Dortmund. Durch den 4:0-Sieg gegen Leverkusen betreibt der BVB Wiedergutmachung – und tankt Selbstvertrauen für das Top-Duell gegen den FC Barcelona.
Nein, es lief längst nicht alles rund: Zehn Minuten vor Ende des Spiels konnte Borussia Dortmunds Torhüter Roman Bürki nicht mehr – und ließ sich eine Schere kommen. „Meine Stutzen waren einfach viel zu eng, die musste ich aufschneiden“, erzählte er später mit einem Lächeln. Es war die wohl größte Widrigkeit, mit der sich der Schweizer an diesem Tag hatte auseinandersetzen müssen: Gegen Bayer Leverkusen hatte der BVB verdient mit 4:0 (1:0) gewonnen – und die eigentlich so starken Leverkusener hatten es erstaunlich selten vermocht, Bürki zum Eingreifen zu zwingen.
„Das war natürlich ein gutes Spiel der Mannschaft, wir waren effektiv und haben alles gegeben“, freute sich Thomas Delaney. Tatsächlich war Effektivität das entscheidende Stichwort, denn den 81.365 Zuschauen im Dortmunder Stadion hatte sich ein ungewohntes Bild geboten: Leverkusen dominierte Ball und Raum, kam am Ende auf erstaunliche 67 Prozent Ballbesitz. Doch nachdem der BVB etwa eine Viertelstunde brauchte, um gegen einen deutlich präsenteren Gegner in die Partie zu finden, gelang es ihm immer wieder, schnelle Gegenangriffe zu setzen.
Alcácer und Sancho auf Rekordkurs
Paco Alcácer traf erst selbst zum 1:0 (28.) und war dann Wegbereiter des 2:0, als er Jadon Sanchos Hereingabe clever für Marco Reus durchließ (50.). In der Endphase schraubten Raphael Guerreiro (83.) und erneut Reus (90.) das Ergebnis noch in die Höhe.
Alcácer, der nun in jedem Pflichtspiel in dieser Saison getroffen hat, steht jetzt bei fünf Toren nach vier Spielen – das schafften bisher im BVB-Trikot nur Pierre-Emerick Aubameyang (2015/16) und Klub-Legende Lothar „Emma“ Emmerich (1967/68). Und Sanchos fünf Torvorbereitungen nach vier Spielen sind noch keinem Dortmunder gelungen, seit 1992/93 damit begonnen wurde, diese Daten systematisch zu erfassen.
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Nicht nur deswegen waren die Verantwortlichen zufrieden: „Wir haben heute eine gute Reaktion gezeigt“, freute sich ein erleichterter Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspieler-Abteilung. Zuletzt hatte es ja diese 1:3-Niederlage nach erschreckend schwacher Leistung beim Aufsteiger Union Berlin gegeben. Deswegen, so räumten es die Schwarz-Gelben nach dem Spiel ein, war der Druck besonders hoch gewesen. Bei einer Niederlage hätte man den Traum von der Meisterschaft erst einmal abhaken müssen.
Sonderlob für Thomas Delaney
Doch es kam anders, weil die Spieler anders als in Berlin verinnerlicht hatten, dass sie für einen Sieg hart arbeiten müssen, dass Lauf und (Zwei-)Kampf die Basis für Erfolg in der Bundesliga sind. Besonders eindrücklich verkörperte das einer, der zuletzt meist auf der Bank gesessen hatte. „Ich möchte Thomas Delaney ein Sonderlob aussprechen“, sagte Sportdirektor Michael Zorc. „Er hat heute gefühlt 200 Zweikämpfe bestritten und 210 gewonnen. Er hat es hervorragend gemacht.“
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Delaney war Garant dafür, dass erstmals in dieser Saison die Dortmunder Defensive stabil stand, nachdem sie in den ersten drei Bundesligaspielen schon fünf Tore kassiert hatte. Der Däne hatte den Auftrag bekommen, Leverkusens Besten Kai Havertz aus dem Spiel zu nehmen – und das erledigte er mit Bravour.
Am Dienstag gegen Barcelona
„Das war eine gute Probe für uns“, meinte Delaney später. Denn am Dienstag ist in der Champions League der FC Barcelona zu Gast (21 Uhr/Sky), und der dürfte ähnlich dominant auftreten. „Auch da müssen wir uns darauf einstellen, den Ball länger nicht zu haben, uns zu wehren, viel zu laufen“, meinte Kehl.
Und vermutlich wird Torhüter Bürki dann deutlich weniger Zeit haben, sich in Ruhe die zu engen Stutzen zu richten.