Essen. Das Revierderby zwischen dem BVB und Schalke 04 könnte am Samstag ohne Zuschauer stattfinden. Grund ist das Coronavirus. Ein Kommentar.
Bis zum Revierderby sind es noch einige Tage hin. Für die Fußballer aus Dortmund und Gelsenkirchen noch genügend Zeit, um sich auf das Spiel vorzubereiten, das vielen Fans der beiden Klubs mehr bedeutet als eine Deutsche Meisterschaft. BVB gegen Schalke, das ist im Ruhrgebiet mehr als Fußball, es ist eine Art Religion.
Doch auch wenn der Profifußball gerne selbst die Zügel in der Hand hält und sich Einmischungen verbittet: Covid-19 macht mit jedem Tag, nein: mit jedem Infizierten klar, dass sich auch die Bundesliga nicht mehr den Schutzmaßnahmen gegen das grassierende Virus entziehen kann.
Die Ankündigung von NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, dem Ratschlag von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn zu mehr Absagen oder zumindest Partien unter Ausschluss der Öffentlichkeit folgen zu wollen, kommt für schwarz-gelbe und königsblaue Anhänger natürlich zur Unzeit. Aber darum geht es nicht, wenn das einzige Ziel sein kann, die Ausbreitung des Coronavirus zumindest verlangsamen zu wollen. Wenn Schulen geschlossen werden, Messen mit internationalem Publikum und weniger kommerzielle Sportevents abgesagt werden, ist es nicht vertretbar, an einem Bundesliga-Wochenende wegzuschauen, wenn mehrere Hunderttausend Fans durch die Republik zu den Spielen reisen.
BVB in Paris möglicherweise ohne Zuschauer
Es mag Menschen geben, die das Stadionerlebnis über die eigene Gesundheit stellen. Dies muss von anderen jedoch nicht toleriert werden. Wichtig und unverzichtbar ist, die Gefahr einer Ansteckung jederzeit neu abzuwägen – und das Ergebnis kann sich halt im Laufe von neun Bundesligaspielen zwischen Freitag und Sonntag drastisch verändern. Wenn der BVB nun womöglich am Mittwoch in der Champions League vor leeren Rängen im Pariser Prinzenpark spielen muss, fällt es schwer zu argumentieren, warum am gleichen Tag Gladbacher und Kölner zum Rheinderby zusammenkommen sollen.
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Weder bei der Anreise in der S-Bahn noch später auf der Tribüne herrscht Sicherheitsabstand, einen Mundschutz trägt beim Schmettern der Vereinshymnen auch niemand. So bitter es für viele Fans auch werden mag: Ein High-Five daheim auf die Gesundheit wird in den nächsten Tagen sinn- und wertvoller sein als im Stadion auf ein Tor der eigenen Mannschaft.