Dortmund. BVB-Profi Jadon Sancho erzeugt in dieser Woche viel Wirbel. Aufgrund der Corona-Krise hoffen die Dortmunder, dass er bei ihnen bleibt.
Vielleicht liefert ja Lucien Favre schon die wichtigste Erklärung für die extreme Woche des Jadon Sancho. „Er ist jung“, sagt der Trainer von Borussia Dortmund, lächelt dabei, zuckt mit den Schultern. Allerdings schaffen es die meisten jungen Menschen nicht, mit ihrem Verhalten so viel Wirbel zu erzeugen. Positiv. Wie negativ.
20 Geburtstage hat Sancho mittlerweile gefeiert, am Wochenende teilten Zehntausende in den Sozialen Medien das Bild von seinem Statement gegen Rassismus während des Paderborn-Spiels. Nun aber wandert ein anderes Foto durchs Internet, das den Engländer zu Hause mit einem Friseur zeigt, ohne Maske. Was einen Verstoß gegen die Hygieneverordnung der Deutschen Fußball-Liga (DFL) darstellt – auch von weiteren BVB-Profis (Axel Witsel, Thorgan Hazard, Raphael Guerreiro, Dan-Axel Zagadou und Manuel Akanji) existieren ähnliche Aufnahmen.
DFL hätte eingreifen können
Die DFL hätte die Fußballer theoretisch vor dem Heimspiel am Samstag (18.30 Uhr/Sky) gegen Hertha BSC sanktionieren können, doch der Friseurbesuch in den eigenen vier Wänden liegt rund eine Woche zurück, seitdem wurden alle mehrmals getestet. Für Unmut sorgte die Aktion beim Ligaverband trotzdem – und für ernste Gespräche mit den Dortmunder Verantwortlichen. Die wiederum ermahnten ihre Profis, künftig wachsamer zu sein. „Alle versichern, dass während des Haareschneidens die Hygienemaßnahmen eingehalten wurden“, erklärt Sportdirektor Michael Zorc, nur für die Fotos seien die Masken abgenommen worden. „Das ist auch nicht richtig, das haben wir noch mal klargemacht.“
Jadon Sancho ist in dieser Spielzeit schon häufiger negativ aufgefallen, weil er nicht immer rechtzeitig auf die Uhr blickt. Anderseits gehört zu seiner Woche auch, dass er am Wochenende beim 6:1-Erfolg in Paderborn auf dem Platz verzückte, drei Treffer erzielte. Sancho steht nun in den Bundesliga-Geschichtsbüchern als jüngster Fußballer, der 30 Ligatreffer erzielt hat. In dieser Spielzeit sind es 17, hinzu kommen 17 Vorlagen. Der hochbegabte Techniker könnte am Anfang einer Weltkarriere stehen.
Vertrag bei Borussia Dortmund bis 2022
Deswegen gilt es als äußerst unwahrscheinlich, dass Sancho seinen bis 2022 gültigen Vertrag in Dortmund erfüllt. Die Verantwortlichen gehen nach Informationen dieser Redaktion von einem Abgang in diesem Sommer aus, wenn sich ein namhafter Klub findet, der eine Ablösesumme im dreistelligen Millionenbereich stemmen möchte. Interessenten gibt es viele, derzeit wird Sancho mit Real Madrid in Verbindung gebracht, in England wartete man ohnehin sehnsüchtig, dass eines der größten Talente bald wieder im Heimatland vor den Ball tritt. Aber: Derzeit schwächt die Corona-Krise den Spitzenfußball, vielleicht findet sich kein Verein, der so viele Millionen überweisen möchte. „Natürlich ist der Transfermarkt ein anderer. Die Chancen sind vielleicht größer, ihn zu halten. Aber wir wissen noch nicht, wie es sich entwickelt“, sagt Sportdirektor Michael Zorc dazu im Gespräch mit dieser Redaktion.
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Möglicherweise berauscht Sancho die Fans (wenn sie denn wieder ins Stadion dürfen) also noch länger, möglicherweise wechselt er. In jedem Fall hat er sich zu dem BVB-Profi entwickelt, den die Öffentlichkeit am intensivsten im Blick behält. Deswegen geistert noch eine weiterer Bericht durch die Medien, in dem von einem verbotenen England-Ausflug die Rede ist, weswegen Sancho eine zweiwöchige Quarantäne verordnet worden sein soll. Der BVB weist dies zurück. Stattdessen sei der englische Nationalspieler verletzt gewesen und habe daher während der Corona-Pause sogar vier Wochen gefehlt.
Generell teste Sancho aber Grenzen aus, meint Zorc. „Er sollte das nicht machen“, stellt Favre klar. Aber: „Wir alle waren jung.“