Stuttgart/Dortmund. BVB-Sportdirektor Zorc fand lobende Worte für Bellingham und Knauff. Vor der Champions-League-Partie glaubt er an die Chance der Borussia.

Vielleicht erinnerte sich Mats Hummels ja an seinen ersten Bundesliga-Treffer, der mittlerweile schon 13 Jahre zurückliegt. Jedenfalls stöberte der 32-Jährige in der Nacht nach dem turbulenten 3:2 (0:1)-Erfolg über den VfB Stuttgart in den Sozialen Medien und hinterließ dabei den beiden Profis von Borussia Dortmund einen Gruß, die am Samstag in Stuttgart zum ersten Mal den Endorphinrausch eines Tores in der höchsten deutschen Spielklasse erleben durften: Ansgar Knauff und Jude Bellingham.

„Was für eine Woche“, schrieb Hummels unter das Bild, das Knauff selbst veröffentlichte und ihn zeigt, wie er nach seinem Treffer auf den Knien über den Rasen gleitet. Der erst 19-Jährige, der bislang in der zweiten Mannschaft des BVB fürchten musste, bei derartigen Aktionen in den Löchern der Regionalliga-Plätze hängen zu bleiben, hat sich zur Überraschung der Stunde entwickelt.

„Endlich“, kommentierte Hummels unter dem Foto, auf dem Bellingham nach seinem Tor das Klubemblem tätschelt. Was nicht bedeuten wird, dass der Engländer sein Geld für immer im Ruhrgebiet verdienen wird. Zumindest drückt der erst 17-Jährige seine Verbundenheit durch Einsatz aus, der ihn zum Arbeiter der Stunde macht.

Brandt und Hazard enttäuschen beim BVB

Dass die beiden in dieser entscheidenden Dortmunder Phase eine tragende Rolle einnehmen, verdeutlicht jedoch die Probleme des Kaders, in dem ältere Profis den Erwartungen hinterherhinken. Etwa Julian Brandt. Derzeit auch Thorgan Hazard. Oder Nico Schulz. Darunter leidet die Konstanz, weil die Etablierten die natürlichen Formschwankungen der Jüngeren nicht auffangen können. In Stuttgart wäre die Borussia vor dem Viertelfinal-Rückspiel der Champions League gegen Manchester City am Mittwoch (21 Uhr/Sky) fast erneut gestrauchelt.

Schon in der 17. Minute segelte ein kurioser Kopfball von Sasa Kalajdzic über den unglücklich wirkenden BVB-Torhüter Marwin Hitz hinweg. Jude Bellingham (47.) und Kapitän Marco Reus (52.) drehten die Partie nach der Pause, ehe Daniel Didavi einen Patzer von Mateu Morey für den Ausgleich nutzte (78.). Nur zwei Minuten später tänzelte Knauff am gegnerischen Sechzehnmeterraum und schlenzte den Ball in die rechte Ecke (80.). Trotz des Sieges beträgt der Rückstand der Dortmunder auf den Tabellenvierten Eintracht Frankfurt weiterhin sieben Punkte. Und es bleiben nur noch sechs Ligaspiele, um die große Lücke auf den Qualifikationsplatz für die Champions League zuzukleistern. „Wir geben nicht auf“, sagt Sportdirektor Michael Zorc trotzdem dieser Redaktion.

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Natürlich fragen sich derzeit auch die Verantwortlichen, ob ihr Kader den höchsten Ansprüchen genügt. Die Corona-Krise verbietet in diesem Sommer allerdings bahnbrechende Investitionen, vor allem wenn sich der Verein nicht in der Königsklasse präsentieren darf. Man hoffe daher vor allem, dass der neue Trainer Marco Rose die Mannschaft wiederbelebt, hört man aus dem Klub.

BVB-Boss Zorc: „Jetzt geht es erst los“

Immerhin nähren Profis wie Bellingham und Knauff die Hoffnung, dass aus der Spielzeit noch einiges herausgequetscht werden kann. Zum Beispiel am Mittwoch gegen die vielleicht beste Mannschaft der Welt, gegen die den Schwarz-Gelben ein 1:0-Erfolg genügen würde, um unter die besten vier in Europa zu springen. „Wir wollen ihnen wehtun“, meint Zorc.

Der Sportdirektor lobt Knauff, dieser habe eine „brutale Stärke: seine Schnelligkeit“. Dass er im Hinspiel in Manchester überraschend beginnen und sich jetzt nach seiner Einwechslung in Stuttgart als entscheidender Spieler huldigen lassen durfte, solle Knauff als Startschuss sehen, so Zorc. „Jetzt geht es erst richtig los.“ BVB-Trainer Edin Terzic schloss den Offensivspieler nach dem Schlusspfiff lange in seine Arme, sagte ihm, dass er auch für ihn da sei, wenn es mal nicht läuft.

BVB hofft auf Einsatz von Jadon Sancho

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Möglicherweise erhält Knauff gegen Manchester erneut die Chance, sich auf der großen Bühne zu präsentieren. Zudem hoffen die Dortmunder, dass Jadon Sancho seine Muskelverletzung rechtzeitig auskuriert. Mats Hummels (Kreislaufprobleme) und Marco Reus (Prellung), die in Stuttgart vorzeitig ausgewechselt wurden,  werden wohl spielen können. Hummels „ging es am späten Abend schon viel besser. Auch Marco machte im Flugzeug nicht den Eindruck, als wenn es nicht gehen würde“, sagt Zorc.

Vielleicht kann Mats Hummels am Mittwoch dann ein Bild von einem eigenen Tor in den Sozialen Medien veröffentlichen.