir haben in Manchester ein gutes Spiel gemacht und verloren“, erklärt der Trainer. „Ein gutes Spiel wird also nicht reichen, wir müssen wohl noch ein bisschen draufpacken.“

Leicht gesagt, deutlich weniger leicht getan. „Der Glaube ist groß“, beschwört Terzic, „aber der alleine wird uns nicht reichen.“

Der Glaube gepaart mit Hummels und Reus – das macht die Sache immerhin ein wenig aussichtsreicher.