Dortmund. Die europäischen Spitzenklubs wollen die Klubwettbewerbe drastisch umbauen, die deutschen Vereine sind dagegen. Watzke warnt vor Naivität.
Es ist erst wenige Tage her, dass sich die 36 deutschen Profiklubs geschlossen gegen die geplante Reform der Champions League ausgesprochen haben – und damit gegen die European Club Association (ECA) gestellt haben, den mächtigen Zusammenschluss der europäischen Spitzenklubs.
Der nämlich will die europäischen Wettbewerbe ab dem Jahr 2024 drastisch umbauen in ein mehr oder weniger geschlossenes Ligensystem und die Möglichkeit, sich über die nationalen Ligen zu qualifizieren, drastisch reduzieren. Stattdessen soll es innerhalb der europäischen Ligen Auf- und Abstiege geben.
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Die deutschen Klubs lehnen das strikt ab – aber Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke warnt vor Naivität: „Diese Reform kommt so oder so“, sagt er. „Wir müssen jetzt versuchen, möglichst viel von dem reinzupacken, was deutschen Interessen und dem deutschem Gefühl entspricht.“
Das bedeutet: deutlich mehr Qualifikationsmöglichkeiten über die Liga, als es bisher vorgesehen ist, deutlich weniger Abschottung. Aber Deutschland sei nicht „der Nabel der Welt“, so Watzke, deswegen müsse man nicht erwarten, „dass die sich zu 90 Prozent auf unsere Ideen einlassen“.
Der BVB-Boss sieht einen Kulturkonflikt: Jene, die eher angelsächsisch geprägt seien, könnten einem „closed shop“, einem relativ geschlossenen Ligensystem mit sicherem Zugang zu den europäischen Geldtöpfen viel abgewinnen, weil es die Planungssicherheit deutlich erhöhe. Genauso sähen es die großen Klubs in Spanien und Italien. Und auch die Geldgeber möchten sichergehen, dass die großen Klubs, die großen Marken wie Real Madrid und der FC Barcelona jedes Jahr im Wettbewerb vertreten sind.
"Das wäre der Tod des deutschen Fußballs"
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Watzke warnt vor totaler Opposition „Sonst sagen die am Ende: Macht doch euren Scheiß allein, wir machen unsere Liga ohne euch.“ Und dann wären die deutschen Klubs abgeschnitten von der europäischen Hochfinanz. „Das“, prophezeit der BVB-Boss“, wäre der Tod des deutschen Fußballs.“ Er erwartet: „Man muss mit den großen Klubs und Ligen etwas finden, was dazwischen liegt. Ein Teil der Klubs qualifiziert sich über ersten Plätze ihrer Ligen, ein Teil über den Uefa-Koeffizienten. Komplett über die Liga wird es nicht mehr gehen, das ist für mich klar.“
Am Mittwoch treffen sich die deutschen ECA-Mitglieder, also der BVB, Bayern München, Schalke 04, Bayer Leverkusen und der VfL Wolfsburg, in München mit dem ECA und Juventus-Turin-Vorsitzenden Andrea Agnelli, um auszuloten, wie es weitergeht.