Essen. In der Saison 2017/18 haben die deutschen Profiklubs rund 200 Mio Euro für Berater ausgegeben. Der Irrsinn muss gestoppt werden. Ein Kommentar.
Man ist es ja längst gewohnt, dass im Fußball mit Zahlen hantiert wird, die jeder Normalität entwachsen sind. Hier 80 Millionen Euro für einen Innenverteidiger, dort 101 Millionen für einen Rechtsaußen – und wahrscheinlich wird auch bald irgendwann der Rekord von 222 Millionen Euro Ablösesumme für Neymar fallen. Auf dem zunehmend überdrehten Markt wird ja nur so herumgeworfen mit dem Geld.
Und doch ist es eine ungeheuerlich Summe, die die Deutsche Fußball-Liga nun bekanntgegeben hat. Eine Anmerkung vorweg: Es ist absolut löblich, dass einzelne Kennzahlen aus dem Lizenzierungsverfahren veröffentlicht werden, dass die deutschen Profiklubs hier mehr Transparenz schaffen über ihre finanzielle Situation.
BVB setzte 2017/2018 370 Mio Euro an Transfersummen um
Trotzdem darf, nein: muss man sich empören über eine Zahl, die dabei besonders auffällt: Rund 200 Millionen Euro haben die 36 Profiklubs in der Saison 2017/18 an Spielerberater ausgezahlt. 200 Millionen, das ist mehr, als die meisten Klubs überhaupt in einem Jahr umsetzen – nur beim FC Bayern, Borussia Dortmund, Schalke 04, Bayer Leverkusen, RB Leipzig und dem VfL Wolfsburg ist die Bilanzsumme größer.
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Und von den 40 Millionen Euro, die Spitzenreiter Dortmund ausgegeben hat, hätte man 2017/18 problemlos die Mannschaften von Fortuna Düsseldorf und Union Berlin unterhalten können – nicht eine von beiden, beide. Natürlich lässt sich erklären, wieso der BVB das meiste Geld für Berater ausgegeben hat: In jener Saison hat er etwa 370 Millionen Euro an Transfersummen umgesetzt. Er hat rund 110 Millionen Euro ausgegeben und dank Ousmane Dembélé und Pierre-Emerick Aubameyang 260 Millionen kassiert. Da fallen eben einige Provisionen und sonstige Gebühren für Vermittler und Berater an.
Erklären lässt sich die Summe also, begreifen aber nicht. Es ist schwer vorstellbar, welche Leistungen in jener Saison erbracht wurden, die es rechtfertigen, dass dafür insgesamt 200 Millionen Euro ausgegeben wurden – zumal immer mal wieder die Berater ähnlich gut oder sogar besser verdienen als die beteiligten Klubs und Spieler. Und: Das Geld, das an Berater ausgezahlt wird, ist dem Kreislauf Fußball entzogen, es kann nicht in bessere Spieler, in Infrastruktur oder andere Posten investiert werden, die eine Mannschaft und einen Klub nach vorne bringen.
Der Gesetzgeber könnte derartige Auswüchse stoppen
Darüber beklagen sich viele Verantwortliche in Klubs und Verbänden immer wieder. Aber: Sie schaffen es auch nicht, diese Summen einzudämmen. Die Klubs zahlen im Zweifel eben doch immer wieder Fantasiesummen, wenn sie im Gegenzug ihre Wunschspieler unter Vertrag nehmen können. Und die Verbände scheinen kein konkretes Interesse zu haben, die Branche zu regulieren.
Da bleibt am Ende nur der Gesetzgeber, um derartige Auswüchse zu stoppen. Für Ärzte, Steuerberater und Rechtsanwälte gibt es längst Gebührenordnungen – warum nicht auch für Spielerberater?