Dortmund. Im Januar erhielt U23-Kapitän Steffen Tigges beim BVB einen Profivertrag. Nun spricht er über seine Ziele und beeindruckende Mitspieler.
Es ist zuletzt alles ziemlich schnell gegangen im Leben von Steffen Tigges. Bis vor wenigen Wochen war er noch Kapitän der Regionalligamannschaft von Borussia Dortmund. Dann musste der Stürmer kurz vor Weihnachten bei den Profis aushelfen, im Pokalspiel beim Zweitligisten Eintracht Braunschweig – und machte das so gut, dass er einen Profivertrag erhielt. Einen derart kantigen, kopfballstarken "Wandspieler" hatten sie noch nicht zum BVB, und so ist Tigges mit 22 Jahren auf einmal Fußballprofi bei Borussia Dortmund. Zuletzt war er erster Ersatz für den Weltklasse-Torjäger Erling Haaland. Als der im Spitzenspiel beim FC Bayern ausgewechselt werden musste, brachte Trainer Edin Terzic nicht das 16-jährige Ausnahmetalent Youssoufa Moukoko – sondern Tigges.
Zudem studiert Tigges Sportbusiness an der IST-Hochschule für Management – und hat dort nun in einem Interview über seinen plötzlichen Karrieresprung gesprochen.
Steffen Tigges über…
…den ersten Profivertrag mit 22: Das ist ein Kindheitstraum von vielen. Und mich macht es stolz, mir diesen Traum durch harte Arbeit erfüllt zu haben. Dann noch bei so einem großen, traditionsreichen Verein, der zu den besten der Welt gehört, ist schon sehr besonders.
…das Spielen vor leeren Tribünen: Das ist schon traurig, aber leider aufgrund der aktuellen Situation notwendig. Zudem sind wir dankbar und demütig, dass wir zurzeit überhaupt spielen dürfen. Die Stimmung in Dortmund ist einzigartig. Ich freue mich sehr, wenn ich diese Stimmung dann auch auf dem Rasen erleben kann.
…seine persönlichen Saisonziele: Ich möchte weiter Bundesliga-Minuten sammeln – und als Stürmer, klar, mein erstes Tor für den BVB schießen.
…die Ziele mit dem BVB: Wir hinken zurzeit unseren eigenen Ansprüchen hinterher. Doch die letzten Spiele stützen meine Meinung, dass wir uns auf jeden Fall für die Champions League qualifizieren, wenn wir die Qualität und Mentalität, wie zuletzt, wieder auf den Platz bringen.
…seinen beeindruckendsten Mitspieler: Sie beeindrucken mich alle, haben alle unterschiedliche Fähigkeiten. Aber Erling hat natürlich Qualitäten, die sind einmalig. Seine Dynamik und Torgefahr beeindrucken mich jedes Mal aufs Neue.
…seinen Traumverein: Tatsächlich steht der BVB schon ganz oben auf meiner Liste. Es gibt nicht viele größere Vereine auf der Welt. Darum freue ich mich sehr, in Dortmund zu sein und für diesen Verein zu spielen.
…einen Spieler, gegen den er gerne mal spielen würde: Sergio Ramos. Er ist seit Jahren das Maß aller Dinge in der Verteidigung und bringt national und international konstant starke Leistungen. Sich mit ihm zu messen, wäre sehr spannend. Um zu schauen, ob man in der absoluten Weltspitze mithalten kann.
…Marktwerte und Gehälter im Profifußball: Diese Summen sind für mich sehr realitätsfern. Besonders in diesen Zeiten. Die Dimensionen sind im Zuge der Kommerzialisierung entstanden und werden sich auch so schnell nicht ändern. Durch meine Freundin (eine Krankenpflegerin, Anm. d. Red.) habe ich eine ungefähre Ahnung, wie hart die Bedingungen in den Pflegeeinrichtungen sind. Die Bezahlung spiegelt weder die Verantwortung noch die Arbeitsbedingungen mit Personalmangel und undankbaren Arbeitszeiten wider. Grundsätzlich sollte die Anerkennung für die Leistungen der systemrelevanten Berufe, insbesondere durch die Politik, erhöht werden. Durch Corona ist vielen bewusst geworden, wie dankbar wir für unserer Gesundheitssystem sein können und wir dieses in allen Bereichen unterstützen sollten. Deswegen finde ich es richtig und wichtig, dass sich im Fußball auch sehr viele Leute sozial engagieren, um Missstände aufzuzeigen und zu beseitigen, beispielsweise durch entsprechende Stiftungen.
Auch interessant
…seine Stärken auf und neben dem Platz: Ich bin schon eher der physische Stürmer, der sich für die Mannschaft aufreibt und arbeitet. Edeltechniker haben wir ja auch mehr als genug. Aber auch im Torabschluss habe ich meine Stärken. Neben dem Platz bin ich sehr begeisterungsfähig und hilfsbereit. Ich versuche, offen durch das Leben zu gehen. Durch den Fußball ist man automatisch neben dem Platz auch sehr diszipliniert und teamfähig. (fs)