Dortmund. In einer mit Top-Talenten gespickten Mannschaft von Borussia Dortmund ist Thomas Delaney fast ein Exot. Gerade deshalb ist er wichtig für den BVB.
Thomas Delaney ist 29 Jahre alt, damit muss er in der erweiterten Jugend-Auswahl von Borussia Dortmund bereits als uralt gelten. Und so klingt es ja auch, wenn der Däne einen Tag vor dem Champions-League-Spiel gegen Zenit St. Petersburg an diesem Mittwochabend (21 Uhr/Sky) sagt: „Meine Knochen tun immer weh.“ Weil derzeit ein Spiel das andere jagt. Gegen St. Petersburg absolviert der BVB die vierte Partie in zwölf Tagen.
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Aber dann lacht Delaney, eigentlich ist ihm diese Belastung ja ganz recht. Klar, am Anfang sei das hart, aber irgendwann sei man im Rhythmus – der dann eben viele Spiele und eher wenige Trainingseinheiten beinhaltet, weil man ja immer gerade erst eine Partie absolviert hat oder schon wieder kurz vor der nächsten steht. „Für Spieler ist das ein geiler Rhythmus“, sagt Delaney.
Thomas Delaney ist beim BVB der Mann für die Wettkampfhärte
Vor allem für den Defensivspezialisten, denn zu Saisonbeginn war ja gar nicht klar, ob er wirklich würde klagen können über zu viele Spiele. Beim BVB war mal wieder ein regelrechter Jugendhype ausgebrochen, im Mittelfeld versprühten die erst 17 Jahre alten Jude Bellingham sowie Giovanni Reyna Spielfreude und jugendliche Frische im Überfluss. Für Delaney schien kein Platz.
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Bis wieder diese Tage kamen, an denen Spielfreude allein nicht reicht. Wenn lästige Augsburger oder aggressive Römer mit Wonne in die Zweikämpfe stürmen und das Fußballspielen maximal unangenehm machen, dann braucht es eine Wettkampfhärte, die die jugendlichen Feinfüße so noch nicht haben, so noch nicht haben können. Dann braucht es einen, der schon viele Schlachten geschlagen hat. Einen wie Delaney – wenngleich er auch an der 1:3-Niederlage bei Lazio Rom beteiligt war, wegen der der BVB nun gegen Zenit gehörig unter Druck steht. Ein Sieg muss her, um sich wieder in eine gute Position im Kampf ums Achtelfinale zu bringen. „Wir haben in Rom leider kein gutes Spiel gemacht“, sagt Delaney. „Aber es gibt noch genügend Chancen, Punkte zu holen. Ich habe gar keine Angst, dass wir nicht weiterkommen werden.“
BVB-Trainer Lucien Favre gibt sich geheimnisvoll
Gegen den Tabellendritten der russischen Liga, den Trainer Lucien Favre als „sehr gefährlich“ bezeichnet, müssten Delaneys Qualitäten eigentlich gefragt sein. Zumal Emre Can, der andere mentalitäts- und kampfstarke Defensiv-Allrounder im Kader, gesperrt ist und wegen eines positiven Corona-Tests ohnehin fehlt. Möglich also, dass Delaney noch einmal in der Abwehr aushelfen muss; möglich, dass er wieder im Mittelfeld ran darf. Favre gibt sich am Tag vor dem Spiel traditionell geheimnisvoll, verrät nicht einmal, ob Roman Bürki oder Marwin Hitz im Tor stehen wird. „Ich will dem Gegner keine Informationen geben“, sagt er.
Dabei dürfte die Torhüterposition von überschaubarer Bedeutung für die taktischen Überlegungen der russischen Gäste sein. Entscheidender ist, ob Kapitän Marco Reus spielt, nachdem er im Derby gegen Schalke (3:0) zunächst auf der Bank saß. „Wichtig ist, dass er langsam zurückkommt“, sagt Favre. Reus müsse nach seiner langen Verletzungspause nach und nach an die Dauerbelastung herangeführt werden.
Ein fitter Reus wäre viel wert, zudem Jadon Sancho der überragenden Form der Vorsaison hinterherläuft. Ganz normal findet Favre das. Die Corona-Pause, dann die Transferdiskussionen in der Sommerpause – ganz schön viel für einen 20-Jährigen. „Das kann Einfluss haben“, sagt Favre, nimmt sein Ausnahmetalent dann aber in Schutz: „Du kannst nicht ein ganzes Jahr lang in Topform sein, das kann kein Spieler.“ Gegen Zenit aber wäre es enorm hilfreich.