Leverkusen. Nach dem Pokal-Aus in Bremen geht das Ligaspiel in Leverkusen verloren. Erneut patzt die BVB-Defensive. Trainer Favre ist zunehmend ratlos

Am Sonntag kam dann doch so etwas wie eine positive Nachricht von Borussia Dortmund. Julian Brandt, so meldete es der Klub, hatte sich während der 3:4 (2:2)-Niederlage bei Bayer Leverkusen einen Anriss des Außenbandes im rechten Sprunggelenk zugezogen. Er fällt im kommenden Bundesligaspiel gegen Eintracht Frankfurt am Freitag (20.30 Uhr/DAZN) aus, aber nicht zwingend für das Champions-League-Spiel gegen Paris Saint-Germain drei Tage später.

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Es hätte schlimmer kommen können, aber das war nur ein schwacher Trost am Ende dieser „Woche zum Vergessen“, wie Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, sie nannte. Nach dem Pokal-Aus bei Werder Bremen (2:3) verschenkte der BVB in Leverkusen trotz zweimaliger Führung den Sieg.

BVB-Neuzugang Emre Can: Wir müssen dreckiger spielen

Für neutrale Zuschauer war es ein Fußballfest, den Dortmundern aber verhagelte das Spiel gehörig die Laune. „Mir fehlt das absolut konsequente Verteidigen und Beschützen des eigenen Tores“, haderte Sportdirektor Michael Zorc. „Wenn man in Führung geht, muss man – auf gut Deutsch gesagt – dreckiger sein: manchmal ein Foul spielen, besser verteidigen“, forderte Winter-Zugang Emre Can. Und Kehl vermisste „das Bewusstsein bei allen, dass jeder Zweikampf entscheidend ist, dass jedes aggressive Anlaufen notwendig ist“, sowie „die Ernsthaftigkeit, die Zweikämpfe zu führen und unbedingt gewinnen zu wollen“.

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Trainer Lucien Favre wurde von der Generalkritik ausgenommen – es fand sich am Wochenende aber auch niemand, der der öffentlich immer hochtouriger laufenden Trainerkritik entgegentreten mochte.

Zehn Gegentore in drei Auswärtsspielen beim BVB

Favres Problem: All die deutlichen Worte waren ja nicht neu, man hat sie so schon oft gehört in der laufenden Saison – zuletzt nach dem Pokal-Aus bei Werder Bremen (2:3). Gebessert aber hat sich nichts. Zehn Gegentore hat der BVB in den drei Auswärtsspielen der Rückrunde kassiert, 32 sind es insgesamt nach 21 Saisonspielen. Und Favre wirkt zunehmend ratlos, nach dem Abpfiff in Leverkusen schien er regelrecht resigniert. „Wir haben Schwierigkeiten. Ich hatte das selten bei einer Mannschaft, seitdem ich Trainer bin“, sagte er bei Sport 1.

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Der Schweizer hatte es mit der Rückkehr zur Viererkette und Can in der Startelf versucht. Doch seine Spieler zeigten wie so oft eine verheerende Mischung aus individuellen Fehlern, mangelhafter Abstimmung und fehlender Aggressivität gegen den Ball. Sieben Kilometer liefen sie insgesamt weniger als ihre Gegner, sie waren zu langsam in den Beinen und im Kopf.

Beim 0:1 konnte Kai Havertz den Ball im Mittelfeld seelenruhig annehmen und auf den freistehenden Nadiem Amiri weiterleiten. Der spielte ohne Gegnerdruck steil auf Kevin Volland, den Manuel Akanji allzu leicht ziehen ließ (20.). Beim 2:2 durch Vol­land herrschte im BVB-Strafraum Konfusion nach einer Ecke (43.). Bei Leon Baileys 3:3 fehlte erneut der Zugriff im Mittelfeld, zudem verlor Mats Hummels die Übersicht (81.). Beim 3:4 kam der Abwehrchef im Kopfballduell mit Lars Bender zu spät (82.), nachdem Akanji und Achraf Hakimi wieder einmal eine Flanke nicht hatten verhindern können. Die starke Offensivleistung und die Tore durch Hummels (22.), Can (33.) und Raphael Guerreiro (65.) gerieten zum Muster ohne Wert.

Der Titel ist vorerst kein Thema mehr

Zum sechsten Mal in der laufenden Saison verspielte der BVB eine Führung, 14 Punkte hat er dadurch bereits verschenkt. Von der angestrebten Meisterschaft redet vorerst niemand mehr: „Vor dem Spieltag haben wir schon die Möglichkeit gesehen, mit dem Schwung aus der Liga richtig nach vorne zu rücken“, sagte Kehl. „Jetzt müssen wir erst mal an anderen Dingen arbeiten und die Sache richtig aufarbeiten.“