Dortmund. Vor dem Revierderby gegen Schalke ist der BVB in Quarantäne. Ein Spieler kehrt rechtzeitig zurück - einige Leistungsträger aber fehlen.
Für den Chef ist kein Platz mehr. Weil die Parkplätze innerhalb des Geländes des Hotels l’Arrivée alle besetzt sind, muss Lucien Favre vor dem Tor parken. Doch der Trainer von Borussia Dortmund trägt es mit Fassung. Erstens sind es nur wenige Meter, die er nun zu Fuß zurücklegen muss, und zweitens hat er ja ganz andere Probleme zurzeit.
Auf das größte haben ihn weder 62 Lebens- noch fast 30 Trainerjahre vorbereiten können: Favre muss seine Mannschaft in Zeiten von Corona vorbereiten auf das Derby gegen Schalke 04 am Samstag (15.30 Uhr/Sky). Er muss sie unter Quarantäne-Bedingungen und mit nur neun Tagen Mannschaftstraining irgendwie fitimprovisieren für das Spiel, mit dem es nach zehn Wochen Bundesligapause wieder losgeht.
Das Hotel ist intensiv gesichert
Es ist vor allem ein enormer logistischer Aufwand, den der BVB nun betreibt. Das l’Arrivée, auch in normalen Zeiten das Mannschaftshotel, hat der Klub nun eine Woche lang komplett für sich, so will es das Hygienekonzept der Deutschen Fußball-Liga: eine Woche Quarantäne, bevor es wieder losgeht, damit sich dann nur gesunde Spieler auf dem Rasen gegenüber stehen. Und deswegen ist das Hotel deutlich intensiver gesichert als sonst. Rundherum stehen Sicherheitsleute, Männer mit breiten Schultern, roten Jacken – und Atemschutzmasken, was sie ziemlich bedrohlich aussehen lässt.
Wirklich nötig aber sind die Masken am Montag nicht. Der sonst übliche Fanauflauf fällt in Corona-Zeiten aus. Und so besteht eine der wichtigen Aufgaben der Männer darin, immer wieder die Pylone vor dem Tor wegzutragen, wenn ein Bus oder Auto kommt, und sie danach fein säuberlich wieder aufzustellen.
Abstand halten im Mannschaftsbus
Das ist vor allem am Morgen zu besichtigen, als reges Treiben an der Einfahrt herrscht: Um 9.19 Uhr verlässt ein Shuttlebus das Gelände, um 9.36 Uhr der erste Mannschaftsbus, um 9.47 Uhr der zweite. Weil die Spieler in 1,5 Metern Abstand sitzen, reicht ein Bus nicht aus. Trainer Favre, seine Assistenten und der Mannschaftsarzt fahren in ihren Privatwagen zum Trainingsgelände in Brackel.
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Auch dort wird Wert auf Abstand gelegt, zumindest neben dem Platz: Ein Teil der Mannschaft bereitet sich im Profi-Trakt auf die Einheit vor, ein Teil im Juniorenbereich – und dazu gehört auch Manuel Akanji. Dessen Sohn hat tags zuvor bemerkenswertes Timing bewiesen, denn Aayden Malik Adebayo kommt am Sonntag zur Welt und ermöglicht es seinem Papa damit, noch rechtzeitig mit der restlichen Mannschaft in Quarantäne zu gehen.
Akanji nach Geburt seines Sohnes dabei
Akanji kann also wieder mittrainieren am Montag, nachdem er zuletzt für die Geburt freigestellt war. Auch Mario Götze mischt wieder mit, nachdem er am Wochenende fehlte. Axel Witsel dagegen fährt erst um 11.56 Uhr aufs Gelände, als die Kollegen ihre Einheit fast schon beendet haben. Ebenso wie Marco Reus bestreitet er nur eine individuelle Einheit.
Reus wird fehlen, wenn es am Samstag gegen Schalke nach fast zehn Wochen wieder losgeht mit Fußball, er plagt sich immer noch mit den Folgen einer Muskelverletzung. Dan-Axel Zagadou hat sich in der Zeit des Kleingruppentrainings das Außenband im Knie verletzt und fällt ebenfalls aus. Witsel plagt sich mit muskulären Problemen, die Chancen auf einen Einsatz schwinden mit jedem Tag – und auch Emre Can wackelt mit muskulären Problemen.
BVB bildet eine Corona-Reserve
Der BVB hat vorgesorgt für Ausfälle, hauptsächlich natürlich für den Fall, dass ein Spieler wegen einer Corona-Infektion in Quarantäne muss. Die medizinische Taskforce der DFL, zu der auch Dortmunds Mannschaftsarzt Marcus Braun gehörte, hat den Klubs empfohlen, ihre Kader möglichst zu vergrößern.
Und so trainieren am Montag die die U23-Spieler Chris Führich, Taylan Duman und Marco Rente sowie U19-Kapitän Alaa Bakir mit. Sie sind ein Teil der „Corona-Reserve“,der andere Teil, bestehend aus den U23-Akteuren Steffen Tigges, Lars Bünning, Dominik Wanner und Marco Hober hält sich abseits der Gruppe fit.
Internes Testspiel am Mittwoch
Für sie alle gilt es ebenso wie für die Profis, nun möglichst schnell wieder ein Gefühl fürs Spiel zu bekommen. Deswegen hat Trainer Lucien Favre am Samstag bereits ein internes Testspiel im Stadion abhalten lassen, für Mittwoch ist ein weiteres geplant.
Am Montag aber bleibt es bei einer Einheit, am Mittag geht es zurück ins Hotel. Hier trifft kurz nach der Mannschaft auch Philipp Laux ein, der frühere BVB-Torhüter, der jüngst als Sportpsychologe vorgestellt wurde. Es folgen die Co-Trainer Edin Terzic und Manfred Stefes, außerdem Torwarttrainer Matthias Kleinsteiber und Fitnesstrainer Andreas Beck – und dann sind die Parkplätze belegt und Lucien Favre bleibt nur der Platz vor dem Tor.