Mönchengladbach. Beim 2:1 in Gladbach beweist der BVB kämpferische Qualitäten. Beim Champions-League-Spiel in Paris aber muss vor allem eins besser werden.

Erling Haaland wurde eng bewacht – und das nicht nur im Spiel. Als der Stürmer von Borussia Dortmund den Borussia-Park von Mönchengladbach verließ, führte ihn ein Mitarbeiter der Medienabteilung vorbei an den Journalisten zum Ausgang – sehr zur Enttäuschung eines eigens angereisten norwegischen Berichterstatters. Der stellte nach dem 2:1-Sieg des BVB stattdessen seine Frage an Axel Witsel: Ob der dieses Mal ohne Tor gebliebene Stürmer Haaland vielleicht doch nur ein Mensch sei.

„Natürlich“, antwortete Witsel grinsend. „Er kommt von unserem Planeten, er hat zwei Beine und zwei Arme wie wir. Und wir können nicht erwarten, dass er in jedem Spiel zwei oder drei Tore schießt.“ Bislang allerdings haben Haalands angeblich so normale Beine erstaunlich viele Tore verantwortet, auch weil sie den Stürmer zuverlässig dahin getragen haben, wo die Trefferwahrscheinlichkeit besonders hoch ist.

Haaland beim BVB diesmal nicht im Fokus

Nicht so in Gladbach, die Abwehrspieler der Gastgeber hatten sich noch etwas intensiver um Haaland gekümmert als die BVB-Medienabteilung – und so blieb der bis auf eine Szene in der 86. Minute, als er den Ball in den Gladbacher Abendhimmel drosch, ohne ernsthafte Torannäherung.

Doch neben der menschlich verzeihbaren Fehlbarkeit des 19-Jährigen nahmen die Dortmunder eine für sie deutlich wichtigere Erkenntnis in die Woche mit den wichtigen Spielen in der Champions League bei Paris Saint-Germain am Mittwoch (21 Uhr/Sky) und dem Derby gegen Schalke 04 am Samstag (15.30 Uhr/Sky): Es geht auch ohne Haalands Tore. Weil Thorgan Hazard (8.) und Achraf Hakimi (71.) in die Bresche sprangen.

Vor allem aber, weil die Dortmunder zeigten, dass sie inzwischen Fußball nicht nur spielen, sondern auch arbeiten können. Die Partie war spielerisch nicht unbedingt hochklassig, dafür aber intensiv. „Es war hart“, sagte Axel Witsel. „Sehr viele Zweikämpfe, sehr körperlich, viele Fouls.“ Also genau das, was den Dortmundern also für gewöhnlich gar nicht liegt. „Diese Sorte Spiel hätten wir im letzten Jahr unentschieden gespielt oder verloren“, sagte Witsel. „In der Hinsicht sind wir also besser.“

„Richtige Mischung aus Künstlern und Arbeitern“

Tatsächlich warfen sich die Dortmunder mit Verve in die Zweikämpfe und schonten weder sich noch den Gegner. Fünf Gelbe Karten sammelten sie, in den 24 vorangegangenen Ligaspielen waren es insgesamt nur 20 gewesen.

Einen gewaltigen Fortschritt machte auch Mats Hummels aus: „Jetzt haben wir im Team die richtige Mischung aus Künstlern und Arbeitern oder Spielern, die einfach beides können“, sagte der 31 Jahre alte Abwehrchef und hob vor allem die beiden Winter-Zugänge Haaland und Emre Can heraus, die einen neuen Geist in die Mannschaft gebracht hätten: „Wir haben den Fight wie heute angenommen, wir sind in die Zweikämpfe gegangen und haben uns nichts gefallen lassen. Das hätte vor ein paar Wochen sicher noch ganz anders ausgesehen.“

In der Abwehr ist Luft nach oben

Auch deshalb wähnen sich die BVB-Profis gerüstet für das Achtelfinal-Rückspiel in der Champions League in Paris. „Wir haben im Hinspiel gezeigt, dass wir ihnen richtige Probleme bereiten können“, sagt BVB-Sportdirektor Michael Zorc über den 2:1-Sieg vor knapp drei Wochen. „Wir wissen aber auch, dass es in Paris anders aussehen wird, dass auch PSG etwas forscher auftreten wird.“

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Doch was im Bundesliga-Topspiel reicht, um zu gewinnen und Platz zwei zu erklimmen, könnte international zu wenig sein. Denn Paris dürfte mit den Topstars Kylian Mbappé und Neymar im Abschluss deutlich gefährlicher sein als die Gladbacher. Denen nämlich hatten die Dortmunder fünf gute bis herausragende Torchancen gestattet, weil der zuletzt so starke Dan-Axel Zagadou mehrfach patzte. Aber nur Lars Stindl traf zum zwischenzeitlichen Ausgleich (50.). „Wir brauchen eine saubere Defensivleistung, weil die Jungs, die bei Paris auf dem Platz stehen, die Fehler noch stärker ausnutzen, als es in der Liga der Fall ist“, mahnt auch Zorc. „Da müssen wir fast fehlerfrei spielen, wenn wir dort bestehen wollen.“

Denn das Gegentor im Hinspiel schmerzt den BVB, Paris reicht schon ein Treffer zum Weiterkommen. Auch deswegen wollen sich die Schwarz-Gelben nicht nur aufs Verteidigen konzentrieren: „Wir müssen unser Spiel zu machen und versuchen, so schnell wie möglich ein Tor zu schießen“, empfahl Witsel, während Zorc noch weiter ging: „Wir sind immer in der Lage, ein, zwei Tore zu schießen, das Selbstbewusstsein sollten wir haben.“