Marbella. Für Julian Brandt lief es beim BVB in der Hinrunde nicht immer rund. Nun hat Trainer Lucien Favre eine neue Position für ihn gefunden.

Irgendwann lässt sich Julian Brandt dann doch aus der Ruhe bringen. Gerade spricht der Mittelfeldspieler von Borussia Dortmund vor diversen TV-Kameras über die kommende Saison, da taucht Marco Reus auf der Terrasse des Mannschaftshotels „Gran Melia Don Pepe“ in Marbella auf. Der Kapitän filmt die Szenerie mit einem Smartphone und ruft immer wieder halblaut den Namen seines Mitspielers – bis Brandt lachen muss und sagt: „Marco, bitte halt die Schnauze.“

Es ist nicht nur diese Szene, die zeigt: Brandt verrichtet seine Arbeit unter der Sonne Spaniens mit viel Spaß. Auch im Training sieht man ihn oft lachen und mit dem Kollegen sprechen, wer ihm im Hotel begegnet, sieht meistens auch ein breites Grinsen. „Ich habe ein gutes Gefühl für mich und die Mannschaft“, sagt er mit Blick auf die Rückrunde, die für den BVB am 18. Januar beim FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky) beginnt. Und dann schiebt er grinsend nach: „Ich weiß aber nicht, woher das kommt. Das ist einfach so.“

Star-Friseur im Dortmunder Trainingslager angereist

Dabei ist Brandt keineswegs nur der Spaßvogel, der Hallodri, der alles auf die leichte Schulter nimmt. Er steht seinem Beruf durchaus ernsthaft gegenüber, er ist keiner, der in sozialen Medien mit Statussymbolen protzt oder Luxusurlaube braucht. Beim Starfriseur HD Cutz, der am Donnerstag aus London anreiste, wird er anders als viele Mannschaftskollegen keinen Termin machen.

Aber: Brandt ist ein positiv denkender Mensch. „Es ist alles drin“, sagt er zur Rückrunde – schränkt dann aber noch einmal ein: „Zu sagen, der Champions-League-Sieg ist drin, wäre überzogen. Aber alles andere ist drin und das sollte auch immer das Ziel sein.“ Dabei gab die Hinrunde nicht immer Anlass zu allergrößtem Optimismus. Zu schwankend waren die Leistungen des BVB, zu sehr ging es auch bei Julian Brandt persönlich auf und ab.

Brandt liefert seine besten BVB-Spiele neben Witsel ab

Zu Beginn wechselten sich starke Auftritte als Joker mit deutlich schwächeren in der Startelf ab, lange war es mehr Schatten als Licht – bis Trainer Lucien Favre sein System umstellte, eine 3-5-2-Formation installierte und Brandt deutlich weiter hinten als gewohnt aufstellte, als zweiten defensiven Mittelfeldspieler neben Axel Witsel. Es war eine Notlösung, weil so viele Spieler fehlten – aber es funktionierte. Aus tieferer Position lieferte Brandt seine bis dato besten Spiele für den BVB ab.

Seine Idealposition also? „Zumindest näher dran“, sagt er und lacht. „Natürlich kommt mir das entgegen“, fügt er dann ernsthafter hinzu. „Ich klebe nicht an der Linie, ich bin nicht vorne und muss Verteidiger binden und mich behaupten, während mir der Rücken gebrochen wird. Ich bin mehr am Ball, mehr in der Aktion, und ich kann mehr die Strippen ziehen.“

Zwar war der Nationalspieler in neuer Rolle nicht an allzu vielen Toren direkt beteiligt, aber mehrmals spielte er den vorletzten Pass – jenen, der die Abwehrkette sprengt und den Treffer zwangsläufig macht.

BVB-Trainer Favre sieht Fortschritte

Aber er muss deutlich mehr nach hinten arbeiten, er muss deutlich stärker in den Zweikämpfen werden. „Es ist für mich neu, jetzt defensivere Parts zu übernehmen, aber mir macht das schon Spaß“, sagt der 23-Jährige. Trainer Lucien Favre attestiert ihm Fortschritte in der Arbeit gegen den Ball – sieht aber auch noch viel Luft nach oben. „Ich habe natürlich noch einen gewissen Hang zum Risiko“, räumt Brandt ein. „Da muss man natürlich aufpassen auf der Sechs. Wenn man direkt vor der Abwehr Bälle verliert, kann es sehr, sehr schnell gefährlich werden.“

Wie kurz vor der Winterpause, als Brandt beim 3:3 gegen RB Leipzig mit einem völlig missglückten Rückpass ein Gegentor verschuldete. Da hatte er den lauernden Timo Werner komplett übersehen, da fehlte noch der Leitgedanke: Sicherheit geht vor.

Aber er glaubt fest daran: Das wird schon werden auf der neuen Position, wie es auch beim BVB werden wird. Nach einem halben Jahr weiß er, wie die Mitspieler ticken, wie sie angespielt werden wollen, wo sie wann hinlaufen. „Das kommt, es wird kommen“, sagt Brandt.