Bremen. Der BVB kassiert in Bremen die erste Niederlage der Rückrunde. Weniger als das Ergebnis muss die Art und Weise Sorgen machen. Ein Kommentar.
Natürlich muss nach einer einzigen Niederlage nicht gleich alles in Bausch und Bogen verdammt werden bei Borussia Dortmund. Dafür war der Hinrundenstart zu gut, zudem war ja auch bei der 2:3-Niederlage im DFB-Pokal-Achtelfinale bei Werder Bremen nicht alles schlecht.
Vieles aber schon. Mit der unnötigen Niederlage beim Abstiegskandidaten hat der BVB die erste Titelchance der laufenden Saison leichtfertig weggeworfen und der nach drei Siegen heftig entflammten Euphorie einen herben Dämpfer versetzt. Auch weil der Auftritt in Bremen auf fatale Weise an so viele schwache Auftritte in der Hinrunde erinnerte.
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BVB-Profis waren sich ihrer Sache wohl zu sicher
Es konnte ja keinen Zweifel geben, dass die Dortmunder die bessere Fußballmannschaft stellten. Das wussten die Zuschauer, das wussten die Bremer und das wussten die BVB-Profis. Und die waren sich ihrer Sache in diesem Wissen wohl doch etwas zu sicher. Zu lange nämlich ließen sie die richtige Haltung zu diesem Spiel vermissen.
Ganz anders die Bremer: Sie ackerten, sie rackerten, sie rannten und zweikämpften wie aufgedreht. Und das Mehr an Einsatz reichte, um die fußballerische Überlegenheit des BVB zu egalisieren. Das ist die bedenkliche Botschaft, die von diesem Pokal-Aus in Bremen ausgeht: dass die Dortmunder in einem wichtigen K.o.-Spiel nicht den nötigen Einsatz in die Waagschale warfen. Dass es dem Gegner reichte, dass er den Sieg mehr wollte, zumindest eine Halbzeit lang. Dass diese Ansammlung von Feinfüßen noch immer arge Probleme bekommt, wenn der Gegner sie mit hochtourigem Lauf- und Zweikampfverhalten niederringen will.
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Nach der Pause hätten die Schwarz-Gelben die Partie ja durchaus drehen können, die Gelegenheiten dazu waren da. Hauptverantwortlich für den zwischenzeitlichen Dortmunder Sturmlauf: der nimmermüde, allerdings arg fehlerhafte Jadon Sancho, sowie die eingewechselten Erling Haaland und Giovanni Reyna. Zwei 19-Jährige und ein 17-Jähriger also. Drei Teenager mussten für den Schwung sorgen, den die Etablierten nicht aufbringen konnten. Ähnlich war es schon zum Hinrunden-Auftakt gegen Augsburg gewesen, als Haaland mit drei Treffern viele Unzulänglichkeiten überstrahlte. Diesmal traf der Norweger „nur“ einmal.
BVB-Defensive weiterhin flatterhaft
Dass es nun offenbar gar nicht mehr geht ohne seine Treffer und Sanchos Geistesblitze, spricht nicht für die arrivierten Kräfte. Die müssen nun am Wochenende im Topspiel gegen Bayer Leverkusen zeigen, dass die blutleere erste Halbzeit von Bremen ein einmaliger Ausrutscher war. Einer, der dazu beitragen könnte, ist Emre Can. In Bremen kam der Neuzugang erst in den Schlussminuten. Bis dahin konnte er von der Bank aus zusehen, wie flatterhaft die Dortmunder Defensive noch immer sein kann. Wer noch nach Argumenten für die Verpflichtung des Defensiv-Allrounders gesucht hatte – er bekam sie in diesem Spiel zahlreich präsentiert.