Dortmund. Am Freitagabend trifft der BVB auf den 1. FC Köln. Florian Kringe spielte für beide Vereine. Er fiebert heute mit Borussia Dortmund mit.

Florian Kringe war am 23. August 2003 einer der ersten Gratulanten von Dirk Lottner, der so eben wieder seinem Ruf als Freistoß-Spezialist alle Ehren erwiesen hatte. In der 57. Minute zirkelte Kölns Nummer 30 den Ball unhaltbar für BVB-Keeper Roman Weidenfeller zum 1:0-Endstand ins Netz. „Das war ein ganz überraschender Sieg für uns als Underdog“, erinnert sich Kringe, heute 37 Jahre alt, im Gespräch mit dieser Redaktion zurück.

Ex-Spieler Florian Kringe: BVB wird sich durchsetzen

Auf der einen Seite der Aufsteiger aus Köln, auf der anderen Seite die von Stars wie Marcio Amoroso, Tomas Rosicky oder Jan Koller gespickte Borussia. Die Vorzeichen haben sich nicht groß geändert, wenn sich beide Klubs am Freitagabend (20.30 Uhr/DAZN) mal wieder in der Fußball-Bundesliga begegnen. Nur heißen die Top-Spieler inzwischen Marco Reus, Axel Witsel oder Jadon Sancho. „Der BVB ist der haushohe Favorit und ich denke, dass er sich aufgrund der individuellen Klasse durchsetzen wird“, sagt Kringe. Der gebürtige Siegener absolvierte zwischen 2001 und 2012 insgesamt 151 Partien für Dortmund und wurde zwei Mal Deutscher Meister. Mit dem FC stieg er als Leihspieler 2003 in die erste Liga auf. Inzwischen wohnt Kringe wieder in Köln, ist als Spielerberater tätig - und nah dran an beiden Klubs.

„Nach vier Siegen in Folge wird der FC mit viel Selbstvertrauen in die Partie gehen. Die Winterpause hat dem ja keinen Abbruch getan“, glaubt Kringe. „Die Frage ist, ob sie so frech und unbekümmert jetzt auch vor 80.000 Zuschauern auftreten können.“ Unter Markus Gisdol sei der Aufsteiger auf dem richtigen Weg. „Es ist cool, dass er sich in dieser Situation getraut hat, auf die Jugend zu setzen. Das ist ein Versprechen für die Zukunft“, sagt Kringe.

Kringe nicht restlos überzeugt vom BVB

Vom BVB ist der 37-Jährige dagegen noch nicht völlig überzeugt. Die Stabilität und richtige Balance fehle: „Teilweise liefert Dortmund ein Offensivspektakel ab, leistet sich aber auch viele individuelle Fehler, vor allem bei der Absicherung des Angriffsspiels.“ Den eigenen Ansprüchen - die Bosse hatten im Sommer das Ziel Meisterschaft ausgerufen - laufen die Borussen somit etwas hinterher. Sieben Zähler sind es auf die Tabellenspitze. „Die Zielsetzung war eine bewusste Entscheidung nach der defensiven Herangehensweise in den vergangenen Jahren. Man wollte dem Team damit vermutlich ein gewisses Selbstverständnis mit auf den Weg geben“, so der ehemalige Mittelfeldspieler.

Bislang hat das nur bedingt funktioniert. Wem es bislang in keiner Weise an Einstellung mangelt, ist Neuzugang Erling Haaland. Mit ihm hat Borussia Dortmund mehr Optionen im Angriff - als Alternative zu Mario Götze und Paco Alcácer. „Es gab keinen Plan B für Tage, an denen es nur mit der Brechstange funktioniert. Haaland bringt ein unfassbares Selbstvertrauen mit. Die Erwartungshaltung ist nach diesem Einstand nicht kleiner geworden“, sagt Kringe.

Kringe: "Hatte großes Glück, für beide Vereine gespielt zu haben"

Auch wenn Kringe die Fußball-Welt als Berater inzwischen neutral betrachtet, liegen seine Sympathien doch eher beim BVB. Die Zeit in Köln will er trotzdem nicht missen: „Viele Mitarbeiter kenne ich hier noch von früher. Ich hatte großes Glück, für beide Vereine gespielt zu haben. Die Stimmung im Stadion ist so ziemlich das Beste, was es in Deutschland gibt. Die Begeisterungsfähigkeit des Umfelds ist enorm. Alle fiebern in Dortmund und Köln mit.“

Besonders in Borussia Dortmunds Fanszene genießt „Der Fette mit die Sechs“, wie sie Kringe liebevoll in Dortmund nennen, ein hohes Ansehen. Das berührt ihn auch heute noch. Er hatte dem Klub in den schwersten Zeiten mit Fast-Pleite und Abstiegssorgen die Treue gehalten. „Meine fußballerisch beste Zeit fiel genau in die Phase, als es dem Verein nicht gut ging. Das schweißt unheimlich zusammen. Mit dem späteren Erfolg kamen viele neue Fans dazu. Da kann man schon mal in Vergessenheit geraten. Umso schöner ist es, wenn mich die Leute aus den schweren Zeiten in guter Erinnerung behalten.“ Sein Tipp für Freitag: 2:0 für den BVB.