Dortmund. BVB-Profi Thorgan Hazard fehlt dem BVB wochenlang. Profiteur könnte Felix Passlack sein – der für ein Umdenken in Dortmund gesorgt hat.

Am Montag bestätigten sich die Sorgen, die sich die Verantwortlichen von Borussia Dortmund gemacht hatten: Thorgan Hazard hat beim 3:0 (1:0)-Sieg zum Bundesliga-Auftakt einen Muskelfaserriss erlitten und wird einige Wochen fehlen. Ein Ausfall, der den BVB empfindlich trifft, denn der Belgier war auf der linken Seite schon der Vertreter des Vertreters des Vertreters: In Raphael Gue­rreiro, Nico Schulz und Marcel Schmelzer fehlen drei gelernte Linksverteidiger, nun fällt auch der Notnagel aus.

Passlacks kurvenreiche Karriere

BVB-Sportdirektor Michael Zorc geht im Gespräch mit dieser Redaktion zwar davon aus, dass Guerreiro und Schulz in dieser Woche wieder ins Mannschaftstraining einsteigen – und doch rückt erneut jener Mann in den Blickpunkt, der Hazard schon gegen Gladbach ersetzt hatte, der nach einer Viertelstunde Spielzeit einen Kaltstart hingelegt hatte: Felix Passlack. „Für ihn war es nicht einfach, nach langer Zeit so reinzukommen, er war vielleicht auch ein bisschen überrascht“, sagte Favre später. „Aber er hat es sehr, sehr gut gemacht.“

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Und so war eine weitere überraschende Wendung hinzugekommen zur kurvenreichen Karriere des Felix Passlack. Dem BVB-Eigengewächs aus Bottrop hatten viele einst eine große Karriere vorhergesagt. Gewinner der Fritz-Walter-Medaille in Gold als bester U17-Spieler, mehrfacher Deutscher Meister bei den Junioren und einst Kapitän der U17-Nationalmannschaft, Profidebüt beim BVB mit 17 – eine solche Vita können nur wenige vorweisen.

Unglückliche Leihgeschäfte

Doch irgendwann endete der steile Aufstieg. Die Trainer Thomas Tuchel und Lucien Favre planten nicht mit Passlack und so verlieh ihn der BVB, auf dass er anderswo Spielpraxis sammeln könne. Bei der TSG Hoffenheim und dem damaligen englischen Zweitligisten Norwich City ging das fürchterlich schief: Wenn Passlack spielte, dann meist in der zweiten Mannschaft. Erst in der vergangenen Saison, beim niederländischen Ehrendivisionär Fortuna Sittard, kam er wieder regelmäßig zum Einsatz, bekam er wieder das Gefühl, gebraucht zu werden.

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Beim BVB allerdings galt er bei der Rückkehr im Sommer als verzichtbar und auch Passlack wollte nicht wieder eine Saison erleben, in der er nur zwischen Bank und Tribüne pendeln würde. Die Corona-Pandemie aber machte die Klubsuche kompliziert. Und so absolvierte der 22-Jährige die gesamte Vorbereitung mit dem BVB – und machte in Trainings und Testspielen durch zwar nicht perfekte, aber sehr engagierte Auftritte auf sich aufmerksam.

Zorc: „Der darf gerne bleiben“

Und nach Informationen dieser Redaktion setzte beim BVB ein Umdenken ein: Vielleicht würde man einen wie Passlack ganz gut gebrauchen können, wenn sich im Herbst und Winter die Spiele häufen. Einen, der links, rechts und im Zentrum spielen kann, der ehrgeizig ist, aber keinen Stunk macht, wenn man ihn auf die Bank setzt.

Und der Ernstfall kam nun früher als erwartet. „Felix ist ein sehr positiver Junge, der jeden Tag im Training Gas gibt – und gegen Gladbach wurde er dafür belohnt“, lobt ihn Michael Zorc im Gespräch mit dieser Redaktion. Ein Wechsel ist erst einmal vom Tisch. „Der kann gerne bleiben“, sagt Zorc.