Leverkusen. Nach der 3:4-Pleite in Leverkusen humpelte BVB-Profi Julian Brandt aus dem Stadion. Er hatte sich am Sprunggelenk verletzt und fehlt vorerst.
Julian Brandt humpelte durch die Mixed Zone, das rechte Sprunggelenk war bandagiert. „Es ist sehr, sehr dick“, sagte der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund. Am Sonntag folgte die Diagnose und somit steht fest, dass der BVB am Samstagabend zwei dicke Rückschläge hinnehmen musste: Das Bundesligaspiel bei Bayer Leverkusen ging trotz zweimaliger Führung 3:4 (2:2) verloren – und Brandt fällt vorerst aus.
Der Nationalspieler hat sich einen Anriss des Außenbandes im Sprunggelenk zugezogen. Am Freitag gegen Eintracht Frankfurt fällt er aus, ob er für die Champions League fit wird, ist offen. Schon in der Anfangsphase hatte Lars Bender den Mittelfeldspieler am Fuß getroffen. „Das war kein Foul, das war einfach nur unglücklich“, meinte Brandt selbst. Doch die Szene hatte Folgen, fortan quälte er sich mit Schmerzen über den Platz und musste zur Halbzeit ausgewechselt werden.
Fassungs- und Ratlosigkeit beim BVB
Schon bis dahin war es ein hochklassiges, ein rasantes Spiel zweier Mannschaften gewesen, die ihre Stärken vor allem in der Offensive haben – und hinten immer wieder sehr luftig agierten. Den Leverkusenern war das am Ende egal, die Dortmunder ärgerten sich umso heftiger: Innerhalb von nicht einmal zwei Minuten hatte der BVB das Spiel aus der Hand gegeben, hatte damit drei wichtige Punkte im Titelrennen verschenkt – weil die Defensive mal wieder überaus anfällig war.
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Und während die Leverkusener breit grinsend durch die Stadionkatakomben liefen, während der frühere Dortmunder und heutige Bayer-Trainer Peter Bosz von einem „Sieg des Willens“ sprach, herrschte bei den Dortmunder Verantwortlichen Fassungs- und Ratlosigkeit. „Es ist ja offensichtlich, dass wir zu viele Gegentore bekommen – nicht nur heute, aber heute war es besonders eklatant“, schimpfte Sportdirektor Michael Zorc. „Wir machen es dem Gegner zu einfach, Tore gegen uns zu erzielen.“
Und Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, ergänzte: „Wenn man so viele Gegentore kassiert und sich so doof anstellt, kann man auch nicht gewinnen.“ BVB-Trainer Lucien Favre lief kopfschüttelnd an den Journalisten vorbei und murmelte immer wieder: „C’est pas possible“, das ist doch nicht möglich. Er hatte vieles versucht, er hatte die Winterzugänge Erling Haaland und Emre Can in die Startelf beordert, er hatte umgestellt von Dreier- auf Viererkette – aber Stabilität brachte all dies nicht.
Spektakuläres Tor von Can
Vor dem 0:1 konnte Kai Havertz den Ball unbedrängt im Mittelfeld annehmen und auf den ebenfalls frei stehenden Nadiem Amiri weiterleiten. Der spielte einen brillanten Steilpass auf Kevin Volland, der wiederum Manuel Akanji allzu leicht abschüttelte und sicher einschob (20.). Viel Zeit zum Feiern aber hatte Leverkusen nicht: Jadon Sancho schlug einen Eckball genau auf den Kopf von Mats Hummels, der sein erstes Tor seit der Rückkehr aus München machte (22.). Und dann wurde es spektakulär: Can kam über 30 Meter entfernt vom Tor an den Ball, legte ihn sich einmal vor und schlenzte ihn dann präzise und unhaltbar in den Winkel (33.) – ein Traumtor beim Startelf-Debüt.
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Doch auch Leverkusen wurde noch einmal gefährlich: Hakimi konnte eine Flanke von Amiri nicht verhindern. Im Zentrum war nur Jonathan Tah aufmerksam und lenkte den Ball von der Torauslinie zu Volland, der zum 2:2 einschoss (43.).
Haaland, Sancho, Hakimi überragend
Der wilden ersten Halbzeit folgte eine nicht minder aufreibende zweite. Sanchos Treffer wurde noch auf Intervention von Video-Assistent Benjamin Brand zurückgenommen (52.), Giovanni Reynas abgefälschter Schuss klatschte an den Pfosten und von Lukas Hradeckys Rücken ins Toraus (58.). Auf der Gegenseite traf Havertz allein vor dem Tor nur den Pfosten. (63.).
Das rächte sich prompt. Haaland und Sancho fädelten überragend ein, Hakimi bediente Raphael Guerreiro und der traf mit platziertem Flachschuss zum 3:2 für den BVB (65.).
"Erst einmal musst du gut verteidigen"
Der BVB schien die Partie nun im Griff zu haben – doch die defensiven Unsicherheiten blieben: Bei Tahs Pass auf Volland hob Guerreiro das Abseits auf. Can klärte noch per Grätsche – doch der Ball sprang zu Leon Bailey, der sicher zum 3:3 einschob (81.). Der Leverkusener Jubel war noch gar nicht abgeklungen, da lag der Ball schon wieder im Dortmunder Tor: Daley Sinkgraven flankte, der angerauschte Lars Bender sprang höher als Hummels und köpfte ein (82.).
Mit einem Sieg hätte der BVB richtig nahe an die Tabellenspitze heranrücken können, so drohen der FC Bayern oder RB Leipzig nach dem Spitzenspiel am Sonntag davonzuziehen. „Es war insgesamt eine Woche zum Vergessen“, resümierte Kehl, bevor er Richtung Ausgang stapfte. Traumtorschütze Emre Can fasste die Partie so zusammen: „Wir haben vier Tore kassiert, so gewinnt man keine Spiele. Erst einmal musst du gut verteidigen.“