Seattle. Der 19-jährige BVB-Profi Jadon Sancho könnte zum Weltstar werden, wenn er in der neuen Saison seine bisherigen Leistungen bestätigt.

Jadon Sancho stellt den Fuß auf den Ball, hebt kurz den Kopf, und dann geht es los: ein schneller Antritt, vorbei an einem, zwei, drei Gegenspielern – auch im Training von Borussia Dortmund ist der Angreifer kaum zu bremsen. Sancho sprüht nur so vor Spielfreude während der Einheit auf dem Virginia Mason Athletic Campus, dem Trainingsgelände des NFL-Klubs Seattle Seahawks. Und als er einmal den Ball verliert, setzt er gleich im Vollsprint hinterher. „Sehr gut, Jadon!“, ruft Assistenztrainer Edin Terzic.

Sancho hat sich etwas vorgenommen für die Vorbereitung und für die Saison, das merkt man – und das sagt er auch. „Es gibt Leute, die die Frage aufwerfen, ob ich nur ein One-Hit-Wonder bin“, sagt er. „Denen muss ich beweisen, dass sie falsch liegen.“

Straßenfußballer und Instinktprofi

Denn der Angreifer hat eine beeindruckende Saison hinter sich: 12 Tore und 17 Vorlagen hat er erreicht, nur Bayerns Robert Lewandowski war noch erfolgreicher. Und: Der Engländer ist einer der selten gewordenen Straßenfußballer. Ein Instinktprofi, der Dinge mit dem Ball anzufangen weiß, die nur wenige andere können. Der raue Londoner Stadtteil Kensington war eine gute Schule: „Was ich auf den Straßen gelernt habe, die Ballbehandlung, hilft mir heute, wenn ich dribbeln will“, sagt der Offensivspieler.

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Heute sind auch gestandene Bundesliga-Abwehrspieler oft hilflos, wenn Sancho mit seinem Tempo und seinen irrwitzigen Haken auf sie zustürmt. Diese Mischung aus Kreativität und Effektivität macht aus dem 19-Jährigen einen der begehrtesten jungen Spieler Europas. Das Portal Transfermarkt.de führt ihn mit einem Marktwert von 100 Millionen Euro als wertvollsten Bundesligaprofi – und in Dortmund rechnen sie fest damit, dass spätestens im kommenden Sommer die großen englischen Klubs dreistellige Ablösesummen bieten werden, um den Nationalspieler zurück auf die Insel zu locken.

Leistungsträger beim BVB

Denn Sancho ist auf dem Weg zum Weltstar, zur Weltmarke. Und zum nächsten lohnenden Geschäft für den BVB, der ihn vor zwei Jahren für knapp acht Millionen Euro von Manchester City loseiste. Und schon jetzt zählt er zu den uneingeschränkten Leistungsträgern beim BVB. Und dennoch sieht Trainer Lucien Favre ihn noch lange nicht am Optimum: „Er muss sich weiterentwickeln, er hat noch einiges zu tun – aber das ist ganz normal mit 19“, sagt der Schweizer. „Er weiß, was er zu tun hat, er muss nach dem Training noch individuell arbeiten. Er muss jeden Tag denken, dass er besser werden will, das ist das Leitmotiv.“

Der Druck auf Sancho nimmt zu

Die Entwicklung ist eben noch nicht abgeschlossen. Und so treibt die BVB-Verantwortlichen auch eine Sorge um, die sie aber nur hinter vorgehaltener Hand formulieren: dass der Druck auf Sancho nun deutlich größer wird, dass 29 Scorerpunkte zum Maßstab werden, dass ihm durchschnittliche Leistungen gar nicht mehr zugestanden werden. Dabei ist es mit 19 eigentlich zu erwarten, dass auch mal Formkrisen kommen, Leistungsschwankungen gehören in diesem Alter dazu – eigentlich.

Sancho lässt sich davon nicht beeindrucken: „Ich fühle keinen Druck“, sagt er. „Mir geht es nur darum, der Mannschaft zu helfen.“ Er selbst erwartet ja auch von sich, dass er noch besser, noch erfolgreicher wird. Fehlendes Selbstvertrauen kann man ihm ohnehin nicht vorwerfen: „Wenn wir zusammenhalten und verletzungsfrei bleiben“, sagt der Engländer, „bin ich sehr zuversichtlich, dass wir Meister werden.“

Es wäre der nächste logische Schritt auf dem Weg zum Weltstar.​