Manchester. Der englische Rekordmeister Manchester United ist auf dem Weg zurück an die Spitze. BVB-Star Jadon Sancho bleibt der Wunschkandidat des Trainers.
Für Debatten zum grundsätzlichen Zustand des Fußballs hat Ole Gunnar Solskjaer keine Zeit im Moment. Auch der Trainer von Manchester United ist gefragt worden, was er davon hält, dass der internationale Sportgerichtshof Cas die Europapokal-Sperre des Stadtrivalen Manchester City aufgehoben hat. Seine Amtskollegen Jürgen Klopp (Liverpool) und José Mourinho (Tottenham) haben sich empört gezeigt über dieses Urteil und fürchten das Ende des Financial Fairplay. Solskjaer verzichtet auf einen Beitrag zur Entscheidung, die der Cas in dieser Woche begründen möchte. „Mein Job ist es, dass wir uns auf das nächste Spiel konzentrieren”, sagt der Norweger. Und hat damit genug zu tun.
Manchester United kämpft gegen Leicester City um Platz vier
Es geht noch um viel für Manchester United zum Abschluss dieser seltsamen Corona-Saison. Der englische Rekordmeister ist schon lange kein Titelkandidat mehr, seit der Pensionierung von Trainer-Ikone Sir Alex Ferguson vor sieben Jahren, um genau zu sein. Es muss schon als Erfolg gelten, dass der Klub die Qualifikation zur Champions League zwei Spieltage vor Schluss noch selbst in der Hand hat. Das Duell des Premier-League-Fünften mit dem Tabellenvierten Leicester City am letzten Spieltag an diesem Sonntag wird zum Finale um den letzten Königsklassen-Platz hinter Meister Liverpool, Manchester City und dem FC Chelsea werden. Die letzte Chance auf einen Titel wurde am Sonntagabend verspielt. Im Halbfinale des FA Cups unterlag United dem FC Chelsea mit 1:3 (0:1). Mit der sportlichen Entwicklung kann der Traditionsverein dennoch zufrieden sein.
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Dass die Saison ein so versöhnliches Ende nehmen könnte, erschien vor ein paar Monaten noch utopisch. Der Klub war zwischenzeitlich bis auf den 14. Platz abgerutscht, die Eignung des unerfahrenen Solskjaer für den Trainer-Posten im Old Trafford wurde öffentlich wieder einmal in Zweifel gezogen. Der Verein hielt allerdings am Siegtorschützen des Champions-League-Endspiels 1999 gegen den FC Bayern fest und wird gerade für die Treue belohnt.
Manchester United hat ein Team mit Perspektive
Manchester United ist in der Liga seit 13 Spielen ungeschlagen und dabei, endlich wieder ein Team mit Perspektive zu formen. Der im Januar für 55 Millionen Euro von Sporting Lissabon verpflichtete Spielmacher Bruno Fernandes ist der wohl beste Transfer des Post-Ferguson-Zeitalters, Paul Pogba blüht nach langer Verletzungspause auf und die Sturmreihe aus Marcus Rashford, Anthony Martial und Mason Greenwood trifft besser als Liverpools Angriff. Vor allem der 18 Jahre junge Greenwood, der erst in dieser Saison seinen Durchbruch schaffte, begeistert die Beobachter.
Trotzdem ist dem Verein klar, dass noch viel zu tun ist, um künftig wieder um die Meisterschaft mitzuspielen. Bei den Planungen für die kommende Saison wird vor allem der Name Jadon Sancho prominent gehandelt. Solskjaer hat den Angreifer von Borussia Dortmund angeblich zu seinem Wunschspieler erklärt, auch wenn er sich öffentlich natürlich bedeckt hält in dieser Sache. Sancho würde United ohne Zweifel weiterhelfen mit seiner Klasse und darüber hinaus den Konkurrenzkampf in der Offensive beleben.
BVB möchte mindestens 100 Millionen Euro für Sancho
Der Wettbewerb im Kader gilt als einer der Hauptgründe dafür, dass Ferguson in seinen 27 Jahren im Old Trafford immer wieder neue Gewinner-Mannschaften hervorbrachte. „Manchester United hat immer schon großartige Spieler verpflichtet, die andere großartige Spieler auf ihren Positionen herausfordern”, sagt zum Beispiel Gary Neville, einer der treusten Diener des schottischen Trainers. Entscheidend für den Sancho-Transfer dürften die Finanzen sein. Englische Medien verbreiten, dass Manchester United höchstens 50 Millionen Pfund (rund 55 Millionen Euro) zu zahlen bereit ist. Das wird nicht reichen, denn BVB-Boss Watzke hat betont, dass es keinen „Corona-Rabatt“ für Sancho geben werde. Dortmund möchte mindestens 100 Millionen Euro für den Engländer.
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Um Geld frei zu machen für Verstärkungen, plant Manchester United offenbar, mehrere nicht mehr benötigte Spieler abzugeben. Ganz oben auf der Liste steht (der aktuell an Inter Mailand verliehene) Alexis Sánchez, einer der Topverdiener der Premier League. Er ist eine mahnende Erinnerung an die nicht allzu ferne Vergangenheit, als der Verein vor allem Spieler mit großen Namen kaufte, die ihre beste Zeit schon hinter sich haben. Sancho würde mit seinen erst 20 Jahren gut ins Profil des neuen Manchester United passen. Für den Transfer ist auch die Champions-League-Teilnahme vonnöten. Solskjaer tut gut daran, sich auf dieses Ziel zu konzentrieren, nicht auf Debatten zum Zustand des Fußballs.