Dortmund. Mit 18 Jahren wollte der Deutsch-Brasilianer beim BVB in höhere Sphären. Es folgten Umwege. Jetzt kehrt er mit Hoffenheim in neuer Rolle zurück.
Es fällt direkt auf, dass sich das Leben von Leonardo Bittencourt in den vergangenen Monaten verändert hat. Jedenfalls dann, wenn man die privaten Schnappschüsse des 25-Jährigen betrachtet, die auf der Fotoplattform Instagram immer mal wieder aufploppen. Und zeigen, wie er mit seiner kleinen Tochter Luana um die Wette lächelt. Glücklich. Zufrieden. Stolz. Die neue Rolle als Familienvater gefällt Bittencourt ganz offensichtlich.
Nun macht ein solides Familienleben aus einem Kreisliga-Kicker noch keinen Diego Maradona (ansonsten würde die Geburtenrate auch rapide steigen). Zumindest lassen sich aber Parallelen zwischen Bittencourts privatem Glück und seiner fußballerischen Entwicklung ziehen. Denn auch auf dem Rasen wirkt der Offensivkünstler in einer neuen Rolle im Zentrum bei der TSG Hoffenheim reifer und umsichtiger, als er das noch in Dortmund war. Dort, wohin er heute (15.30 Uhr/Sky) mit seiner Mannschaft zurückkehrt, um gegen den Tabellenführer Borussia Dortmund anzutreten. Auch wenn er in den letzten beiden Partien nach leichten Muskel-Problemen nicht zum Einsatz kam, soll er nun wieder in der Startelf stehen. Trainer Julian Nagelsmann schätzt seine Nummer 13.
Ex-BVB-Profi Leonardo Bittencourt klingt demütig
Er sei absolut zufrieden bei der TSG, meint Bittencourt deswegen auch im Gespräch mit dieser Redaktion. „Ich habe hier die Chance bekommen, unter einem der besten Trainer der Bundesliga zu trainieren und Champions League zu spielen“, ergänzt er. Außerdem: „Hoffenheim ist mittlerweile eine super Adresse für Spieler, die sich auf hohem Niveau weiterentwickeln wollen.“
Klingt demütigt, aber der Deutsch-Brasilianer weiß mittlerweile, wie kompliziert so eine Fußball-Laufbahn sein kann. Nachdem seine Karriere so leichtfüßig begann. Ihn direkt auf der Autobahn nach oben führte. Musste Bittencourt nun doch den ein oder anderen Umweg nehmen, um in die Sphären zu gelangen, die ihm viele prophezeit hatten. Damals, im Jahr 2012.
Da wechselte Bittencourt vom Zweitligisten Energie Cottbus zu Dortmund. Als Supertalent bezeichneten ihn die Medien. Doch so gut die Anlagen auch waren, wirklich durchsetzen konnte er sich unter dem damaligen Trainer Jürgen Klopp nicht. „Er war vielleicht ein bisschen zu früh bei uns“, glaubt BVB-Sportdirektor Michael Zorc. „Ich war damals noch sehr jung“, meint Bittencourt selbst. 18, um genau zu sein. Trotzdem habe ihm die Erfahrung genützt, sagt er, denn „das Jahr unter Trainer Jürgen Klopp hat mir definitiv in meiner Entwicklung geholfen“.
Bittencourt: Erst zu Hannover 96, dann zum 1. FC Köln
Doch schon 2013 musste der gebürtige Leipziger den ersten Umweg einschlagen. Er wechselte zu Hannover 96, schnupperte nun regelmäßig Bundesliga-Luft. Weitere zwei Jahre später ging es weiter zum 1. FC Köln, der gerade aufgestiegen war. Hier wirbelte er auf der Außenbahn, erreichte mit Köln sogar die Europa League, war glücklich. Doch der Abstieg in die zweite Liga im vergangenen Sommer wäre die falsche Abfahrt gewesen. Stattdessen lockte Hoffenheim.
Mit Nagelsmann verstehe sich Bittencourt sehr gut, hört man aus dem Umfeld des Profis. Der Trainer hat ihn umgeschult, ihn von der Außenbahn ins Zentrum verschoben. Dort versucht Bittencourt nun, das Spiel der Hoffenheimer auf der Sechs oder auch auf der Acht zu ordnen. Sein Vertrag gilt noch bis zum Jahr 2023. Das Ziel: Führungsspieler werden. So vielleicht mal von Joachim Löw angerufen zu werden.
„Es ist ein Traum von mir, für die Nationalmannschaft berufen zu werden“, sagt Bittencourt. „Aber das geht nur, indem man kontinuierlich auf höchstem Niveau seine Leistung zeigt.“
Stimmt. Der Weg ist also klar.