Dortmund. Nach den Fanprotesten vom Wochenende wirbt BVB-Sportchef Michael Zorc für Differenzierung – und hat vor dem Spiel in Gladbach eine Botschaft.
Michael Zorc beginnt in aller Ruhe: „Ich bin der Meinung, dass es zielführend ist, wenn man die ganze Problematik differenziert betrachtet“, sagt der Sportdirektor von Borussia Dortmund dann. Aber differenzierte Betrachtung ist nicht unbedingt die Regel bei dem Thema, das derzeit in der Bundesliga das Sportliche fast ein wenig zu überlagern droht: die Fanproteste gegen den DFB und gegen Dietmar Hopp, den Mäzen der TSG Hoffenheim. Und die harte Linie, die der DFB und seine Schiedsrichter in den vergangenen Tagen dagegen fuhren. Mehrere Spiele, unter anderem das des BVB gegen den SC Freiburg (1:0) wurden unterbrochen – in Dortmund waren beleidigende Sänge gegen Hopp die Ursache. Beim Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach am Samstag (18.30 Uhr/Sky) fürchten nicht wenige eine Wiederholung.
BVB-Sportchef Zorc: Beleidigungen müssen aufhören
Das Thema ist emotional besetzt, nicht nur bei den Fans. Auch Zorc wird immer lauter, je länger er redet: „Wenn man alles in einen Topf wirft, die Vorfälle vom letzten Wochenende mit Rassismus und Homophobie, wird das der Sache nicht gerecht“, sagt der 57-Jährige. Eine Sache aber ist klar für Zorc: „Was aufhören muss, sind Diskriminierungen, Beleidigungen, Schmähungen gegen einzelne Menschen“, fordert er. „Da muss klarer Konsens herrschen, auch bei den Ultragruppen. Wenn es wie am letzten Wochenende gegen Dietmar Hopp geht, wo man fast das Gefühl hatte, dass es eine konzentrierte Aktion ist, dann ist das unerträglich und nicht akzeptabel.“
Dennoch müsse man mit den Ultragruppen im Gespräch bleiben: „Ich bin dafür, den Dialog aufrecht zu erhalten, ich bin kein Freund von Law-and-order-Mentalität, damit kommen wir nicht weiter“, sagt Zorc und liegt damit recht genau auf jener Linie, die zuletzt auch die DFL und Klubs wie Werder Bremen vertreten hatten: Verstöße klar sanktionieren, gleichzeitig aber im Gespräch bleiben und nicht bei jeder Kritik gleich das Spiel unterbrechen. „Das Stadion muss ein Ort der Meinungsfreiheit bleiben, wo Menschen ein Ventil haben und ihrer Meinung auch mal freien Lauf lassen können“, fordert der BVB-Sportdirektor. „Aber wenn Grenzen überschritten werden, müssen wir die klar benennen und dann muss es auch Sanktionen geben.“
Auch interessant
Gespräche zwischen BVB und Ultras
Zugleich wirbt Zorc für einen differenzierten Blick auf die Ultras: „Große Teile der Ultragruppierungen sind bei uns dafür verantwortlich, dass es im Stadion hinterm Tor keine rechte Hetze gibt, dass die Kurve nicht braun verseucht ist“, meint er. „Nach der Schweigeminute wegen der schlimmen Ereignisse in Hanau kamen aus der Ecke auch die Nazi-Raus-Rufe.“
Mit diesen Ultras haben die Dortmunder im Laufe der Woche einige Gespräche geführt, über die Inhalte mag Zorc allerdings nichts verraten. Nur so viel: „Ich bin ein positiv denkender Mensch. Ich hoffe und glaube an einen Spielverlauf, bei dem kein Spielabbruch droht.“