Bad Ragaz. BVB-Toptalent Giovanni Reyna will Stammspieler werden – und müsste sich auf seiner Lieblingsposition gegen Kapitän Marco Reus durchsetzen.

Lucien Favre war gar nicht mehr zu bremsen. Der Trainer von Borussia Dortmund war nach dem 6:0 (3:0)-Testspielsieg beim SCR Altach gebeten worden, die Leistung von Jadon Sancho zu beurteilen, und nun sprudelte das Lob nur so aus Favre heraus: „Er hat sehr gut gespielt, er ist sehr, sehr clever“, schwärmte Favre. „Er läuft viel, verteidigt auch sehr richtig, das ist wichtig für einen Angreifer. Er macht das sehr gut.“

BVB-Trainer Lucien Favre lobt Giovanni Reyna

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Von Christian Woop, Sebastian Weßling und Christian Brausch

Die vielen warmen Worte hatten nur einen Schönheitsfehler: Sie bezogen sich gar nicht auf Sancho, sondern auf Giovanni Reyna, n ach dem gar nicht gefragt worden war. Aber es war Favre offenbar ein besonderes Anliegen, den 17-jährigen US-Amerikaner zu loben. Favre hält ja schon lange große Stücke auf Reyna, nachdem er ihn vor einem Jahr mitnahm auf Marketingreise in die USA. Das Spielverständnis und die Ballsicherheit beeindruckten den Trainer schon, als Reyna mit gerade einmal 16 zu den Profis stieß – und auch körperlich kaum Probleme hatte, mitzuhalten.

Reyna: Die richtige Mischung aus aus Zurückhaltung und Selbstbewusstsein

Gegen Altach erzielte Reyna ein Tor und harmonierte ansonsten in den 45 Minuten, die er spielte, prächtig mit Jadon Sancho und Erling Haaland. „Man macht natürlich immer Fehler, aus denen man lernen kann. Aber ich denke, ich habe ein gutes Spiel gemacht“, sagt er tags drauf im Trainingslager in Bad Ragaz mit jener Mischung aus Zurückhaltung und Selbstbewusstsein, die schon seinen Landsmann Christian Pulisic im BVB-Trikot ausgezeichnet hatte. Beides keine Lautsprecher, aber beides Spieler, die sich ihres außergewöhnlichen Talents sehr wohl bewusst sind.

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Reyna weiß, dass er noch dazulernen muss, etwa in Sachen Taktik. „Ich gehe gerne in die Räume zwischen den Ketten, aber da muss ich noch effektiver werden, wenn ich mit dem Ball aufdrehe“, sagt er. „Man hat bei den Profis viel weniger Zeit, das Tempo ist viel höher, da lerne ich noch.“ Ambitionierte Ziele hat er trotzdem: „Ich will mich in die Mannschaft arbeiten und so viele Spiele wie möglich machen“, sagt er. „Ich will Tore schießen, Tore vorbereiten. Ich möchte Stammspieler sein oder zumindest nah dran. Ich möchte eine wichtige Rolle spielen.“

Am liebsten als Spielmacher, auf der Zehnerposition

Und das am liebsten als Spielmacher, auf der Zehnerposition. „Da habe ich in der Jugend meist gespielt“, meint Reyna. „Ich kann kann zwar auch auf dem Flügel, als falsche Neun oder als etwas defensiverer Mittelfeldspieler spielen, aber die Zehn ist meine beste Position.“

Das Problem: Die besetzt, wenn er wieder fit ist, eigentlich Kapitän Marco Reus. „Marco ist ein hervorragender Spieler, der so viel für den Klub tut – wenn er mir vorgezogen würde, würde ich das akzeptieren“, sagt Reyna dazu. „Aber es ist ja nicht nur er, da ist auch Julian Brandt. Und auch auf den Flügeln, überall in der Mannschaft haben wir große Konkurrenz.“

Doch der 17-Jährige macht deutlich, dass er sich gegen diese hochkarätige Konkurrenz durchsetzen will: „Ich will Stammspieler werden, oder zumindest ganz nah dran sein“, kündigt er an. Ein Vorbild dabei: JadoN Sancho, über dessen Verbleib sich der Sohn des früheren Bundesligaspielers Claudio Reyna besonders freut: „Er hat mir so sehr geholfen, vielleicht mehr als jeder andere“, erklärt der 17-Jährige. „Er weiß, wie es ist, als ganz junger Spieler hier anzukommen, noch nicht so selbstbewusst zu sein. Und er hat sich zu einem der besten Spieler der Welt entwickelt. Ich versuche, so viel wie möglich bei ihm abzuschauen.“