Dortmund. . Nach dem 3:2 gegen Düsseldorf versuchen die BVB-Bosse, ihrer Mannschaft den Druck zu nehmen – denn die kam damit erneut nicht gut klar.

Balleroberung, ein paar schnelle Schritte und ein sicherer Abschluss. Ein doppelter Doppelpass und der nächste Treffer. Ein Dribbling an gleich drei Gegenspielern vorbei, Querpass, Tor. Marco Reus war blendend aufgelegt im Training am Sonntagvormittag – bei dem sich die Spieler austobten, die tags zuvor beim 3:2 (1:0) gegen Fortuna Düsseldorf nicht oder nur kurz zum Einsatz gekommen waren.

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Die gute Form des zuletzt gesperrten Kapitäns war ein Signal der Hoffnung, von denen es am Wochenende einige gab: Der BVB hatte mit dem 3:2 gegen Düsseldorf seine Hausaufgaben erledigt, dank Toren von Christian Pulisic (41.) in seinem letzten Heimspiel vor dem Wechsel zum FC Chelsea sowie Thomas Delaney (53.) und Mario Götze (90.+2). Für die Fortuna trafen Oliver Fink (47.) nach einem krassen Fehler von BVB-Torhüter Marwin Hitz und Dawid Kownacki (90.+5).

BVB-Boss Watzke ist stolz

Und weil Bayern München bei RB Leipzig nur 0:0 spielte, besteht im letzten Saisonspiel am kommenden Samstag tatsächlich noch die Chance, im Fernduell am zwei Punkte besseren Spitzenreiter vorbeizuziehen. Das gefiel sogar dem unterlegenen Fortuna-Trainer Funkel: „Ich freue mich auf dieses Herzschlagfinale“, sagte er. „Endlich ist es in Deutschland wieder so, dass am letzten Spieltag die Entscheidung über die Meisterschaft fällt.“

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Als Funkel das sagte, saß BVB-Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke nur wenige Meter entfernt – und ihm war anzusehen, was er auch in Worte goss: „Ein Finale am letzten Spieltag tut dem deutschen Fußball gut, und darauf sind wir auch ein bisschen stolz.“ Den Bayern würde aufgrund der besseren Tordifferenz ein Unentschieden reichen, aber bei einer Niederlage gegen Eintracht Frankfurt könnte der BVB vorbeiziehen. Und in Dortmund begannen die Verantwortlichen flugs mit dem, was sonst die Bayern so meisterhaft beherrschen: den psychologischen Scharmützeln. „Die Mannschaft hatte brutalen Druck heute, aber der wandert jetzt weiter nach Süden, das ist ja klar“, sagte Watzke. Das war die klare Sprachregelung an diesem Tag: „Wir haben keinen Druck“, erklärte Sportdirektor Michael Zorc. „Wir sind nicht in der Pole Position, Bayern ist das. Denn denen reicht ein Unentschieden.“ Sebastian Kehl, der Leiter der Lizenzspieler-Abteilung, meinte: „Druck haben wir eh nicht mehr, die Bayern müssen es regeln, weil sie zu Hause spielen.“ Und außerdem: „Die Bayern sind in den letzten Wochen auch nicht so souverän, so routiniert aufgetreten.“

BVB-Boss Watzke: „Wir können nur noch gewinnen“

Es waren Botschaften, die sich nach außen richteten, an den Rivalen in München – aber auch an die eigene Belegschaft, die ihr Spiel bei Borussia Mönchengladbach ja auch erst einmal gewinnen muss, um die Chance auf den Titel zu wahren. Und mit den mentalen Herausforderungen im Meisterschaftsrennen haben die BVB-Profis so ihre Probleme, das wurde gegen Düsseldorf wieder einmal deutlich: „In einigen Phasen der ersten Halbzeit hat man vielleicht nicht zu hundert Prozent gesehen, dass wir noch an den Titel glauben“, umschrieb Kehl den zähen Auftritt höchst diplomatisch. Dennoch führte Dortmund in der Nachspielzeit 3:1 gegen dezimierte Düsseldorfer, Adam Bodzek hatte für ein Foul an Jadon Sancho zurecht Rot gesehen. Doch die Fortuna kam zum Anschlusstreffer und danach sogar zu zwei Großchancen auf den Ausgleich – der das Ende aller Titelträume bedeutet hätte. „Der Druck ist da“, erklärte Trainer Lucien Favre. „Wir mussten unbedingt gewinnen, das hat man gespürt.“

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Mit einem Mal erinnerten sich die Spieler, dass sie ja jetzt etwas zu verlieren und dass sie zuletzt so manches Mal einen Vorsprung noch aus der Hand gegeben hatten – und schon waren Sicherheit und Selbstverständlichkeit wie weggeblasen.

Genau dem wollen die BVB-Bosse für die kommende Woche entgegenwirken: „Ich glaube nicht, dass irgendein Spieler, irgendeiner bei Borussia Dortmund noch ein bisschen Druck empfindet“, sagte Watzke. „Wir haben alles geliefert, was wir liefern mussten, wir können nur noch gewinnen.“