Bad Ragaz. . Das Trainingslager von Borussia Dortmund in Bad Ragaz endet heute. Sebastian Kehl kündigt im Kampf um die Stammplätze harte Entscheidungen an.

Es gibt wahrlich schlechtere Orte als das Hotel, in dem Borussia Dortmund in Bad Ragaz residiert. Drinnen locken luxuriöse Zimmer. Draußen lädt die Terrasse dazu ein, auf die Berge und ins Grüne zu schauen, während sich einige Gäste gerade im Pool abkühlen. Trotzdem erklärt Thomas Delaney, als er am Donnerstag im Schatten der Bäume sitzt, dass es hier manchmal auch ein bisschen langweilig sei und er sich auf die Rückreise heute freue.

Denn natürlich haben die BVB-Profis die Zeit im Trainingslager von Samstag bis Freitag nicht damit verbracht, die Gipfel zu bestaunen, sondern mit Fußball, Fußball und noch mal Fußball. Die intensive Woche sollte den Grundstein für den Titelkampf legen. Bereits der Supercup am Samstag (20.30 Uhr/ZDF) gegen den FC Bayern wird einen Hinweis geben, wie weit die Dortmunder schon sind. Doch auch die Tage in der Schweiz haben einige Erkenntnisse geliefert.

Bis die Mannschaft ihr Top-Niveau erklimmt, wird noch Zeit vergehen. Trainer Lucien Favre kündigte bereits an, dass die Vorbereitung über den Saisonstart hinausgehe. Die Nationalspieler sind erst später dazugestoßen. Die Neuzugänge Thorgan Hazard (Knöchel), der am Freitag wieder Teile des Mannschaftstrainings absolvierte, und Julian Brandt (Adduktoren) sind verletzt. Erst im September will Favre mit seinem Team bei 100 Prozent sein. Dann wird im Dreitagesrhythmus gespielt.

Alcácer wirkt bereits fitter und durchtrainierter als in der vergangenen Spielzeit. Da erzielte der Spanier 18 Treffer, jetzt könnte er noch häufiger für Jubelschreie sorgen. Daher kündigt sich derzeit auch kein Stürmer-Transfer des BVB an. „Ich habe jedenfalls keine Sorge, mit dieser Offensive in die neue Saison zu gehen“, meint Sebastian Kehl, Leiter der Lizenzspielerabteilung.

Sebastian Kehl, beim BVB Leiter der Lizenzspielerabteilung.
Sebastian Kehl, beim BVB Leiter der Lizenzspielerabteilung. © DPA PA

Die Führungsspieler nehmen den Kampf um die Meisterschaft an. Axel Witsel schätzt die neue Zielsetzung. Kapitän Marco Reus betont immer wieder: „Wir haben Großes vor.“ Mats Hummels schweigt bislang. Auf dem Rasen aber mahnt er, schreit er und versucht, voranzugehen. „Er ist ein Baustein, der uns in der vergangenen Saison gefehlt hat“, erklärt Kehl.

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Risiko meidet Favre weiterhin. In den Testspielen hat er lieber mit zwei defensiven Sechsern begonnen, anstatt eine mutigere Variante zu wählen. „Wir müssen weniger Gegentore kriegen“, sagt Delaney, der auf der Sechs dafür zuständig ist, Konter zu verhindern. „Ich glaube aber, dass Mats Hummels dabei von hinten helfen wird.“

Atemberaubend ist bislang das Passspiel der Borussia. Der Ball rast von der Abwehr über das Mittelfeld in die Spitze. So ist die Mannschaft auch in einer defensiveren Variante in der Lage, mit Spektakel zu verzücken – und jeden Gegner vor Probleme zu stellen.

Götze pokert bislang, denn noch steht nicht fest, ob er seinen 2020 auslaufenden Vertrag verlängert. Der BVB möchte ihm weniger Gehalt überweisen, Mario Götze wiederum bringt auch einen Wechsel ins Ausland ins Spiel. Nach dem Supercup wird verhandelt.

Alle wollen spielen, alle können aber nicht spielen. Der Konkurrenzkampf ist riesig. Im Grunde haben nur Torhüter Roman Bürki, Hummels, Witsel und Reus einen Stammplatz sicher. „Es wird harte Entscheidungen geben“, sagt Kehl. Trainer Favre muss das Gerangel moderieren.

Ziele beflügeln scheinbar, denn die Profis nehmen den ausgerufenen Titelkampf an. Kehl: „Alle lechzen danach.“ Favre warnt allerdings auch vor einer zu großen Erwartungshaltung. „Ich gehe da mit. Wir müssen aber alles analysieren und nicht so viel sprechen.“