Köln. Borussia Dortmund startet gegen den 1. FC Köln harmlos und dreht die Partie in der zweiten Halbzeit. Alcacer trifft in der Nachspielzeit.
Der Moment, der das Spiel verändern sollte, war ein unscheinbarer: An der Seitenlinie leuchteten nacheinander die Nummern 5 und 19 auf, Achraf Hakimi und Julian Brandt betraten nach gut einer Stunde das Spielfeld – und sorgten dafür, dass Borussia Dortmund nach einem bis dahin erschreckend ideenlosen Auftritt doch noch ein 3:1 (0:1)-Sieg beim starken Aufsteiger 1. FC Köln gelang. Kapitän Marco Reus fasste das nach dem Spiel so zusammen: "Wir hatten nicht viele Chancen, aber die, die wir hatten, haben wir genutz." Dennoch, bilanzierte Reus, müsse man anerkennen, das man "noch weit weg von dem Potential, das die Mannschaft hat, weg ist".
Köln startet aggressiv
Kölns Trainer Achim Beierlorzer hatte angekündigt, voll auf Attacke zu spielen – und das sollte kein leeres Versprechen bleiben: Die Hausherren liefen die Dortmunder schon an deren Strafraum aggressiv an, setzten sie unter Druck und erzwangen Fehler. Beierlorzer hatte die richtigen Schlüsse aus dem 5:1-Sieg des BVB gegen den FC Augsburg am ersten Spieltag gezogen und seinen Stürmern die Order mitgegeben, Mats Hummels weder Zeit noch Raum für den Spielaufbau zu lassen. Die setzten das perfekt um und weil auch das Kölner Mittelfeld angepeitscht vom lautstarken Anhang in vorbildlicher Weise rannte und kämpfte, kam kaum ein Ball zu den Dortmunder Angreifern.
Drexler bringt Köln in Führung
Stattdessen waren es die Kölner, die auch die spielerischen Akzente setzten und zu Chancen kamen: Eine Flanke von Anthony Modeste verpasste Jhon Cordoba noch knapp (17.), Jonas Hector verzog aus 20 Metern (18.) und Modestes Volley nach Cordobas Flanke blockten Hummels und Lukasz Piszczek mit vereinten Kräften (27.). Auf der Gegenseite sorgte nur ein Freistoß von Marco Reus aus 30 Metern für Gefahr, doch FC-Torhüter Timo Horn lenkte den Ball um den Pfosten (23.).
Und so kam es, wie es fast schon kommen musste: Birger Verstraete trat einen Eckball, Ellyes Skhiri verlängerte mit dem Kopf – und am langen Pfosten drückte der erstaunlich freistehende Dominick Drexler den Ball über die Linie (29.).
Unglückliche Scharmützel beim BVB
Es war ein Gegentor, das die Dortmunder spürbar verunsicherte: Der erfahrene Axel Witsel verlor sich immer wieder in unnötigen Scharmützeln. Manuel Akanji verunglückte ein Rückpass derart, das ein Eckball für Köln herauskam. Lukasz Piszczek dribbelte statt nach vorne ins Aus. Und Bürki hätte dem irrwitzigen Treiben fast die Krone aufgesetzt, als er gegen Cordoba ins Dribbling ging und der Ball nur dank einer glücklichen Fügung nicht beim Gegner landete. Der Halbzeitpfiff – er war zu diesem Zeitpunkt eine Erlösung für den BVB.
Doch auch nach der Pause wandelte sich das Bild zunächst nicht, eine scharfe Hereingabe von Cordoba hätte Akanji fast ins eigene Tor gelenkt (49.). Beim BVB ging weiterhin wenig, Hummelsversuchte es mal auf eigene Faust – schoss aus der Distanz aber deutlich vorbei (52.). Und als Paco Alcácer im Strafraum doch einmal recht frei an den Ball kam, brachte er ihn genau auf Horn (56.).
Dortmund mit einer Stunde Verspätung im Spiel
Dann kamen Brandt und Hakimi – und Brandt spielte gleich Reus frei, der aber am herausstürzenden Horn scheiterte (62.). Mit einer Stunde Verspätung war Dortmund nun im Spiel angekommen.
Und dann kam dieser eine Moment, in dem die Kölner Abwehr nicht aufmerksam war: Alcácer führte einen Eckball blitzschnell aus, der Ball landete bei Sancho und der schlenzte ihn aus halbrechter Position ins lange Eck (70.). Und dann die 86. Minute: Brandt spielte einen herrlichen Steilpass auf Lukasz Piszczek und dessen Flanke wuchtete Hakimi per Kopf ins Tor. Und damit nicht genug, ind er Nachspielzeit vollendete Alcácer einen Konter noch zum 3:1 (90.+4). Es war ein später, es war ein glücklicher Sieg gegen starke Kölner – und der erste Rückschlag auf dem Weg zum angestrebten Titel wurde eben noch vermieden.